Fr, 21.01.2022 , 14:15 Uhr

Die Digitalisierung bringt uns Zeit für mehr Eigeninitiative

Früher war vieles vorgegeben und durchorganisiert. Die Menschen arbeiteten streng nach Plan zu speziellen Zeiten an einem bestimmten Ort. Es gab Fachleute für das Formelle und striktere Vorgaben. Das Digitalzeitalter mit seiner Computertechnologie veränderte alles. Es ist nun in vielen Berufen problemlos möglich, zu Hause im Homeoffice zu arbeiten und allgemein freier zu agieren. Die Einkommenssteuererklärung wird per Elster digital übermittelt, mit ein paar Mausklicks ist die neue Hose im Internet bestellt und genauso schnell per Paypal bezahlt. Wer nach einem Handwerker mit freien Kapazitäten sucht, engagiert ihn direkt online. Und zum Buchen von Arztterminen steht oft schon ein virtueller Terminkalender für den persönlichen Eintrag zur Verfügung. Die einen bedauern den Verlust von Anleitung und Führung, denn ihnen fehlt in der heutigen Zeit schlichtweg der Halt. Die anderen freuen sich über mehr Selbstbestimmung und Freiheit und kommen mit der neuen Situation bestens zurecht.

Nutzung der Vorteile des Digitalzeitalters von allen Altersgruppen

Selbstverständlich sind die meisten modernen Treffpunkte mit innovativer Technik ausgestattet. Ein frei zugänglicher Internetzugang ist in fast jedem Mehrgenerationenhaus vorhanden. Das hilft letztendlich auch den älteren Menschen, denn diese lernen hier von den Jüngeren, sich souverän im Internet zu bewegen, Bestellungen zu tätigen und beispielsweise auch E-Rezepte in der Versandapotheke einzulösen. Aber auch an anderen Stellen gibt es Hilfe für Senioren, die sich für die Welt des Internets interessieren. Spezielle Kurse vermitteln den Interessenten ein elementares Grundwissen für einen sicheren und zeitgemäßen Umgang mit dem PC.

Unter den Anbietern sind auch viele karitative Einrichtungen mit regionalem Bezug. Die Angebote schwanken von Gemeinde zu Gemeinde. Die Kursinhalte ähneln sich jedoch stark. Die Teilnehmer lernen, wie das Internet funktioniert und wie man sich kompetent im Netz bewegt. Auch die Grundfunktionen des Computers gehören zu den Lerninhalten. Am Ende des Kurses können die Teilnehmer eine sichere Internetverbindung herstellen und den Browser richtig bedienen. Sie wissen, wie sie mit Suchmaschinen wie Google korrekt umgehen und dort nach bestimmten Begriffen suchen. Die wichtigsten Einstellungen und Programme gehören ebenfalls zum Lernprogramm.

Der Dozent zeigt den Senioren, wie sie die Gesundheitsportale nutzen und Ärzte sowie andere Dienstleister finden. Enorm wichtig ist die Sicherheit im Netz. Der Kursleiter informiert deshalb detailliert über die zur Verfügung stehenden Schutzprogramme und wie man verdächtige Inhalte rechtzeitig erkennt. Das Internet ist voller Gefahren und deshalb ist auch das Anlegen sicherer Passwörter von hoher Bedeutung. Bei derart umfangreichen Lerninhalten vergisst der ein oder andere schnell mal etwas.

In der Regel findet sich im Mehrgenerationenhaus sehr rasch jemand, der noch einmal genau erklärt, wie das mit dem Chatten und den E-Mails funktioniert und welche Bezahlmethoden im Internet am besten und sichersten funktionieren.

