Di, 04.02.2020 , 11:18 Uhr

Semperopernball stellt Programm um

Dresden - Nach massiver Kritik am St.-Georgs-Orden für den ägyptischen Präsidenten und Absagen von Gästen und Moderatorinnen verzichtet der Semperopernball auf weitere Ordensverleihungen. Mehr Kunst, Musik und Tanz sollen die Lücke füllen. Weiteren Protest kündigt unterdessen Amnesty International Sachsen an. Die Mitglieder wollen am Ballabend eine Mahnwache vor der Semperoper abhalten, um auf eingeschränkte Meinungsfreiheit in Ägypten aufmerksam zu machen.

Dazu erklärt der Semper Opernball e.V.: „Alle in Preisverleihungen eingebundene Persönlichkeiten sind mit der Vorgehensweise einverstanden. Wie bereits angekündigt, wird der Ballverein mit seinen Freunden und Partnern über die Zukunft des Dresdner Opernballs sprechen. Dabei spielt auch die Frage der Ordensverleihungen eine Rolle. Aus Respekt vor den vielen Diskussionen der letzten Tage und um in Ruhe über künftige Entscheidungen nachdenken zu können, verzichten wir diesmal auf Preisverleihungen.“

Amnesty International will von 16 bis  20 Uhr mit Bannern, Schildern und abgeklebten Mündern eine Mahnwache vor der Semperoper abhalten. Wassily Nemitz, Sprecher von Amnesty International in Sachsen: „Neben der Frage, warum der Dresdner Semperopernball es sich generell zur Aufgabe gemacht hat, zweifelhaften Persönlichkeiten Orden zu verleihen, ist die Auszeichnung Al-Sisis skandalös und absurd. Bei Abdel Fattah Al-Sisi handelt es sich zweifelsohne um einen diktatorisch regierenden Alleinherrscher, der Menschenrechte mit Füßen tritt.“

Seit dem Amtsantritt Al-Sisis im Jahr 2013 habe sich die Menschenrechtssituation in Ägypten enorm verschlechtert. Amnesty International dokumentierte nach eigener Aussage in den vergangenen Jahren mehrer Fälle willkürlicher Inhaftierungen aufgrund von friedlichem Protest und Kritik an der Regierung. Kritische Beiträge in Sozialen Medien reichten aus, um von den Behörden schikaniert zu werden, wie der Fall der Frauenrechtlerin Amal Fathy zeige: Nachdem sie auf Facebook sexuelle Gewalt in der Ägyptischen Gesellschaft angeprangert hatte, wurde sie unter dem Vorwurf verhaftet, falsche Informationen zu verbreiten und dem Ägyptischen Staat schaden zu wollen.

Der aktuelle Amnesty-Bericht Permanent State of Exception vom November 2019 beschäftigt sich mit der gegenwärtigen Menschenrechtslage in Ägypten. 

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