Mo, 06.02.2017 , 18:26 Uhr

Hinter den Kulissen - So haben die Shorttracker den ISU Worldcup erlebt

Dresden - Erst seit den 90er Jahren gibt es das Eisschnelllaufen in der Kurzstrecke in Deutschland. Der Sport wird seither hierzulande allmählich beliebter. Über 2.500 Menschen kamen allein zum letzten Wettkampftag am Sonntag in die EnergieVerbund Arena. Die Aufmerksamkeit fürs Eisschnelllaufen in der Kurzstrecke wächst nicht nur bei den Heimwettkämpfen.

Am Sonntag sahen 2609 Zuschauer die Entscheidungen über die Distanzen 500 Meter und 1500 Meter (2) sowie in den Staffeln. Zum Auftakt stand aus deutscher Sicht dabei Felix Spiegl im Fokus. Der gebürtige Münchner belegte beim Sieg von Liu Shaolin Sandor (Ungarn), Hwang Dae Heon (Südkorea) und Liu Shaoang (Ungarn) Platz 20. Die Entscheidung über 500 Meter bei den Damen ging beim Sieg von Marianne St-Gelais (Kanada) vor Kim Ye Jin (Südkorea) und Jamie Macdonald (Kanada) in den Endläufen ohne deutsche Beteiligung über die Bühne. Tina Grassow, die in den Hoffnungsläufen gescheitert war, belegte im Gesamtklassement Rang 30.

Über 1500 Meter (2) waren die deutschen Farben im Halbfinale gleich mit vier Startern vertreten. Bei den Damen belegten die Dresdnerinnen Anna Seidel und Bianca Walter am Ende die Plätze 16 und 18. Den Distanzsieg bejubeln konnte die Niederländerin Suzanne Schulting vor Noh Ah Rum (Südkorea) und Valerie Maltais (Kanada). Christoph Schubert und Tom Rietzke rangierten beim Erfolg von Sjinkie Knegt (Niederlande) vor Csaba Burjan (Ungarn) und Vladislav Bykanov (Israel) auf den Plätzen 19 und 21.

Bei Damen sicherte sich die Staffel-Vertretung aus den Niederlanden (Suzanne Schulting, Yara van Kerkhof, Lara van Ruijven und Rianne de Vries) den Sieg vor Italien (Lucia Peretti, Cecilia Maffei, Arianna Fontana und Martina Valcepina) und Kanada (Marianne St-Gelais, Kasandra Bradette, Valerie Maltais und Kim Boutin). Bei den Herren siegte Russland (Vladimir Grigorev, Semen Elistratov, Alexander Shulginov und Victor An) vor den Niederlanden (Dennis Visser, Itzhak de Laat, Sijnkie Knegt und Daan Breeuwsma) und Südkorea (Hong Kyung Hwan, Hwang Dae Heon, Lee Hyo Been und Lim Yong Jin). Das deutsche Quartett war am Freitag in der Qualifikation gescheitert.

Junioren-Bundestrainerin Diana Scheibe: "Felix Spiegl hat einen starken Auftakt gezeigt. Er muss noch lernen, über die gesamte Distanz stabiler zu bleiben. Mit dem heutigen Auftritt kann er jedoch zufrieden sein. Für Bianca Walter war definitiv mehr drin. Sie ist taktisch sehr gut gelaufen, hat schnell reagiert. Doch den hat sie bei einer Aktion einen falschen Weg gewählt. Das ist auf diesem Niveau tödlich. Der Lauf von Anna Seidel ist ähnlich zu bewerten wie der von Bianca Walter. Man hat stellenweise jedoch gemerkt, dass sie sich noch in der Aufbauphase befindet. Tom Rietzke hat gegen eine sehr starke Konkurrenz viel investiert. Christoph Schubert hat sich wesentlich besser als noch am Samstag präsentiert. Er muss noch lernen, nicht sofort anzuziehen. Die Körner fehlen dann hinten raus." Anna Seidel: "Ich bin glücklich, dass ich wieder zurück auf dem Eis bin. Man erhofft sich immer mehr, aber ich habe beim Heim-Weltcup die Atmosphäre aufgesaugt. Ich hoffe, dass ich künftig auch von den Ergebnissen wieder besser mitmischen kann." Bianca Walter: "Mit den ersten Runden bin ich absolut zufrieden. Ich habe mir zwischendurch im Duell mit der Ungarin selbst ein Bein gestellt. Insgesamt hat es natürlich wieder unheimlich viel Spaß gemacht, vor heimischen Publikum zu laufen." Felix Spiegl: "Ich bin gut vom Start weggekommen und konnte auch direkt überholen. Hinten raus hat mir dann jedoch leider die Geschwindigkeit gefehlt, um noch mehr zu erreichen. " Christoph Schubert: "Ich habe heute sofort Gas gegeben und wollte das Rennen selbst gestalten. Am Ende habe ich dann leider nicht mehr genug Kraft gehabt." Tom Rietzke: "Ich ärgere mich über die kleinen Fehler in den einzelnen Läufen, bin aber im Großen und Ganzen zufrieden. Insgesamt muss ich noch an meiner Maximalgeschwindigkeit arbeiten." OK-Leiter Christoph Zepernick: "Wir können ein rundum positives Fazit ziehen. Dresden hat wieder einmal seine Begeisterungsfähigkeit für den Short Track-Sport unter Beweis gestellt. Unser Dank gilt an dieser Stelle allen Partner, Unterstützern und Besuchern!"

Der Weltcup aus Sicht der Dresdner Sportler

Der Trubel um die deutschen Sportler wächst. Kaum vom Eis gekommen, werden Autogramme geschrieben und hinter den Kulissen werden Interviews gegeben. Damit steigt auch der innere Druck. Denn neben den Sportlern selbst und ihren Trainern erwartet gerade das heimische Publikum Höchstform und Bestleistungen. Umso konzentrierter sind die Dresdner Sportler Bianca Walter und Christoph Schubert in den Minuten bevor sie das Eis betreten.
Zwischen den eigenen Läufen feuern sich die Sportler der deutschen Nationalmannschaft sich gegenseitig an. Sie pushen und analysieren sich gegenseitig. Mit den Leistungen beim ISU World Cup in Dresden scheinen die Athleten am Rand des Wettkampfes nicht wirklich zufrieden zu sein. Das dürfen währenddessen aber nicht anmerken lassen.

In diesem Jahr hat es mit Medaillenerfolgen beim Weltcup nicht geklappt. Umso größer sind die Hoffnungen bei der Weltmeisterschaft im März zu Punkten. Der große Traum für die Dresdner Sportler ist eine Olympiateilnahme. Das könnten Bianca, Felix, Christoph und Anna im nächsten Jahr packen.  Shorttrack gilt nach wie vor als Randsportart in Deutschland. Allein von dem Sport können die Athleten nicht leben. Umso wichtiger ist die Unterstützung des deutschen Publikums. Voraussichtlich im Januar 2018 steht das nächste internationale Shorttrack Event in Dresden an.

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