Do, 11.07.2019 , 17:48 Uhr

Sachsens Landwirtschaft: Trotz Hitze 2019 noch Durchschnittserträge

Sachsen – Der Freistaat hat in letzter Zeit wieder unter drückender Hitze gelitten. Noch immer hat die Landwirtschaft mit den Folgen des Hitzesommers 2018 zu kämpfen. Dennoch fällt die diesjährige Ernte wahrscheinlich durchschnittlich aus.

Die heißen Temperaturen im vergangenen Jahr machten den Landwirten in Sachsen zu schaffen. Einer von ihnen ist Dr. Wolfram Rühle, der Vorstand der Agrargenossenschaft Pötzschau in Rötha südlich von Leipzig. Er erzählt, dass er 2018 so hohe Ertragsausfälle verzeichnen musse wie seit 50 Jahren nicht mehr. Das Defizit aus dem vergangenen Jahr liegt noch immer bei 30 Prozent - und kann auch kaum ausgeglichen werden. Denn was nicht wächst, kann auch nicht geerntet werden. Vor allem die Böden sind durch die fehlende Feuchtigkeit geschwächt.

Auch dieser Sommer bislang trocken

Auch der Juni diesen Jahres war von Hitze und Trockenheit geprägt. Auf einem Weizenfeld bei Oelzschau bilanziert Dr. Rühle seine bisherige Ernte: „Insgesamt haben die Auswirkungen des heißen Sommers trotzdem zu einem Defizit geführt. Wir schätzen ein, dass wir 10 Prozent weniger ernten im Durchschnitt als in normalen guten Wetterjahren mit ausreichend Niederschlägen. Aber ich muss sagen, die Auswirkungen der diesjährigen Trockenheit waren nicht so schlimm wie die 2018. Das war für viele Betriebe und auch für uns, die Erträge betreffend, eine große Katastrophe.“

Wie im vergangenen Jahr fehlt also die Feuchtigkeit. Der Landwirt hofft nun, dass die „Siebenschläferregel" zutrifft: Das Wetter vom 7. Juli bestimmt, so sagt man, wie das Wetter der nächsten sieben Wochen wird. Und das würde dem Landwirt in die Karten spielen, denn es würde Westwetterlage bedeuten – also kühlere Luft vom Atlantik mit mehr Feuchtigkeit.

Brandgefahr als Folgeschäden bei Pflanzen und Maschinen

Am Rand des Weizenfelds steht ein Tankwagen, falls ein Brand ausbrechen sollte. Erst vergangene Woche musste Dr. Rühle die hohe Brandgefahr beobachten. Ein Mähdrescher habe in der Nähe gebrannt. Die Brandursache war wahrscheinlich eine Selbstentzündung aufgrund der starken Hitze. Die Kosten eines solchen Geräts belaufen sich auf mindestens 400.000 Euro. Viel schwieriger aber sei noch, dass so schnell wie möglich ein Ersatz für die fehlende Maschine her müsse. 

Auf einem Zwiebelfeld bei Espenhain zeigt er weitere Folgen der Hitzewelle. Die Gemüsezwiebeln weisen Brandschäden auf. Die ersten Blätter der Zwiebelpflanzen leiden besonders unter der starken Sonneneinstrahlung. Es wachsen aber neue nach, sodass die Ernte trotzdem gut verkauft werden kann.

Die Hitze wirkt sich auch auf die Preise aus

Wichtig sei natürlich immer der Preis. Dr. Rühle erklärt: „Wichtig ist für uns immer, was die Kunden bezahlen für einen Doppelzentner oder für die Tonne Weizen oder Gersten. Und das ist leider nicht immer so, wie wir das erwarten. Bei einer niedrigen Ernte denkt man eigentlich, es wird gut bezahlt und hoch bezahlt. Und bei einer sehr hohen Ernte ist es meistens so, dass eben geringere Preise bezahlt werden. Das ist leider nicht mehr so.“

Getreide ist teilweise dennoch zu feucht zur Ernte

Auf einem ehemaligem Braunkohlegebiet fährt einer seiner Mähdrescher eine Schneise, um eine Mischprobe zu nehmen. Denn die Feuchtigkeit des Getreides entscheidet darüber, ob schon geerntet werden kann oder nicht. Mit einem Analysegerät wird die Weizenprobe gemahlen. Das Gerät misst die Feuchtigkeit des Korns. Zum Einlagern optimal sind niedrige Feuchtigkeitswerte von 12 bis 13 Prozent.

Die Grenze sind 14,5 Prozent Feuchtigkeit. Ist das Getreide feuchter, ist das Ernten zwar kein Problem. Es entstehen aber zusätzliche Trocknungskosten. Diese sollen möglichst vermieden werden. Das Gerät zeigt heute 16,1 Prozent an – zu feucht. Dr. Rühle entscheidet, noch eine Stunde zu warten und danach erneut eine Mischprobe zu nehmen. Zwar kommt es nicht auf jede Stunde an, aber bei nur 20 bis 25 Erntetagen im Juli und August darf keine Zeit verloren gehen.

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