Fr, 25.06.2021 , 16:27 Uhr

Heilpflanzen im eigenen Garten anbauen

Was für eine schöne Vorstellung: Wenn es irgendwo zwickt oder juckt, einfach kurz im Garten, auf dem Balkon oder im Topf auf der Fensterbank ein linderndes Kräutlein ernten. Das ist gar nicht so abwegig – denn viele Pflanzen mit medizinischer Wirkung haben immer noch einen festen Platz in unserem Leben. Allerdings eher in der Küche oder als dekoratives Element. Einige Beispiele werden im Folgenden aufgezeigt.

Salbei: Nicht nur für Saltimbocca gut

Wenn es im Hals kratzt, ist Salbei die erste Wahl. Bei Halsschmerzen und Heiserkeit, aber auch bei entzündetem Zahnfleisch, sollte man Salbeitee trinken oder damit gurgeln. In den grünen, samtigen Salbeiblättern steckt viel ätherisches Öl, vor allem Thujon und Kampfer, Flavonoide und Gerbstoffe. Die ätherischen Öle behindern die Vermehrung der Krankheitserreger, die Gerbstoffe beruhigen die Schleimhaut, verschließen Wunden schneller und sorgen dafür, dass die Schleimhaut für die Bakterien und Viren undurchlässiger wird. Trinkt man regelmäßig Salbeitee, kann das übrigens auch übermäßiges Schwitzen reduzieren.

Der Anbau ist denkbar einfach: Ob in Beet oder Topf, Salbei will es oben warm und sonnig, unten karg und eher trocken. Wichtig ist die Wahl der Salbeiart: Salvia officinalis. Man pflückt die Blätter zu Beginn der Blüte, trocknet sie und gießt sie als Tee auf. Nach der Blüte ist der Gehalt an Ölen geringer. Ein Trick: Die Blüten immer rechtzeitig abschneiden, damit sich keine Samen bilden.

Thymian: Hustenkraut

Der echte Thymian (Thymus vulgaris) wirkt schleimlösend. Die ätherischen Öle wie Thymol, Flavonoide und Gerbstoffe lösen den festsitzenden Schleim in den Atemwegen und unterstützen den Abtransport. Außerdem scheint Thymol die Bronchialmuskeln zu entspannen und leicht schmerzstillend zu wirken. Wie viele ätherische Öle, wirken auch die im Thymian antibakteriell. Aus den Thymianblättchen kann man sich am besten einen Tee aufbrühen.

Der Anbau: Trocken, karg und sonnig.

Ringelblume: Die Geheimwaffe gegen Wunden

Ringelblumen (Calendula officinalis) fördern die Wundheilung und wirken entzündungshemmend. Warum, weiß niemand so richtig. Was man aber weiß ist, dass sie außerdem in Beeten wunderschön wirken, durchblühen bis zu harten Frösten, den Boden verbessern und Beetnachbarn vor Schädlingen (sogar vor Schnecken!) schützen.

Um Wunden zu versorgen, kann man eine Ringelblumensalbe selber machen. Dazu eine bis zwei Handvoll Blüten in 100 ml Olivenöl vorsichtig erwärmen und 20 Minuten simmern lassen. Dann filtern und die Blüten aus dem Olivenöl seihen. In einem Topf 40 g Bienenwachs zergehen lassen und unter Rühren mit dem Olivenöl mischen. Fertig. Wer es geschmeidiger mag, fügt noch etwas Vaseline hinzu.

Der Anbau: Einfach die geringelten Samen (daher der Name!) im April auf das vorbereitete Beet aussäen; Standort sonnig bis halbschattig. Eine dauerhafte Blüte den ganzen Sommer hindurch erreicht man, wenn man die verwelkten Blüten gewissenhaft abschneidet. Man kann aber auch absichtlich ein oder zwei übersehen, dann sät sich die Calendula von selbst wieder aus!

Kamille: Eine gegen alles

Antientzündlich. Krampflösend. Antibakteriell. Die Kamille ist die Allzweckwaffe gegen viele Beschwerden. Vorausgesetzt, dass man die Echte Kamille (Chamomilla recutita/Matricaria recutita) erwischt. Unterschiedliche Inhaltsstoffe der Blüten entfalten viele verschiedene Wirkungen. Gurgeln empfiehlt sich bei Halsschmerzen oder Zahnfleischentzündungen.

Inhalieren, wenn die Erkältung schon tiefer sitzt. Sitzbäder helfen bei Hämorrhoiden oder Infektionen. Als Creme kann sie Akne lindern, als Tee den Magen beruhigen und Verdauungsbeschwerden bekämpfen.

Der Anbau: In der freien Natur wächst die echte Kamille an Wiesen- und Ackerrändern, deshalb sät man sie auch am besten am Beetrand aus. Und zwar im August oder September. Wichtig ist, dass man nicht zu viel gießt oder düngt. Wird der Winter streng, kann man sie leicht abdecken.

Lavendel hilft beim Einschlafen

Bei Einschlafstörungen und Unruhe macht man auch mit dem Echten Lavendel (Lavandula agustifolia) gute Erfahrungen. Die in den Blüten enthaltenen ätherischen Öle wirken beruhigend. Eine gute Idee ist zum Beispiel ein Lavendelkissen neben dem Bett, an dem man riechen kann, wenn man wieder mal hellwach ist. Ein abendliches Bad mit Lavendelöl stimmt auf eine gute Nacht ein. Außerdem vertreibt Lavendel Motten aus dem Kleiderschrank – die Lavendel Duftsäckchen selber zu machen ist super einfach.

Anbau: Lavendel sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch sehr anspruchslos. Steht er trocken und sonnig, ist er schon zufrieden. Lavendel ist übrigens, entgegen der gängigen Meinung, kein guter Begleiter für Rosen; diese brauchen viel Nährstoffe und Wasser, was beides dem Lavendel nicht bekommt. Steht der Lavendel in voller Blüte, erntet man, indem man gleichzeitig die Pflanze wieder in Form zurückschneidet. Das ist auch das einzige Mal, dass man Lavendel schneidet. Auf keinen Fall im Frühjahr auf den Stock setzen oder die Blüten einfach stehen lassen. Im ersten Fall braucht der Lavendel lange, wenn überhaupt, bis er sich erholt hat, im zweiten Fall verholzt er und wird von unten her kahl und unansehnlich.

Aloe Vera: Die Schmerzstillerin im Topf

Eine Aloe Vera (barbadensis) sollte in jedem Haushalt ein Plätzchen finden. Sie hilft hervorragend gegen Hautverletzungen und –reizungen. Mückenstiche, Sonnenbrand, Brandverletzungen, allergische Reaktionen; der frische Saft einer Aloe lindert, kühlt und fördert die Heilung. Dazu schneidet man von einem der fleischigen Blätter der Aloe ein Stück ab. Sofort tritt der klebrige Saft aus. Damit fährt man beliebig oft über die entsprechende Stelle. Die Pflanzen sind sehr anspruchsvoll; sie wollen einen hellen, warmen Platz und brauchen nicht viel Wasser. Für weitere Tipps rund um den Haushalt, Garten, Gesundheit, aber auch Kochen und Backen, schaut gerne bei Frag Mutti vorbei.

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