Chemnitz- Vor 65 Jahren war die Direktverbindung von Chemnitz nach Berlin gelebter Alltag – heute bleibt sie nur noch ein nostalgisches Erlebnis. Eine Sonderfahrt mit historischem Dampfzug ließ am Wochenende die alte Schnellzugstrecke noch einmal lebendig werden.
Großer Bahnhof am Samstag an ebenjenem in Chemnitz. Und das wegen eines eigentlich traurigen Jubiläums: 65 Jahre Städtischer Schnellverkehr. Was einst zu Reichsbahnzeiten als Erfolg gefeiert wurde – von Karl-Marx-Stadt direkt auf der Schiene in die Hauptstadt – ist heute nicht mehr existent. Die Feierlichkeiten rund um den verblassten Städteverkehr riefen Frank Menzel auf den Plan. Der leidenschaftliche Bahner machte am Wochenende zumindest kurz möglich, woran sich Politiker heute die Zähne ausbeißen: eine Schnellverbindung auf Schienen – von der Kulturhauptstadt bis nach Berlin. Das Dampfross an der Spitze wurde in den 1930er-Jahren erbaut und zählt zu den größten deutschen Schnellzuglokomotiven. Mit Öl befeuert und bis zu 2500 PS stark, erreicht das fahrende Museum Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 130 km/h. Für heutige Züge zwar Schneckentempo – dafür schafft der Oldtimer auf Schienen ein anderes Kunststück: Mit entsprechender Vorplanung sei man bisher immer pünktlich am Ziel angekommen.
Doch nicht nur die Ankunftszeit streng nach Fahrplan sei der Grund dafür, dass jeder Platz in den alten Waggons besetzt war. Es liege auch an den Geschichten, die die Menschen mit den nostalgischen Zügen verbinden – vor allem das gesetztere Publikum. Aber auch jüngere Generationen begeisterten sich zunehmend für Puffer und Feuerbüchse. Nicht nur der Gedanke an vergangene Reisen speise die Faszination. Im Zentrum des Interesses stehe vor allem die alte Technik mit ihrem ganz besonderen Charme.
Ein lebendiges Stück Erinnerungskultur, das zeigt, dass Eisenbahn weit mehr ist als nur ein Verkehrsmittel. Wenn alte Lokomotiven unter Dampf stehen, wird nicht nur alter Stahl bewegt, sondern auch ein Stück Identität und Heimatgeschichte sichtbar.