Do., 02.10.2025 , 16:28 Uhr

Für mehr Jobperspektiven

Digital statt abgehängt: IT-Kurs für geflüchtete Frauen

„Das motiviert die Frauen dazu, sich auf dem Arbeitsmarkt – oder allgemein in Leipzig – zu integrieren.“ Mit diesem Anspruch begleitet die Informatikerin Rand Al Sahar geflüchtete Frauen in einem Digital-Empowerment-Kurs in Leipzig.

Der Kurs vermittelt Grundlagen im Umgang mit digitalen Geräten und Programmen – auf Deutsch, Englisch und Arabisch. Die Teilnehmerinnen lernen Office-Anwendungen wie Word und Excel kennen und nutzen sogar künstliche Intelligenz wie ChatGPT.

Das hilft Frauen dabei, sich im Arbeitsmarkt zu integrieren. Wir lernen hier, wie man Lebensläufe schreibt – mit Vorlagen, die es im Internet gibt, erklärt Rand.

Viele der Frauen kommen mit einem konkreten Ziel: Bewerbungen erstellen, digitale Formulare verstehen, berufliche Chancen erkennen.

Sie wollten nur wissen, wie man Bewerbungen schreibt. Dann haben sie das selbst gelernt und mit unserer Unterstützung vollständig fertig gemacht – und schnell einen Job gefunden.

Große Lücke zwischen Männern und Frauen

Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung liegt die Erwerbstätigenquote geflüchteter Frauen, die seit 2015 nach Deutschland kamen, nur bei rund 35 Prozent. Bei geflüchteten Männern derselben Gruppe sind es 75 Prozent. Die IAB-Daten zeigen jedoch: Mit längerer Aufenthaltsdauer steigen sowohl Beschäftigungsquoten als auch die Qualität der Jobs. Sprachkurse, Jobberatung und kürzere Beschäftigungsverbote fördern die Integration, während Wohnsitzauflagen und Gemeinschaftsunterkünfte oft ausbremsen.

Digitale Kompetenzen sind dabei ein Schlüssel. Viele Teilnehmerinnen haben in ihren Herkunftsländern Abschlüsse erworben – oft ohne je mit einem Computer gearbeitet zu haben.

Es gibt Frauen, die sind Lehrerinnen oder Anwältinnen, aber sie haben ihre Abschlussarbeit nicht am Computer geschrieben. Jetzt wollen sie digitale Fähigkeiten nachholen, um arbeiten zu können, sagt Rand.

 

Alltag, Bewerbung und Selbstständigkeit

Eine Teilnehmerin ist besonders ehrgeizig: Thura Abdulbaqi hat im Irak Management und Wirtschaft studiert und möchte in Deutschland beruflich ankommen.

Ich hab Zeugnis Management und Wirtschaft.

Mit dem Computer kommt sie zurecht, aber viele Begriffe kennt sie nur auf Englisch.

Früher war alles am Computer auf Englisch. Jetzt ist alles auf Deutsch, deutsche Worte.

Der Kurs hilft jedoch nicht nur bei beruflichen Fragen. Die Frauen üben, digitale Formulare auszufüllen, mit Google Maps zu navigieren und ChatGPT zum Übersetzen zu nutzen.

Das vereinfacht den Alltag und entlastet Menschen, die sonst immer Dolmetscher brauchen. Vor allem in Behörden oder Praxen ist das ein großes Problem.

Besonders bewegt hat sie eine ehemalige Teilnehmerin, die zuvor kaum lesen konnte.

Sie war früher nur zu Hause. Jetzt kann sie fast alle Papiere alleine erledigen, hat ein Bankkonto und ist viel stärker geworden. Solche Angebote haben ihr geholfen – statt zu Hause zu bleiben.

Digitale Teilhabe schafft Chancen

Deutschkenntnisse bleiben entscheidend, um Arbeit zu finden. Deshalb vermittelt der Kurs auch die passenden Fachbegriffe direkt auf Deutsch. Noch immer liegt die Beschäftigungsquote geflüchteter Frauen nur bei etwa der Hälfte der Quote deutscher Frauen. Doch digitale Bildung stärkt Selbstvertrauen, Unabhängigkeit – und die Aussicht auf einen Job.

Der Leipziger Kurs zeigt, wie Integration gelingt: nicht durch Forderungen, sondern durch Zugang, Sprache und digitale Werkzeuge.