Mi, 09.05.2018 , 14:48 Uhr

Grippewelle offiziell beendet

Dresden - Sachsen blickt auf die stärkste Influenzawelle seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes. Der Berichtszeitraum der Saison 2017/2018 wurde mit dem Ende der 17. Kalenderwoche abgeschlossen.

Anlässlich der Auswertung der Influenzasaison sagte Staatsministerin Barbara Klepsch (CDU): "Nach dieser schweren Influenzawelle ist die Impfung im Herbst bei jedem hoffentlich fest eingeplant. Besonders an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in medizinischen und pädagogischen Einrichtungen appelliere ich, sich vor der nächsten Influenzasaison impfen zu lassen", sagte Staatsministerin Klepsch.
Die Influenzawelle hatte in Sachsen in der 2. KW 2018 begonnen, erreichte ihren Gipfel, währenddessen die sogenannte epidemische Schwelle überschritten wurde, ab der 8. bis einschließlich der 12. KW 2018 und endete erst nach der 15. Woche 2018. Bis zum Ende des Berichtszeitraums war weiterhin eine Viruszirkulation zu verzeichnen. Im Vergleich zu Vorjahren dauerte die saisonale Grippewelle sehr lange an.

Von der 40. KW 2017 bis einschließlich der 17. KW 2018 wurden im Freistaat Sachsen mehr als 47.700 Influenza-Erkrankungen gemeldet. 168 Todesfälle wurden registriert. Damit wurden in der Saison 2017/2018 die meisten Influenza-Fälle in einer Saison seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) im Jahr 2001 registriert. Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch höher, da nicht jeder Erkrankte den Arzt aufsucht und darüber hinaus nicht in jedem Falle eine Laboruntersuchung veranlasst wird.

In der Saison 2017/2018 dominierten in Sachsen wie auch bundesweit Influenza B-Viren deutlich mit 76 % vor Influenza A-Viren. Die Influenza B-Viren wiederum waren zu 99 % der Yamagata-Linie zuzuordnen, einem Virusstamm, der nur im Vierfach-Influenza-Impfstoff enthalten war. Die Influenza A-Viren gehörten vor allem dem Subtyp A(H1N1) an, der Subtyp A(H3N2) wurde nur sehr vereinzelt identifiziert. Der Anteil der nachgewiesenen Influenzatypen hat sich während der Saison verändert: die Zahl der Influenza A-Virusnachweise nahm stetig zu und zum Ende der Saison wurden mehr Influenza A- als Influenza B-Viren detektiert. Demzufolge wurde eine sehr ausgeprägte Influenza B-Welle noch durch eine Influenza A-Welle verstärkt.

Während des Höhepunktes der diesjährigen Grippe-Epidemie wurden in Sachsen pro Woche jeweils über 4.200 bis maximal 7.400 (10. KW) Fälle registriert. Diese extrem hohen Fallzahlen führten dazu, dass Ermittlungen zu Impfungen und Krankenhausaufenthalten nicht konsequent durchgeführt werden konnten und Auswertungen zu Impfdurchbrüchen und Hospitalisierungsraten nur eingeschränkt möglich waren. »Unter den Erkrankten, bei denen ein Impfstatus übermittelt wurde, und das erfolgte in knapp der Hälfte aller Fälle, wiesen jedoch nur 3,6 % einen aktuellen Impfschutz auf. Das bedeutet, es erkrankten hauptsächlich die Sächsinnen und Sachsen, die keinen Impfschutz hatten«, sagte Sachsens Gesundheitsministerin.

In der vergangenen Saison erkrankten vergleichsweise viele ältere Erwachsene an Influenza. Die am häufigsten betroffenen Altersgruppen waren mit 29 % die 45- bis 64-Jährigen, gefolgt von den 25- bis 44-Jährigen mit 22 % und den Senioren (über 64 Jahre) mit 14 %. In den Altersgruppen der Kinder wurden anteilig weniger Infektionen registriert. So stellten die 5- bis 9-Jährigen 11 %, die 1- bis 4-jährigen Kleinkinder 9 % sowie die 10- bis 14-Jährigen 6 % der Influenzafälle. In den Altersgruppen der Jugendlichen (15 bis 19 Jahre) traten 5 %, bei jungen Erwachsenen (20 bis 24 Jahre) 2 % und bei Säuglingen (unter 1 Jahr) 1 % der gemeldeten Influenza-Erkrankungen auf.

In Sachsen sind in dieser Saison bisher 167 Erwachsene im Alter zwischen 37 und 97 Jahren sowie ein 1-jähriges Kind (der Altersmedian lag bei 82 Jahren) nachweislich an Influenza verstorben. Auch hier muss von einer erheblichen Untererfassung ausgegangen werden.

"Dies belegt einmal mehr, dass die Influenza keine harmlose Erkrankung ist und man sich durch eine Impfung schützen sollte. Wir wissen, dass kein Impfstoff gegen Influenza einen hundertprozentigen Schutz bietet. Aber es ist die beste Präventionsmethode, die es derzeit gibt. Und diese sollte genutzt werden – vor allem auch zum Patientenschutz durch das medizinische Personal, damit Influenza-Viren nicht auf Risikogruppen übertragen werden", appelliert Staatsministerin Klepsch.

Da Influenza-Viren hauptsächlich über direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen werden, haben vor allem Personen die (z. B. berufsbedingt) viel Kontakt mit anderen Menschen haben, ein erhöhtes Infektionsrisiko. Außerdem ist die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs für Schwangere sowie für Menschen mit chronischen Grunderkrankungen wie Herz-, Atemwegs-, Leber-, Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus oder Immundefekten deutlich größer. Für die genannten Personengruppen ist daher eine Impfung gegen Influenza besonders wichtig. Grundsätzlich wird sie aber seitens der Sächsischen Impfkommission (SIKO) als Standardimpfung für alle Personen ab dem 7. Lebensmonat empfohlen.

Die Sächsische Impfkommission empfiehlt aufgrund der breiteren Stammabdeckung bei Influenza B bereits seit dem 01.01.2017 die bevorzugte Verwendung von Vierfach-Influenza-Impfstoff. Im Januar 2018 präzisierte auch die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut ihre Influenza-Impfempfehlung und empfahl für die Impfung gegen saisonale Influenza einen quadrivalenten Influenza-Impfstoff mit aktueller, von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlener Antigenkombination. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat am 05.04.2018 den Vierfachimpfstoff als künftige Kassenleistung beschlossen. Damit kann in der Saison 2018/2019 die Schutzimpfung mit dem entsprechenden Impfstoff erfolgen.

Um die Impfquoten zu erhöhen, müssen alle Akteure zusammenwirken. Das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz unterstützt dieses Anliegen mit zahlreichen Aktivitäten und Materialien. Im September wird dazu auch der vierte Sächsische Impftisch tagen, bei dem alle Beteiligten gemeinsam nach Lösungen suchen, wie man der Impfmüdigkeit begegnen kann. Die Personalnotstände in den sächsischen Krankenhäusern während der vergangenen Saison haben uns zudem dazu veranlasst, die Verbesserung des Impfverhaltens des medizinischen Personals zukünftig noch stärker in den Fokus zu rücken. Außerdem wird das Sächsische Staatsministerium die Impfaufklärung weiterhin mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit begleiten.

Quelle: Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz

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