Mehr Freiheit durch Digitalisierung

Der Vorteil der zunehmenden Digitalisierung liegt klar auf der Hand. Uns steht dadurch deutlich mehr Zeit zur Verfügung und nicht nur die Verwaltungsabläufe sind spürbar einfacher, sondern auch das Einkaufen, Bezahlen und Bestellen von Dienstleistungen. Die Entwicklungen schreiten weiter voran und es gibt immer mehr Möglichkeiten, online zu agieren. Beispielseise nutzen inzwischen viele Senioren das Ordern verschreibungspflichtiger Medikamente mit dem E-Rezept. Das elektronische Rezept ersetzt immer mehr das Papierrezept und erspart gleich mehrere Wege. Es bietet sowohl dem Patienten als auch der Apotheke und dem Arzt enorme Vorteile. Der Patient bestellt seine Arzneimittel sicher, schnell und bequem. Es ist möglich, das E-Rezept mit dem PC oder Smartphone einzuscannen. Mithilfe einer Webcam funktioniert das ebenfalls sehr leicht. Auch das Hochladen als Datei ist machbar. Das E-Rezept verfügt im oberen rechten Bereich über einen Sammelcode. Dieser enthält sämtliche Verschreibungen. Die kleineren Codes sind den Einzelverschreibungen vorbehalten. Der Patient prüft vor der Bestellung, ob sämtliche Medikamente richtig vorhanden sind und fügt bei Bedarf weitere E-Rezepte hinzu. Das Einlesen des elektronischen Rezepts dauert nur einige Sekunden, der Bestellvorgang ist mit wenigen Mausklicks abgeschlossen. Dank einer verschlüsselten Übermittlung erfolgt die digitale Übertragung sehr sicher.

Die Technik ist bei einigen Anbietern sogar so ausgefeilt, dass sie unter Umständen erkennt, wenn die verschiedenen Medikamente unerwünschte Wechselwirkungen verursachen.

Natürlich ist es auch bei einer Online-Bestellung in der Versandapotheke möglich, sich von den pharmazeutischen Experten noch einmal gründlich beraten zu lassen. Die Einführung des E-Rezepts erfolgt schrittweise. Die Sorge, plötzlich ohne Papierrezept dazustehen, ist deshalb unbegründet, denn die meisten Ärzte bieten beides an.

Große Vereinfachung auch beim Studium

Zum Beispiel erhalten Abiturienten in Zukunft leichteren Zugang zu einem Medizinstudium. Gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen startet die Kassenärztliche Vereinigung ein Projekt, das Schulabgängern auch ohne einen Abiturschnitt mit einer Eins vor dem Komma zeitlich begrenzt bis Ende Januar 2022 die Möglichkeit bietet, einen der begehrten Studienplätze zu ergattern. Erforderlich ist lediglich ein Gesamtdurchschnitt von 2,6. Mit der Aktion möchte man dem Ärztemangel in Sachsen effektiv begegnen.

Auch diese jungen Mediziner könnten später einmal von den technischen Errungenschaften der Neuzeit profitieren und mit dem Ausstellen von E-Rezepten viel Zeit gewinnen. Angesichts der angespannten Lage auf dem Medizinsektor sind Erfindungen dieser Art ein wahrer Segen. Sie erleichtern die Arbeit enorm und schaffen Zeit für aktuell wichtigere Dinge. Davon profitieren wiederum die Patienten, die auch in Stoßzeiten gut versorgt sein wollen.

Eigenständigkeit hat ihren Preis

Vor allem viele junge Menschen kommen mit der modernen Technik bestens zurecht und finden, dass sie in einer genialen Zeit leben. Doch jede Medaille hat zwei Seiten. Was für die Mehrheit ein Segen ist, ist für andere ein Fluch. Es gibt nach wie vor Menschen, die an der Supermarktkasse mit Bargeld bezahlen, weil sie der Kartenzahlung misstrauen oder schlichtweg nicht damit zurechtkommen. In den allermeisten Fällen handelt es sich dabei um Senioren, die in einer völlig anderen Epoche aufgewachsen sind und sich nur schwer umgewöhnen können. Manchmal haben auch die geistigen Fähigkeiten bereits derart nachgelassen, dass vieles im digitalen Bereich nicht mehr gelingt. Ein Großteil dieser Menschen wäre schlicht und ergreifend abgehängt, wenn es keine Hilfe gäbe. Soziale Dienstleistungen sind deshalb wichtiger denn je, denn dass mehrere Generationen unter einem Dach leben und sich gegenseitig unterstützen, ist in der heutigen Zeit eher die Ausnahme als die Regel. Vielerorts hat man das Problem erkannt und es gibt ein eng gespanntes Netz an Nachbarschaftshilfen und sozialen Einrichtungen.

