Mi, 03.05.2017 , 19:46 Uhr

Opferhilfe - Männer brechen online eher ihr Schweigen

Dresden – Die 2016 gestartete Online-Beratung des Weissen Ring e.V. hat sich im Hilfsangebot der größten deutschen Opferhilfeorganisation etabliert. Besonders Männer nehmen die anonyme Form der Beratung gerne an und greifen hier Themen auf, die als Tabus sonst kaum zur Sprache kommen.

Bei Kriminalität, Straftaten und Gewalt stehen oft die Täter im Mittelpunkt. Doch gibt es da auch die Opfer, die erlebtes verarbeiten müssen und mit den Nachwirkungen oft jahrelang zu kämpfen haben. Der Weisse Ring ist die größte Opferhilfeorganisation Deutschlands. Der Landesvorsitzende Geert Mackenroth hat am Mittwoch Bilanz gezogen. Positiv hervorzuheben: Die Opferzahlen sind mit rund 800 in Sachsen stabil zu den Vorjahren. In circa 250 Fällen kam es zu Hilfeleistungen. Die Deliktsstatistik des Landesverbandes weist dabei, wie in den vorangegangenen Jahren, einen Besorgnis erregenden hohen Anteil von häuslicher Gewalt/Körperverletzung (27,04%) und sexuellem Kindesmissbrauch (ebenfalls 27,04%) auf. Die Fälle von Vergewaltigung sind auf 13,73% gestiegen, 6,44% der Fälle betrafen Nachstellung/Stalking. Delikte wie Mord, Betrug, Erpressung, Raub, Nötigung etc. betrafen 25,75% aller in Sachsen bearbeiten Opferfälle.

Der Weisse Ring e.V. unterhält derzeit 21 Beratungsstellen in verschiedenen Regionen Sachsens mit 130 ehrenamtlich arbeitenden Opferhelfern. Der Landesverband Sachsen verzeichnet für das Jahr 2016 eine Mitgliederzahl von 878 und erhielt 1241 Einzelspenden. Der Verein ist zur Finanzierung seiner Arbeit auf die Zuwendungen aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Nachlässen und Bußgelder angewiesen. In Summe waren dies 82 296 Euro. Im gleichen Zeitraum wurden 233 Opfer von Straftaten mit insgesamt 87 727 Euro materiell unterstützt. Für den Landesverband Sachsen bedeutet das, dass er auch im Jahr 2016 keine ausgeglichene Bilanz vorweisen konnte. Wie in den vorangegangenen Jahren war man auch jetzt wieder auf die Solidarität des Gesamtverbandes angewiesen. Hierzu erklärt der Landesvorsitzende Geert Mackenroth mit Bedauern: „Der kontinuierliche Rückgang der Bußgeldzuweisungen der Gerichte und Staatsanwaltschaften in Sachsen über Jahre lässt uns buchstäblich im Regen stehen. Wir fühlen uns im Stich gelassen, besonders wenn man die Summen sieht, die an andere Opferhilfsorganisationen fließen.“
Der Verein wurde 1976 in Mainz gegründet als „Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V.“. Er ist Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität. Er unterhält ein Netz von rund 3.200 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Opferhelfern in bundesweit 420 Außenstellen. Der Weisse Ring hat rund 50.000 Mitglieder und ist in 18 Landesverbände gegliedert. Er ist ein sachkundiger und anerkannter Ansprechpartner für Politik, Justiz, Verwaltung, Wissenschaft und Medien in allen Fragen der Opferhilfe. Der Verein finanziert seine Tätigkeit ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, testamentarischen Zuwendungen sowie von Gerichten und Staatsanwaltschaften verhängten Geldbußen.

Zur Übersicht