Mi, 31.07.2019 , 18:05 Uhr

Ein Grüner Teppich legt sich über den Karl-Heine-Kanal - Stadt startet Entkrautung

Leipzig - Über die Monate hinweg hat sich im Leipziger Karl-Heine-Kanal ein dichter Teppich aus Unterwasserpflanzen und Algen gebildet. Jetzt startet die Stadt Leipzig eine Entkrautung.

Jegliches Befahren mit Kanu, Kajak oder sonstigen Booten wird dadurch zu einem unnötigen Kraftakt. Am Kanal, der erst 2015 mit Millionen Euro Fördermitteln hier am Lindenauer Hafen erbaut wurde, ist dann gänzlich Endstation. Die Anwohner, die mit “Wohnen am Wasser” und einem “Blick aufs Wasser” gelockt wurden, bekommen momentan auch nur noch grüne Grütze zu sehen. 

Folgen für den Wassertourismus sind schwer

Besonders schwer trifft es die Menschen, die vom Wassertourismus leben. Der Gesundheitssport Dr. Heine e.V. bringt hier seit 8 Jahren Gesundheitsbezogen den Volkssport Rudern bei. Durch die starke Verkrautung ist das aber nicht mehr möglich.

“Durch das Wetter, die gute Wasserqualität, starke Sonneneinstrahlung und die Temperaturen fing die Verkrautung schon im April an. Ab Mai haben wir unser Wassertraining hier eingestellt, weil es zu gefährlich ist und es auch keinen Spaß macht”, so der Präsident des Gesundheitssport Dr. Heine e.V., Manfred Heine.

Stadt startet Mahd am Lindenauer Hafen

Nachdem die Ämter keine Sicherheit geben konnten, ob sich die Situation verbessern würde, wich der Verein auf ein Ruderquartier am Zwenkauer See aus. Trotz der Umstände ist der Wunsch, das Quartier am Karl-Heine-Kanal weiter zu nutzen, groß. Doch dafür muss erstmal der grüne Schleier weg. Darum kümmert sich das Amt für Stadtgrün und Gewässer seit Mittwoch.

“Wir mähen Wasserpflanzen in der Wassertiefe von rund anderthalb Metern ab. Das geschieht mit einem Wasserfahrzeug - einem sogenannten Truxorboot. Davon kommen zwei zum Einsatz. Neben den Wasserpflanzen werden dort auch die Algen entfernt”, erklärt Rüdiger Dittmar, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig.

Teilentkrautung für den Erhalt von Ökosystemen

Zwischen Nonnenbrücke und Lindenauer Hafen werden die abgemähten Pflanzenteile sowie an der Wasseroberfläche schwimmenden Algen aus dem Wasser entfernt. Die nicht abgemähten Pflanzen am Grund des Kanals bleiben aber weiterhin erhalten. Die Vorgehensweise erklärt das Amt wie folgt.

“Die Wasserpflanzen als auch die Algen behindern natürlich Kanuten, Kajaks aber auch die Fahrgastschifffahrt und Ruderboote. Mit der Maßnahme soll eine uneingeschränkte Befahrbarkeit wiederhergestellt werden. Neben der Befahrbarkeit ist natürlich auch der Erhalt des Ökosystems und Fließgewässer ein wichtiger Punkt. Wir müssen auch gewährleisten, dass der Karl-Heine-Kanal als Lebensraum und Lebensstätte für Insekten und Fische weiterhin zur Verfügung steht”, erläutert Dittmar.

Mehr Wassernutzung reguliert Natur

Laut dem Naturschutzgesetz darf nur von Juli bis September gemäht werden, um beispielsweise Libellenlarven zu schützen. Doch jedes Kind weiß, Pflanzen wachsen nach. Durch die guten Bedingungen sogar noch rasanter. Eine dauerhafte Lösung sieht die Vorsitzende des Wasser-Stadt-Leipzig e.V., Frau Dr. Sabine Heymann in der intensiveren Nutzung des Gewässers.

“Es gibt da zwei unterschiedliche Ansichten der Naturschützer. Einerseits ja, es braucht die Störung einer Artenvielfalt und andererseits lasst alles die Natur machen. Wir haben aber keine echte Natur hier. In einer echten Natur würde sich das ausgleichen. Diese Natur ist aber vom Menschen geschaffen und für den Menschen auch zuerst gedacht. Deswegen muss der Mensch dann auch immer wieder eingreifen. Stärkere Nutzung würde eigentlich ein weiteres Mähen nicht unbedingt erforderlich machen”, so Heymann.

Dass sich hier neue Ökosysteme bilden kann natürlich auch ein schöner Anblick sein. Wenn aber ein Kanal, der für den Menschen geschaffen wurde, nicht mehr nutzbar ist, stellt sich die Frage: Wer hat Vorrang - Mensch oder Natur?

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