Mo, 16.10.2017 , 20:07 Uhr

Abriss in Reick - Ab Dienstag schrumpft der Schornstein

Dresden - Der 200-Meter-Schornstein auf dem Gelände des Innovationskraftwerkes Reick – das zweithöchste Bauwerk Dresdens – wird nach über 40 Jahren verschwinden. Ein Spinnenbagger soll Dienstagmittag auf den weithin sichtbaren Turm gezogen werden. Dieser "knabbert" den Schornstein in den nächsten Wochen Stück für Stück ab.

Zunächst wurde die Innenausmauerung des Schornsteines entfernt. Der äußerlich sichtbare Rückbau beginnt in der dritten Oktoberwoche. Dafür werden die Abrissexperten einen sogenannten Spinnenbagger auf dem Schornstein montieren, der sich Stück für Stück herunterarbeitet, die Teile des Stahlbetonschaftes abknabbert und nach Innen befördert. Zwischen fünf bis zehn Meter pro Tag soll der Bagger zu Beginn schaffen. Je tiefer die Arbeiten kommen, desto langsamer schreiten sie fort - die Wände des Schornsteins werden nach unten hin bis zu 65 Zentimeter dick. Bis zum Jahresende sollen die Arbeiten weitgehend abgeschlossen und damit
der Schornstein verschwunden sein. Jonathan Wosch hat mit Projektleiter Hans-Joachim Ettrich über die Arbeiten gesprochen.

 

Das Innovationskraftwerk Reick ist Spitzenlast- und Reserveheizkraftwerk der Fernwärmeversorgung im zentralen Fernheiznetz von Dresden. Es besteht aus zwei Dampferzeugern mit einer Dampfturbine und zwei Heißwassererzeugern (HWE). Für die Ableitung der HWE-Abgase ist der 200-m-Schornstein jedoch überdimensioniert, weil er 1976 für insgesamt 6 HWE gebaut wurde. Für den Betrieb bedeutete das bislang, dass der Schornstein minimal 8 Stunden am Stück betrieben werden musste, um Durchfeuchtungsschäden durch das Abgas zu verhindern. Das galt auch, wenn die HWE nur eine Stunde am Tag gebraucht wurden.

Das kostete unnötig Brennstoff. Zudem muss ein so hohes Bauwerk ständig mit großem Aufwand periodisch geprüft und instand gehalten werden. Daher hat die DREWAG den Schornstein durch zwei knapp 50 m hohe Stahlschornsteine ersetzt. Die Montagearbeiten fanden im Sommer statt.

Durch die hohe Beständigkeit der Stahlschornsteine gegenüber Abgaskondensat minimieren sich die Anfahrzeiten sowie die Mindestlaufzeiten der HWE und erhöhen so die Flexibilität ihrer Einsatzweise wesentlich. Das bislang übliche „Trockenfahren“ des Schornsteins entfällt künftig. Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich auf knapp 3 Millionen Euro. Der Ersatz des 200-m-Schornsteins ist ein weiterer Schritt, um das Innovationskraftwerk Reick für die nächsten Jahrzehnte fit zu halten.

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