Do, 01.02.2018 , 15:52 Uhr

Ein Jahr Männerschutzwohnungen in Sachsen

Dresden/Leipzig - Die beide Männerschutzwohnungen für Opfer häuslicher Gewalt sind seit einem Jahr in Betrieb. Sie sind Teil eines Pilotprojektes. Maximal drei von Gewalt in Partnerschaftskonflikten betroffene Männer finden hier einen sicheren Rückzug.

Es handelt sich um Schutzwohnungen für jeweils maximal drei von Gewalt in Partnerschaftskonflikten betroffene Männer, bei Bedarf auch deren Kinder. Die Leipziger Wohnung hatte seit März 2017 insgesamt 672 Aufenthaltstage von 7 Männern zwischen 20 und 40 Jahren zu verzeichnen. Die Dresdner Wohnung verzeichnete im ersten Jahr ihres Bestehens 438 Aufenthaltstage von 10 Männern im Alter zwischen 29 und 67 Jahren. Teilweise musste hier wegen Vollbelegung mit Wartelisten gearbeitet werden. Die Zahlen belegen eindrücklich, dass der Bedarf besteht und wie notwendig die Einrichtung ist. Jede der Wohnungen wird mit einem Aufwand von 20 Wochenstunden betreut.

Die beiden Träger, das Männernetzwerk Dresden e.V. und der LEMANN e.V. in Leipzig, sind erfreut, dass das innovative Projekt so gut gestartet ist. Die sächsischen Männerschutzwohnungen sind deutschlandweit die ersten mit institutioneller Förderung durch den Freistaat Sachsen. Sie haben herausgehobenen Modellcharakter. Zudem hat sich in Plauen am 17. Januar 2018 der Verein Weißenberg e.V. gegründet; ein weiterer, bisher privat finanzierter Trägerverein, der ebenfalls daran arbeitet, eine Männerschutzwohnung zu etablieren.

Die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping, ordnet die Zahlen ein: „Das sächsische Modellprojekt der Männerschutzwohnung läuft sehr erfolgreich. Die zur Verfügung gestellten Kapazitäten werden genutzt. Teilweise würden wir sogar noch mehr Plätze benötigen. Es freut mich sehr, dass wir für dieses Angebot eine so hohe Akzeptanz bei den von häuslicher Gewalt betroffenen Männern erreicht haben. Moderne Gleichstellungspolitik bedeutet für mich, Politik für Frauen und Männer zu machen. Das Modellprojekt der Männerschutzwohnung füllt diesen Anspruch mit Leben.“

Die Zahlen belegen auch den Erfolg der mit dem Projekt verbundenen Öffentlichkeitsarbeit, die durch die Träger geleistet und durch die Landesfachstelle Männerarbeit Sachsen unterstützt wird. Deren Kampagne „Mann, gib dich nicht geschlagen“ stellte übergreifende Motive, Slogans und Werbemittel wie Klappkarten und Plakate bereit. Die Werbemittel waren nicht nur Beratungsstellen und Praxen, sondern auch in Straßenbahnen und öffentlichen Toiletten zu sehen. Kampagnen-Schirmherrin ist wiederum Staatsministerin Petra Köpping. „Mit der Kampagne konnte viel Aufmerksamkeit erzielt werden. Es ist gut, dass wir so einerseits die gesellschaftliche Debatte im öffentlichen Raum anregen und gleichzeitig den Betroffenen konkrete Hilfsangebote unterbreiten können.“, so Köpping.

Rückmeldungen ist zu entnehmen, dass durch die Öffentlichkeitsarbeit sowohl Fachkräfte der sozialen Arbeit, als auch Betroffene und deren Umfeld sowie eine breite Öffentlichkeit in unerwartetem Maße erreicht wurden. Auch bei Sozial- und Jugendämtern, der Polizei, Opferhilfeeinrichtungen und weiteren Beratungsstellen ist ein hoher Bekanntheitsgrad erreicht. Geholfen haben auch zahlreiche Presseartikel, Fernsehbeiträge sowie Veröffentlichungen selbst in überregionalen Medien. Nutzungsanfragen aus dem ganzen Bundesgebiet bestätigen die überregionale Aufmerksamkeit.

Diese Sensibilisierung Betroffener in Sachsen ist ein wichtiger Teil der Arbeit der Träger und der Landesfachstelle Männerarbeit Sachsen. Sie muss fortgesetzt und verstetigt werden. 2018 liegt dabei der Fokus insbesondere auf Haus- und Zahnärzten sowie Psychologen.

Erfreulich ist auch, dass die beteiligten Fachkräfte bundesweite Impulse nach Sachsen geholt haben und gleichzeitig den Ausbau von Männerschutzeinrichtungen bundesweit unterstützen. So initiierten sächsische Fachkräfte den Aufbau eines bundesweiten Männerberatungsnetzwerkes mit allen Männerschutzeinrichtungen unter dem Dach des Bundesforums Männer. Sie bringen nun Expertise, Know-How und Qualitätsstandards in die Diskussion ein, partizipieren gleichzeitig und helfen, ähnliche Projekte auf den Weg zu bringen.

Das Pilotprojekt Männerschutz in Sachsen ist auf dem Weg, eine etablierte Einrichtung in der landesweiten Soziallandschaft zu werden und braucht jetzt zunächst Eines: Kontinuität, möglichst auch über 2018 hinaus.

Quelle: Landesarbeitsgemeinschaft Jungen- und Männerarbeit Sachsen e.V.

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