Di., 04.11.2025 , 17:37 Uhr

Inklusive Stadtführungen in Leipzig: Ein Appell an Politik und Gesellschaft

Wie sächsische Gästeführer Barrierefreiheit neu denken

Leipzig - Auf dem 8. Sächsischen Gästeführertag steht die Inklusion im Fokus. Gästeführer aus ganz Sachsen diskutieren, wie Führungen für blinde und sehbehinderte Menschen erlebbar werden.

Stadtführung für Alle: Barrierefreiheit im Mittelpunkt

In der Alten Handelsbörse Leipzig fand am Montag der 8. Sächsische Gästeführertag statt, an dem überregionale Gästeführer Strategien zur Inklusion entwickelten. Dieser Tag ist ein wesentlicher Schritt, um die Frage zu beantworten: Wie können auch Menschen mit Sehbehinderung Geschichte erleben? Im Rahmen des Programms hielt der erfahrene Kunstvermittler Sebastian Schulze einen Vortrag. Seit 20 Jahren blind, erläuterte er eindrücklich, dass es keine Mitleidshaltung, sondern Respekt und Gleichstellung braucht: „Blinde und sehbehinderte Menschen wie alle anderen behandeln ist das Wichtigste.“

Praktische Tipps für die Umsetzung

Besonderes Augenmerk wurde auf multisensorische Erfahrungen gelegt. Schulze empfiehlt, Sehenswürdigkeiten taktil erlebbar zu machen und visuelle Eindrücke durch genaue Beschreibungen zu ersetzen. „Wichtig ist, dass Menschen Skulpturen oder Säulen berühren dürfen und auf Stolperfallen hingewiesen werden“, fügte er hinzu. Cornelia Schnoy, eine erfahrene Gästeführerin aus Leipzig, unterstreicht die Herausforderungen, gegen digitale Angebote konkurrenzfähig zu bleiben und trotzdem ein sicheres und erlebnisreiches Umfeld zu bieten.

Dringende Aufrufe für politische Unterstützung

Tim Mosig vom Gästeführungen Leipzig und Umland e.V. betonte die Notwendigkeit politischer Unterstützung, um barrierefreie Kunst- und Kulturveranstaltungen anzubieten. Die Finanzierung sei unsicher und in einigen Gebieten sogar vollständig gestrichen worden. Am Ende des Tages wünschen sich die Teilnehmer mehr Bewusstsein und Unterstützung seitens der Politik. Denn Gästeführungen sind mehr als historische Fakten – sie sind Begegnung, Empathie und Teilhabe, unmittelbar auch für sehbeeinträchtigte Menschen.