Dresden - Das Sächsische Kultusministerium hat die Ergebnisse einer umfassenden Arbeitszeituntersuchung unter Lehrkräften und Schulleitungen veröffentlicht. Die vom SMK beauftragte Prognos AG begleitete 3.772 Lehrkräfte und 386 Schulleitungen über ein gesamtes Schuljahr hinweg und erfasste erstmals alle arbeitszeitrelevanten Tätigkeiten – vom Unterricht bis zu organisatorischen Aufgaben.
Die Daten zeigen deutliche Unterschiede zwischen Voll- und Teilzeitkräften: Während Vollzeitlehrkräfte im Durchschnitt auf nahezu ausgeglichene Arbeitszeiten kamen, leisteten Teilzeitbeschäftigte im Schnitt 1,4 Überstunden pro Woche. Schulleitungen arbeiteten im Mittel sogar 2,6 Stunden wöchentlich über dem Soll – hochgerechnet über 130 Überstunden pro Jahr.
Besonders auffällig sind die Belastungen bei Klassenleitungen und Lehrkräften in der Oberstufe. Auch strukturelle Faktoren wie Ressourcenmangel, unklare Prozesse und zusätzliche Verwaltungsaufgaben beeinflussten das Belastungsempfinden stärker als der Unterricht selbst. Im Verlauf des Schuljahres stieg die subjektive Erschöpfung deutlich an und fiel erst in den Sommerferien wieder ab.
Kultusminister Conrad Clemens kündigte auf Basis der Ergebnisse freiwillige Arbeitszeitkonten für Lehrkräfte an. Damit sollen Beschäftigte ihre Unterrichtsverpflichtung zeitweise erhöhen und später wieder reduzieren können. Ein Expertengremium soll die Studienergebnisse weiter auswerten und konkrete Empfehlungen erarbeiten.
SPD-Bildungspolitiker Gerald Eisenblätter betonte, die Mehrarbeit bei Schulleitungen und bestimmten Schularten müsse ernst genommen werden. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert schnelle Entlastungsmaßnahmen. GEW-Landeschef Burkhard Naumann kritisierte insbesondere unbezahlte Überstunden und fehlende Arbeitszeiterfassung. Er sieht die Ergebnisse als deutliche Absage an verpflichtende Zusatzstunden und verlangt mehr Schulassistenz sowie zusätzliche Anrechnungsstunden für Klassenleitungen.
Weitere Ergebnisse und Details sind im Abschlussbericht der Prognos AG abrufbar. Die Auswertung durch ein Expertengremium beginnt im November.