Das Dienstleistungsangebot reicht von Einkäufen über Haushaltshilfen bis hin zu Hausbesuchen, um den alten Leuten etwas Gesellschaft zu leisten und sie am sozialen Leben Anteil haben zu lassen. Voll im Trend liegen derzeit auch die sogenannten Mehrgenerationenhäuser, von denen es in Sachsen bereits mehrere gibt. In den Mehrgenerationenhäusern treffen sich die Bürger einer Stadt oder eines Dorfes. Es ist so eine Art Gemeindemittelpunkt und ein Begegnungsort für alle. Hier kommen Junge und Alte zusammen und helfen sich gegenseitig. Zentrum des Hauses ist der „Offene Treff“, ein Wohnzimmer für alle Bürger. Hier ist Raum für allerlei Projekte, die sich in der Gemeinschaft am besten verwirklichen lassen. Die Besucher nutzen die Chance, ihre persönlichen Fähigkeiten und Talente einzubringen und vielleicht sogar in einem Ehrenamt tätig zu werden.

Dass Senioren nicht immer nur auf fremde Hilfe angewiesen sind, sondern auch selbst helfen können, zeigt die Tatsache, dass sich diese oft rührend um die Kinder kümmern, Geschichten erzählen, Bücher vorlesen und mit ihnen spielen. Babysitterdienste lassen sich innerhalb einer solchen Gemeinschaft am besten organisieren. Kurzum, Jung und Alt lernen und profitieren voneinander und begegnen sich mit gegenseitigem Respekt. Zu den beliebten Veranstaltungen in einem solchen Bürgerhaus gehören Tauschbörsen, Reparatur-Cafés und Flohmärkte. Das Mehrgenerationenhaus ist eine Art Zufluchtsort für Menschen, die Hilfe und Unterstützung benötigen, sich gerne in die Gemeinschaft einbringen und nette Gesellschaft suchen.

Ohne Ehrenamt geht es nicht

Viele Aktivitäten werden von Ehrenamtlichen getragen. Sie sind in der heutigen Gesellschaft mittlerweile unverzichtbar. Das Sachsenfernsehen honoriert neben beruflichen und menschlichen Leistungen das soziale Engagement regelmäßig mit dem Blumenstrauß der Woche. Dass ein Ehrenamt keine Selbstverständlichkeit ist, wissen auch die Initiatoren der Sächsischen Ehrenamtskarte. Wer seine Kraft und Zeit ohne nennenswerte Entlohnung zum Wohle anderer einsetzt, erhält die Karte als kleine Wertschätzung für sein bürgerschaftliches Engagement.

Die Ehrenamtskarte verschafft ihrem Eigentümer verschiedene Vergünstigungen. An dem Programm beteiligen sich Kooperationspartner, beispielsweise die Betreiber von Schwimmbädern, Kinos, Theatern, Museen und Freizeitanlagen. In Dresden gehört zum Beispiel die Semperoper zu den Partnern. Ehrenamtskarteninhaber erhalten zweimal im Jahr zwei Karten für eine ausgewählte Vorstellung zum Preis von einer. Wer eine Ehrenamtskarte besitzt, ist außerdem kostenlos Mitglied im Landesverband Sachsen. e.V. des Deutschen Jugendherbergswerks.

Viele Menschen erfüllt die ehrenamtliche Aufgabe mit Glück, denn es bereitet Freude, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und dafür eine Anerkennung zu erhalten. Schließlich kann jeder einmal in eine Situation geraten, in der er die Hilfe anderer benötigt. Wir sind alle nicht vor dem Alter gefeit und die technische Entwicklung schreitet weiter voran.

Was uns heute modern anmutet, ist in ein paar Jahrzehnten mit hoher Wahrscheinlichkeit total out. Vermutlich bleibt uns die digitale Welt noch sehr lange erhalten. Vieles wird automatisiert erfolgen und wir sind immer mehr auf uns selbst gestellt. Allgemein macht der technische Fortschritt das Leben komfortabler. Er nimmt uns Mühe und Arbeit und schenkt uns mehr Freizeit und Freiheit.

