Mi., 24.09.2025 , 16:52 Uhr

Leipzig

Hopfen und Malz verloren? Nachwuchs-Problem beim Handwerk

Ist hier Hopfen und Malz verloren? Trotz eines leichten Positivtrends fehlt dem Handwerk weiterhin dringend der Nachwuchs – und das, obwohl es das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildet. Ohne Menschen, die anpacken, geht nichts. Doch wie lassen sich junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk gewinnen?

Ein Beispiel für Leidenschaft im Beruf findet sich im Leipziger Zentrum-Süd. In einer kleinen Brauerei riecht es nach Hopfen und Malz – frisch angesetzt. Hier leben Nico Synowzik und Pieter Rosenlöcher ihren Traum vom Bierbrauen. „Bierbrauen ist ein Handwerk, weil es wirklich noch viel Handarbeit ist – zum Teil wie vor vielen Jahren“, sagt Synowzik. Seit 2018 betreiben beide ihre Brauerei „Syndebräu“. Was für ihn nach Arbeit klingt, sei in Wahrheit Berufung: „Es macht mir Spaß, es ist praktisch keine Arbeit, sondern mein Leben.“

Bis ein Bier fertig ist, vergehen mindestens fünf Wochen – Geduld und Können sind gefragt. Doch das Handwerk des Bierbrauens ist nur ein Beispiel dafür, wie vielseitig die Branche ist. Das zeigte sich am Wochenende auch auf dem Leipziger Markt beim Tag des Handwerks. Unter dem Motto „Handwerk tut gut“ präsentierten sich dort zahlreiche Gewerke. „Handwerker fühlen sich zu über 80 Prozent gesundheitlich wohl – vielleicht auch, weil das Handwerk Erfüllung bietet“, erklärte Volker Lux von der Handwerkskammer.

Wie erfüllend die Arbeit sein kann, bestätigt auch der Leipziger Herrenmaßschneider Malte Almes. Präzision und Regionalität spielen für ihn eine große Rolle: „Ich mache viel handwerkliche Arbeit – und ich würde sagen: einfach Handwerk unterstützen, auch regionale Sachen.“ Auch Dachdecker warben um Nachwuchs. „Wir haben den schönsten Arbeitsplatz über der Stadt“, sagt Dachdeckermeister Sebastian Hartmann. Sein Kollege Max Lindner ergänzt: „Ich wollte eigentlich Architekt werden. Aber ich hab gemerkt: Dachdecker reicht mir vollkommen. Ich bin gerne draußen.“

Solche Beispiele scheinen Wirkung zu zeigen: In Ostsachsen wurden bis Ende August 2.058 neue Lehrverträge abgeschlossen – ein Plus von 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein kleiner, aber wichtiger Schritt. Viele Auszubildende betonen, wie sehr ihnen die körperliche Arbeit guttut. „Ich wollte schon immer mit den Händen arbeiten“, sagt ein Elektroniker-Azubi. „Man muss anpacken, aber auch viel nachdenken und planen.“

Doch trotz des positiven Trends bleiben die Herausforderungen groß. Handwerksvertreter wie Volker Lux fordern gleiche Bedingungen wie im akademischen Bereich: „Für uns ist es elementar wichtig, dass die Meisterausbildung irgendwann kostenfrei wird. Behandelt uns so wie das akademische System – lasst uns Handwerker arbeiten.“

Zurück im Leipziger Sudhaus zeigt sich, was das Handwerk ausmacht: mit den Händen etwas schaffen – und am Ende des Tages das Ergebnis sehen. „Man sieht sein Schaffen, sein Werken – und es ist da. Das beschreibt Handwerk in seiner ursprünglichen Form“, fasst Brauer Synowzik zusammen.

Ob Dach, Anzug oder Bierglas – das Handwerk bleibt Herzstück und Rückgrat. In Leipzig. In Sachsen. Und für alle, die anpacken.