Fr, 23.10.2020 , 16:53 Uhr

Parkplatznot in Leipzig: Kaum Durchkommen für Feuerwehr und Co

Leipzig - Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst: Die Einsatzkräfte benötigen meist nur wenige Minuten, um an ihr Ziel zu kommen. Doch was, wenn ihnen parkende Autos den Weg versperren? Die verlorene Zeit kann verheerende Folgen haben. Um genau das zu verhindern, fand im Leipziger Stadtteil Gohlis eine so genannte Sicherheitsbefahrung statt.

Zentimeter für Zentimeter kämpft sich der Feuerwehrwagen nach vorne. Parkende Autos stehen im Weg - wertvolle Zeit verrinnt. Was an diesem Abend nur ein Test der Behörden ist, kann im Ernstfall schlimme Folgen haben. Im Leipziger Stadtteil Gohlis haben Ordnungsamt, Polizei und Feuerwehr sich durch die engen Straßen manövriert. 

Diese sogenannte Sicherheitsbefahrung soll zeigen, wie viel Platz den Einsatzkräften im Realfall auf den Straßen bleibt. Das bedeutet auch, welche Autos den Weg versperren. Deren Besitzer zeigten am Abend zumindest teilweise Verständnis für die Aktion. "Wenn wirklich was passiert, kommen die Einsatzkräfte ja nirgendwo ran", sagt Anwohner Tino Gessner. "Ich verstehe aber auch nicht, warum hier nicht Begrenzungen sind, wie zum Beispiel gestrichelte Linien oder andere Zeichen."

Parken "ohne Rücksicht auf Verluste"

Schmale Straßen, wenig Parkplätze: Kein typisches Problem für Gohlis, aber hier in der Krochsiedlung zeigt es sich besonders deutlich. Auch auf Bürgersteigen und Grünflächen werden die Autos abgestellt - manchmal ohne Rücksicht auf Verluste. 

Die Anwohner reagieren genervt auf die Parksituation. "Ich bin froh, dass endlich etwas passiert", sagt zum Beispiel Bernd Kellner, fügt aber auch hinzu: "Die Bürger, die hier wohnen, haben auch keine Alternative." Ähnlich sieht auch Gisela Brand die Situation. "Es ist sehr schön, dass hier viele junge Familien in die Siedlung ziehen, aber die haben auch meistens zwei Autos. Und die müssen auch abgestellt werden. Das ist das Problem." 

"Es kommt auf jede Minute an"

Nicht nur Feuerwehren sind von engen Wohngebieten und verstopften Straßen betroffen. Auch Lieferdienste oder die Müllabfuhr haben damit zu kämpfen. Jedoch können bei den Einsatzkräften die möglichen Folgen wesentlich verheerender sein. Hier kommt es auf jede Minute an, sagt Torsten Kolbe, Sprecher der Leipziger Feuerwehr.

Das Ordnungsamt drückte an dem Abend nochmal ein Auge zu und verteilte "nur" Hinweiszettel. Wenn es gar keinen Durchkommen mehr gab, wurde auch der ein oder andere Autofahrer direkt von der Polizei ermittelt und nach draußen gebeten. Zur Kasse gebeten wurde jedoch niemand, lediglich auf die Problematik aufmerksam gemacht. Für Tino Bucksch, Vorsitzender des Bürgervereins Gohlis, ist das nicht genug. In seinen Augen müsse mehr passieren.

Dauerhafte Lösung nicht in Sicht

"Aufmerksamkeit hat die Aktion heute Abend auf jeden Fall erregt, aber nachhaltig wird sie nicht sein. Die Aktion war geplant und angekündigt, und ab morgen kann hier wieder wie gewohnt geparkt werden", so Bucksch. Eine dauerhafte Lösung ist bisher nicht in Sicht. Das Ordnungsamt möchte aus diesem Abend seine Schlüsse ziehen und entsprechend handeln. Und so lange wird in der Krochsiedlung wohl weiterhin wild geparkt.

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