Gleichzeitig gibt es aber UCH weniger menschliche Berührungspunkte. Wer die Videosprechstunde eines zertifizierten Arztes besucht, dem fehlt vielleicht der tröstende Händedruck beim Verlassen der Praxis. Wer seinen Kühlschrank online bestellt, spart Geld und Zeit, vermisst jedoch das nette Gespräch mit dem Verkäufer im örtlichen Einzelhandelsgeschäft.

Um Verluste dieser Art auszugleichen, sind Begegnungsstätten wie das Mehrgenerationenhaus sehr wichtig. Das Ehrenamt gewinnt deshalb zunehmend an Bedeutung und rückt immer mehr in den Fokus bürgerschaftlichen Bemühens. Nur mit einem solchen Engagement wird es gelingen, die Nachteile einer digitalisierten Welt abzufangen, zu kompensieren und diese zu einem Segen für uns alle zu machen.

Führt ein bedingungsloses Grundeinkommen zu mehr Freiheit?

Voraussetzung zur Ausübung eines Ehrenamts ist ausreichend freie Zeit. Und genau diese fehlt vielen Menschen heutzutage. Der berufliche Einsatz hat uns voll im Griff. Wir brauchen Geld, um unseren hohen Lebensstandard zu halten. Das hemmt wiederum das soziale Engagement. Der nächste Schritt zu mehr Selbständigkeit, Freiheit und Eigeninitiative könnte das bedingungslose Grundeinkommen sein. Das verschafft dem Menschen deutlich mehr Unabhängigkeit. Ginge es nach den Befürwortern, dann erhielte jeder Bürger von Geburt an eine monatliche Zuwendung vom Staat. Eine Gegenleistung wäre nicht erforderlich. Das Geld bekäme jeder Einwohner unabhängig von seinem sozialen Status und seiner wirtschaftlichen Lage.

Seitens des Staates gibt es derzeit noch keine Zusage für eine solche allgemeine Zuwendung. Aber es existiert ein Pilotprojekt. Es finden regelmäßig Verlosungen über einen Verein statt, der sich aus Spenden finanziert. Diese werden unter den Teilnehmern verlost. Die Gewinner erhalten ein Jahr lang jeden Monat 1000 Euro als Grundeinkommen und berichten dafür über ihre Erfahrungen.

Andere Länder sind da schon etwas weiter. Vorbereitungen für ein bedingungsloses Grundeinkommen laufen zum Beispiel derzeit in der Mongolei. Hier will man Gewinne aus dem Verkauf von Bodenschätzen wie Kupfer und Gold gerecht an die Bevölkerung verteilen. Neu ist die Idee nicht, denn schon der römische Kaiser Trajan gab seinen Bürgern 650 Denarius – allerdings als Einmalleistung. Überlegungen und Vorschläge in Richtung Grundeinkommen gab es außerdem im Jahr 1516 seitens des englischen Renaissance-Autors Thomas Morus. Auch der zeitgleich lebende spanische Humanist Juan Luis Vives träumte von einem garantierten Minimaleinkommen. Ähnliche Ansichten vertrat der US-Amerikaner Thomas Paine im 18. Jahrhundert in seinen Ausführungen über die agrarische Gerechtigkeit. Man darf also gespannt sein, ob das 21. Jahrhundert, die von vielen schon seit langem herbeigesehnte Wende bringt und dem Menschen ein Maximum an Freiheit und Unabhängigkeit garantiert. Die Digitalisierung und neue Technologien verschaffen den Menschen mehr Unabhängigkeit und ermöglichen einen Bürokratieabbau. Wer die Chancen clever nutzt, spart viel Zeit und gestaltet sein Leben bequemer. Dennoch dürfen wir das Zwischenmenschliche nicht vergessen und müssen auch an jene denken, die mit den rasanten Entwicklungen und aktuellen Veränderungen nicht Schritt halten können.

Zur Übersicht