Fr, 01.06.2018 , 18:29 Uhr

Ältestes Hauerstühlchen Europas entdeckt

Dresden - Mittelalterliche Bergwerke in Sachsen halten immer wieder spannende Details bereit. Aber einen Fund wie diesen, gab es bisher noch nicht. Ein unscheinbares kleines Holzstühlchen mit enormer Bedeutung. Der neuste Fund des Landesamts für Archäologie ist das älteste Hauerstühlchen Europas. Es stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert und wurde damals von Bergmännern als Sitzgelegenheit bei der schweren Arbeit benutzt.

Staatsministerin Dr. Eva-Maria Stange besuchte heute das Landesamt für Archäologie Sachsen und ließ sich von Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik den sensationellen Fund erläutern. Das fast vollständig erhaltene, ursprünglich dreibeinige Stühlchen, ist nur 25 cm hoch und diente den Bergleuten unter Tage als Sitzgelegenheit. Obgleich solche Stühlchen sicherlich weit verbreitet waren, hatte sich bislang keines im archäologischen Zusammenhang erhalten. Auch bildliche Darstellungen der Nutzung unter Tage sind nicht bekannt. Die Archäologen des Landesamtes waren sich daher der großen wissenschaftlichen Bedeutung des Fundes sofort bewusst.

„Dieser außergewöhnliche Fund ist das Ergebnis der intensiven Forschung des vom Landesamt für Archäologie Sachsen betreuten internationalen EU-Projektes ArchaeoMontan. Das Projekt hat die Erforschung des mittelalterlichen Bergbaus in Sachsen und Böhmen durch seine fundierte Arbeit in den zurückliegenden Jahren auf ein völlig neues Niveau gehoben und weit über Sachsen hinaus bekannt gemacht“, betont Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst. Landesarchäologin Dr. Smolnik hebt hervor: „Die mittelalterlichen Bergwerke in Sachsen halten immer wieder spannende neue Details für uns bereit. Gerade solche alltäglichen Dinge wie dieser hölzerne Hocker bringen uns die Menschen besonders nahe, beleuchten ihre Arbeits- und Lebensumstände und geben der Forschung mehr Impulse als mancher Schatzfund.“ Die Bergung solch wichtiger Funde wird vor allem durch die hervorragende Zusammenarbeit mit der Bergsicherung Freital und dem Sächsischen Oberbergamt ermöglicht. Das Objekt ist jedoch äußerst empfindlich. Um den Fund zu retten, müssen die Restauratoren sofort tätig werden und das nasse Holz vor dem Austrocknen bewahren. Es wird einige Monate dauern, bis es stabilisiert ist. Es ist geplant, das Hauerstühlchen nach Abschluss der Konservierung im neuen „Museum für mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge im Schloss Dippoldiswalde auszustellen. Die Eröffnung des Museums ist für den 23. August 2018 vorgesehen.

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