So, 29.10.2023 , 17:05 Uhr

Jährlich Hunderte Verstorbene ohne Angehörige

Dresden - Hunderte Menschen sterben in Sachsen jährlich ohne den Beistand von Angehörigen. Die Beerdigung dieser Menschen wird von den Kommunen veranlasst und kostet Jahr für Jahr Hunderttausende Euro, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den großen Städten ergab. 

So gibt Leipzig nach eigenen Angaben für solche Bestattungen durchschnittlich etwa 2500 Euro aus. Im vergangene Jahr starben in der Stadt nach eigenen Angaben 853 Menschen ohne Familie. Weitere Kosten könnten entstehen, wenn etwa wegen religiöser Zugehörigkeit des Verstorbenen besondere Vorschriften eingehalten werden müssten, hieß es. In diesem Jahr wurden in der Messestadt bis Ende September 592 Todesfälle ohne Angehörige registriert.

Allerdings hätten nur etwa 40 Prozent dieser Verstorbenen in Wirklichkeit keine Angehörige, teilte das Ordnungsamt der Stadt mit. In den anderen rund 60 Prozent würden die Angehörigen erst zu einem zum Teil viel späteren Zeitpunkt ermittelt oder aber die Angehörigen weigerten sich, eine Bestattung vorzunehmen. Wenn jemand ohne Angehörige stirbt, wird die Stadt durch die Polizei, das Krankenhaus, die Pflegeeinrichtung oder ein Bestattungsinstitut informiert. Das Ordnungsamt startet dann eine Recherche und versucht unter anderem mit Anfragen bei Meldebehörden, Standesämtern, Gerichten, Betreuern und Bekannten Angehörige ausfindig zu machen und fordert diese auf, eine Bestattung zu veranlassen. Wird jedoch niemand gefunden, muss die Stadt einspringen.

Seit fünf Jahren organisieren das Amt für Stadtgrün und der Stadtökumenekreis ein Mal jährlich auf dem Ostfriedhof eine öffentliche Gedenkfeier für Menschen, die ohne Angehörige gestorben sind. Bei der Feier werden die Namen der Verstorbenen verlesen - Freunde, Kollegen und Bekannte können Abschied nehmen.

2022 gab es in Leipzig laut Stadt 7106 Sterbefälle, von denen 3003 auf den kirchlichen Friedhöfen und 2810 auf den städtischen Friedhöfen bestattet wurden. Die anderen Sterbefälle wurden außerhalb Leipzigs oder auf privaten Bestattungswäldern beigesetzt.

Wie viele Menschen etwa in Dresden jährlich beerdigt werden, ist nicht bekannt. 456 Verstorbene wurden 2022 dem Ordnungsamt gemeldet, weil keine Angehörigen bekannt waren. Nach Recherche des Amtes blieben 123 Menschen, die auf Kosten der Stadt beerdigt wurden. Das waren etwa ebenso viele wie 2019 und 2020 mit 124 und 121 Fällen. Nur 2021 waren es mit 140 einige mehr.

Die Behörden veranlassen laut Stadt für diese Menschen in der Regel für 3200 Euro eine einfache Feuerbestattung. Die Urne werde auf der Gemeinschaftsanlage des Friedhofs Dresden-Tolkewitz beigesetzt, hieß es. Eine Trauerfeier sei nicht vorgesehen. Angehörige, Freunde und Bekannte, die von den Verstorbenen Abschied nehmen wollen, würden informiert, so dass diese an der Urnensenkung teilnehmen könnten. Sollte sie eine Trauerfeier wünschen, müssten sie das selbst auf eigene Kosten organisieren.

Etwa 2500 Menschen wurden im vergangenen Jahr auf den städtischen Friedhöfen in Chemnitz  beigesetzt. Für 80 Verstorbene konnten keine Angehörigen ausfindig gemacht werden. Im Durchschnitt gebe es jährlich etwa 50 derartige Fälle, bei denen das Ordnungsamt die Bestattung veranlasse, sagte eine Stadtsprecherin. Nach dem aktuellen Gebührenstand kostet eine derartige Bestattung rund 1600 Euro. Für diese Verstorbenen ohne Angehörige gebe es keine von der Stadt organisierten Trauerfeiern.

(dpa)

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