Mi, 15.03.2017 , 14:02 Uhr

Gedenkort auf dem Kaßberg vor Fertigstellung

Chemnitz – Am ehemaligen Chemnitzer Kaßberg-Gefängnis nimmt der zukünftige Gedenkort Gestalt an. Nachdem am Dienstag die Stahlkonstruktion sowie die Glastafeln geliefert und montiert wurden, erfolgte am Mittwoch bereits die Abnahme.

Die Mitglieder des Vereins „Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V.“ zeigten sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Nach langem Hin und Her hatte der Verein ein rund 230 Quadratmeter großes Areal des Geländes vom Freistaat gekauft, das nun für den Gedenkort genutzt werden kann.

Für die Installation ist ein Teil der Gefängnismauer entfernt worden, in die ein Stahlrahmen mit gläsernen Infotafeln gesetzt wurde. Abends sollen diese von innen beleuchtet sein.

Während an der zur Straße liegenden Seite die Geschichte des Ortes als Stasi-Untersuchungsgefängnis erläutert wird, führt eine Lücke ins Innere der Haftanstalt und gibt den Blick auf die Rückseite des Gedenkortes frei. Hier wird an die Nutzung während der NS-Diktatur und an die Anfänge als Königlich-Sächsische Haftanstalt erinnert.

Die offizielle Eröffnung soll am 24. April erfolgen – bis dahin werden unter anderem noch Gedenksteine gesetzt und der Vorplatz gestaltet. Auch der Zaun vor dem Gefängnis wird geöffnet, damit Besucher Zugang zum Gedenkort bekommen.

Einen Eindruck von der neuen Erinnerungsstätte und dem Gefängnisinneren können sich alle interessierten Chemnitzerinnen und Chemnitzer auch zur Museumsnacht am 20. Mai machen.

Der Verein „Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V.“ versucht trotz der Einrichtung des Gedenkortes weiterhin, den historisch wichtigen Teil der Haftanstalt mit Zellentrakt für die Nachwelt zu erhalten. Vereinsmitglieder, die häufig ehemalige Häftlinge sind, veranstalten regelmäßig darin Führungen – zum Beispiel mit Schulklassen.

Als Eigentümer der Immobilie sucht der Freistaat Sachsen nach Investoren, die in der weiteren Nutzung Teile des Gebäudekomplexes erhalten wollen – bislang ohne Erfolg. Beim Verein hat man die Hoffnung von einer Entwicklung vom Gedenkort zu einer Gedenkstätte noch nicht aufgegeben.

Die ehemalige Haftanstalt auf dem Kaßberg war einst das größte Abschiebegefängnis der DDR. In den Jahren 1963 bis 1989 wurden mehr als 30.000 von der BRD freigekaufte Menschen von hier aus mit Bussen nach Westdeutschland gebracht.

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