Mi., 15.10.2025 , 17:48 Uhr

Wie Skaten Zusammenhalt schafft

Brennpunktviertel Grünau?

Grünau – für viele ist der Stadtteil noch immer ein Synonym für Plattenbau, soziale Probleme und Perspektivlosigkeit. Sven Bielig kennt diese Zuschreibungen nur zu gut.

Grünau auf vier Rollen – wie Skaten Gemeinschaft schafft

Ich bin jetzt seit über 18 Jahren in Grünau und die Themen sind irgendwie die gleichen geblieben.

Wohnraum, Arbeit, Armut – das seien die größten Belastungen für junge Menschen, sagt er. Wer keinen Halt finde, suche sich Ventile. Manchmal sei es Konflikt – manchmal ein Skateboard.

Ein Ort, an dem man nicht allein fährt

Im Heizhaus, einer Mischung aus Skatehalle und soziokulturellem Zentrum, klingt Grünau plötzlich ganz anders: Rollen über Beton, Gelächter, Zurufe.

Skaten ist mehr als nur Sport. Es ist ein Miteinander. Man lernt gemeinsam, man passt aufeinander auf. Es hat etwas Familiäres.

Für viele sei diese Gemeinschaft mehr als Freizeit – sie ersetze, was sonst fehlt.

Es gibt genügend Leute, die keinen familiären Support haben. Und das kann einem die Community geben.

Immer mehr Frauen stehen inzwischen mit auf dem Board. Auch für Themen wie Sichtbarkeit und Gleichberechtigung sei Platz.

In Workshops sprechen wir viel darüber: Wie fühle ich mich als Frau im Skatepark? Wie kann ich mich empowern? Wir haben genauso die Daseinsberechtigung.

Mehr als nur Skaten – ein soziales Versprechen

Das Heizhaus existiert seit 2002. Was mit einem kleinen Verein begann, ist heute ein Treffpunkt der Generationen.

Mehrgenerationenaustausch – Smartphone-Kurs trifft Häkelkurs.

Doch auch politische Spannungen bleiben nicht draußen. Bei der Bundestagswahl 2025 holte die AfD in Grünau über 30 Prozent – gleichzeitig hat jeder dritte Einwohner einen nicht-deutschen Hintergrund.

Wir begegnen rechter Raumnahme im Alltag. Da hilft kein Gruppendruck – da braucht es Gespräche. Die jungen Menschen reden oft in dem Sprech, den sie von zu Hause kennen. Und dort sind sie nun mal jeden Tag – bei uns nicht.

Ein Stadtteil, den man anders sehen sollte

Zwischen Beton und Vorurteilen wächst etwas heran, das man von außen kaum sieht: echtes Miteinander – auf Rollen, beim Häkeln oder im Gespräch.

Vielleicht ist genau das die lauteste Antwort auf all die Klischees über Grünau.