Do, 01.02.2018 , 19:21 Uhr

Siegerentwurf fürs Blockhaus vorgestellt

Dresden - Seit dem Elbehochwasser im Sommer 2013 steht es leer: das Blockhaus, an der Augustusbrücke. Zu gravierend waren die Wasserschäden für eine Nutzung. Der Bau am Elbufer soll saniert und umfangreich umgebaut werden. Voraussichtlich 2021 soll das "Archiv der Avantgarden" soll in den repräsentativen Komplex ziehen.

Eine Jury hat die Preisträger des Architekturwettbewerbes zum Umbau des Blockhauses in Dresden zum Archiv der Avantgarden ermittelt. Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD): „Wir freuen uns, dass mit der Entscheidung im Architekturwettbewerb der Einzug des Archivs der Avantgarden in das historische Blockhaus ein großes Stück näher gerückt ist. An dieser herausragenden Stelle Dresdens wird eine besondere Verbindung zwischen öffentlich zugänglichem Museum, Kunstwerken, wissenschaftlicher Aufarbeitung und lebendigem und offenen Diskussions- und Begegnungsraum verwirklicht.

Das große auch internationale Interesse an der Ausschreibung des Architekturwettbewerbs zeigt, wie stark die Strahlkraft dieser neuen Institution der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und des Kulturlands Sachsen ist.“ Das Preisgericht aus freien Architekten, dem Stifter Egidio Marzona, externen Fachleuten aus dem Museums- und Kunstbereich, Vertretern der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), der Landeshauptstadt Dresden sowie des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) entschied, den Entwurf des Büros Nieto Sobejano Arquitectos, Berlin auf Platz 1 zu setzen.

Das Preisgericht charakterisiert den Siegerentwurf u. a. wie folgt:

„Die feine Provokation und das Gedankenspiel, das der Institutionsname impliziert, wird in diesem Projekt als Ausgangspunkt verstanden. Ein massiver Betonkörper, schwebend im leergeräumten bestehenden Blockhaus, bildet das Kernstuck des Archives, einen verborgenen Schatz, als unvermeidliche Präsenz der Vergangenheit.“ Geschäftsführer des SIB Dieter Janosch: „Mit der Entscheidung für den Entwurf des Architekturbüros Nieto Sobejano Arquitectos können wir eine moderne Plattform schaffen, die frische und experimentelle Projekte für Forschung, Ausstellung und Archivierung ermöglicht – ganz im Sinne des Grundverständnisses der Avantgarden.“ SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann: „Mit der Entscheidung für Nieto Sobejano Arquitectos ist ein Architekturbüro ausgewählt worden, dessen Entwurf eine klare, mutige Setzung bedeutet, die wiederum eine lebendige Form der Aktivierung des Archivs der Avantgarden herausfordert. Es entstehen drei Ebenen: der konzentrierte Kubus für die Bewahrung des Archivschatzes, die großzügigen Ebenen für die Erforschung und Lektüre sowie das freigelegte offene, lichtdurchflutete Erdgeschoß, auf dem die großen wie kleinen Gesten die Menschen zusammenführen werden.“

Baugeschichte Blockhaus:

Das Blockhaus wurde nach Plänen von Zacharias Longuelune (1669-1748) ab 1732 als Wachgebäude errichtet. 1749 -1755 wurde unter J. C. Knöffel oder J. G. M. von Fürstenhof das Gebäude mit einem Mezzaningeschoss und einem neuen Dach aufgestockt und in der Folge nicht nur als Wache, sondern auch zu Wohn- und Verwaltungszwecken genutzt. Infolge der Bombardierungen des 2. Weltkrieges im Februar 1945 wurde das Gebiet des Neustädter Marktes mit den umliegenden Gebäuden weitgehend zerstört. Das Blockhaus brannte vollständig aus und blieb 35 Jahre lang Ruine. In den Jahren 1978-82 wurde es für eine Veranstaltungsnutzung wiederaufgebaut und in seinen ursprünglichen Zustand vor 1892 zurückversetzt. Das Gebäude ging 1994 in das Eigentum des Freistaates Sachsen über, der es für Veranstaltungen der Landesregierung nutzte. Zudem hatte die Sächsische Akademie der Künste, die Außenstelle Dresden der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt darin ihren Sitz. Durch das Elbehochwasser im Sommer 2013 wurde das Gebäude stark geschädigt und deshalb stillgelegt.

SIB beabsichtigt, den 1. Preis mit den Architekturleistungen für den Umbau des Blockhauses zu beauftragen

Wettbewerbsaufgabe war die Erstellung einer baulich-räumlichen Konzeption innerhalb der denkmalgeschützten Gebäudehülle, die das Raumprogramm mit etwa 1.900 Quadratmetern Nutzfläche für die Bereiche des Archives, der Forschung und Ausstellung umsetzt sowie die notwendigen räumlichen sowie funktionalen Beziehungen sicherstellt. Erwartet wurde ein Konzept von hoher architektonischer Qualität und schlüssiger funktionaler Organisation unter Beachtung der Aspekte des Denkmalschutzes. Das Gebäudekonzept sollte um einen Vorschlag zur Freiraumgestaltung ergänzt werden.

Insgesamt hatten sich 103 Bewerber aus mehreren europäischen Ländern für diese Planungsaufgabe beworben, 11 zusätzliche Teilnehmer waren gesetzt. Im Rahmen eines Auswahlverfahrens wurden 35 Büros zur Teilnahme ausgewählt, eine Arbeit für den Wettbewerb abzugeben; 28 Arbeiten wurden eingereicht.

Die Wettbewerbsergebnisse sind vom 2. bis 18. Februar im Foyer des Japanischen Palais in Dresden ausgestellt.

Über das „Archiv der Avantgarden“

Der Freistaat Sachsen beabsichtigt, anlässlich der Schenkung des „Archivs der Avantgarden“ (AdA) an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden durch Egidio Marzona das historische Blockhaus in Dresden umzubauen und zu sanieren. Es handelt sich in Umfang und Struktur um eine weltweit einmalig mit seiner Sammlung von rund 1, 5 Millionen Objekten und Dokumenten aus dem 20. Jahrhundert. Das Archiv umfasst medien- und gattungsübergreifend Kunstwerke und zugehöriges Kontextmaterial aus den künstlerischen und expositorischen Prozessen, aber auch aus Literatur, Film, Musik und Politik der Zeit.
Ziel ist es, in zentraler Lage der Innenstadt Dresden das anvertraute Archiv Egidio Marzonas in eine lebendige, eine interdisziplinäre, globale und zukunftsweisende Institution zu überführen, die das visionäre Gedankengut des 20. Jahrhunderts erlebbar macht und sich zugleich für neue wissenschaftliche Fragestellungen im 21. Jahrhundert öffnen wird. Das Archiv wird für das wissenschaftliche Publikum ebenso wie für Interessierte geöffnet, es soll ein transparentes und offenes „Denk-Labor“ entstehen.

Quelle: Sächsisches Immobilien- und Baumanagement

 

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