Do, 01.08.2019 , 10:57 Uhr

Dresdner erreichen Meilenstein in Diabetes-Forschung

Dresden - Auf einer internationalen Plattform wurden 100.000 Neugeborene in Europa auf ein erhöhtes genetisches Risiko für Typ-1-Diabetes getestet. Maßgeblich an dem Erfolg beteiligt ist ein Forscherteam von der TU Dresden und CRTD. Die 100.000 voll machte der zwei Wochen alte Arthur aus Eilenburg in Sachsen. Ziel des Screening und einer Präventionsstudie ist es, die Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes zu verzögern oder gar zu verhindern.

Wird bei einem Neugeborenen im Rahmen des Screeningtests - in Sachsen der sog. Freder1k-Studie - ein erhöhtes Risiko festgestellt, werden die Eltern eingeladen, mit ihrem Kind an der Präventionsstudie „POInT“ mit oralem Insulin teilzunehmen. 

Studienzentren in fünf europäischen Ländern (Deutschland, Belgien, Polen, Schweden und Großbritannien) begannen im November 2017 mit der innovativen Studie, darunter das Forschungsteam um Prof. Ezio Bonifacio (Zentrum für Regenerative Therapien Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden) und Prof. Reinhard Berner (Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden). „Wir sind sehr glücklich, dass wir bereits 100 000 Kinder über GPPAD screenen konnten und sind vor allem den beteiligten Kliniken und Ärzt*innen sehr dankbar“, sagt Prof. Bonifacio. „Diese Zahlen zeigen uns, dass die Familien ein starkes Interesse daran haben, den Risikostatus ihrer Kinder zu erfahren. Wir sind damit auf einem sehr guten Weg in Richtung unserer Zielsetzung, bis 2022 europaweit insgesamt 330 000 Neugeborene zu untersuchen. Und natürlich hoffen wir, dass unser Behandlungsansatz im Rahmen der Präventionsstudie ‚POInT‘ funktioniert. Dies wäre ein großer Schritt hin zu unserer Vision einer Welt ohne Typ-1-Diabetes. Doch bereits heute profitieren die Familien von der Früherkennung – durch Beratung und die exzellente medizinische Betreuung an all unseren Studienstandorten. Selbst wenn einige der Kinder Typ-1-Diabetes entwickeln sollten, werden die Familien durch die engmaschige Betreuung und rechtzeitige Schulung mögliche schwerwiegende Komplikationen vermeiden und so auch den allgemeinen Krankheitsverlauf verbessern.“

Familie Klinger, deren Tochter Lisa an der ‚POInT‘-Studie teilnimmt, fügt hinzu: „Aufgrund der Erkrankung ihres Bruders ließen wir unsere Tochter Lisa mit der ,Freder1k’-Studie testen. Wir freuen uns mit der Teilnahme ein Stück zur Bekämpfung der Krankheit beizutragen und den Ausbruch eventuell bei unserer Tochter zu verhindern. Bei Erfolg könnte es schon unseren Enkeln diese Erkrankung ganz ersparen und ihnen somit eine “normale” Kindheit ermöglichen. Wir haben nicht gezögert und sind froh, ein Teil der Freder1k- und POInT-Studie zu sein. Ein Dank an das ganze Team!“

Das Screening im Rahmen der ,Freder1k’-Studie wird mithilfe weniger Tropfen Blut durchgeführt, die aus der Nabelschnur direkt bei der Geburt oder später aus der Hand oder der Ferse des Kindes gewonnen werden. Die Teilnahme ist kostenlos und für Neugeborene bzw. junge Säuglinge bis zu vier Monaten möglich.

„Wir sind den Forscher*innen, Studienbetreuer*innen und allen anderen Beteiligten sehr dankbar, die sich der Erforschung von Typ-1-Diabetes widmen und für ein Leben ohne diese Erkrankung arbeiten", sagt Dr. Gina Agiostratidou, Programmdirektorin für Typ-1-Diabetes des Leona M. und Harry B. Helmsley Charitable Trust, der GPPAD maßgeblich fördert. „Im Jahr 2014 hat das GPPAD-Team zusammen mit Helmsley begonnen, eine neue Plattform für Studien zur Prävention von Typ-1-Diabetes aufzubauen. Wir freuen uns auf die Fortsetzung unserer Zusammenarbeit, um unsere gemeinsame Vision einer Welt ohne Typ-1-Diabetes in die Realität umzusetzen."

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