Mo, 30.09.2019 , 16:53 Uhr

Silberhochzeit für die Villa Weigang

Dresden - Die Villa Weigang ist einer der begehrtesten Heiratsorte Dresdens. Nun feiert sie ihr 25-jähriges Rekonstruktions-Jubiläum. Das Gebäude mit kleiner Parkanlage und Springbrunnen wurde 1894/95 auf der Goetheallee in Blasewitz erbaut. Jährlich geben sich hier über 1.800 Paare das Ja-Wort, seit 1994 waren es mehr als 40.600 Paare. Die Termine in diesem Märchenschloss sind stets gut gebucht. Nicht umsonst wurde es mehrfach unter die schönsten Standesämter Deutschlands gewählt.

Die Villa wurde 1894/95 erbaut. Der Architekt ist wahrscheinlich Poscharsky. Die Bauakten sind 1945 verbrannt. Die 1893/94 erbaute Villa auf dem Vogesenweg 4 weist große Ähnlichkeiten mit der Villa Weigang auf. Hier weiß man sicher, dass sie von Poscharsky erbaut wurde. Poscharsky verkaufte die Villa auf der Goetheallee 55 am 21. Dezember 1895 an den Bautzener Kaufmann Karl Otto Weigang für 120 000 Mark. Bis 1914 wurde sie von der Familie Weigang als Sommerwohnung genutzt.

Die Villa besaß eine prächtige Innenausstattung mit edlen Hölzern und Wandmalereien und moderne Technik. Es gab eine zentrale Dampfheizungsanlage und einen Speisenaufzug. Der bedeutende Historien- und Freskenmaler Ferdinand Wagner d. J. (1847-1927) hat anspruchsvolle Deckenmalereien geschaffen. In einem der Trausäle können diese bewundert werden. Der aufmerksame Betrachter wird in einigen Gemälden die Initialen von Wagner finden. Im Mittelbild ist Aphrodite, die Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit, dargestellt. Ein früher Hinweis auf die zukünftige Nutzung der Villa. Nach dem Tod von Weigang wurde die Villa verkauft und es gab zahlreiche Eigentümerwechsel. Anfang der 50er Jahre wurde die Landeshauptstadt Eigentümerin der Villa. Seit 1957 wird sie für standesamtliche Zwecke genutzt. Bis 1991 befand sich in der ersten Etage die Meldestelle der Polizei.

1965 wurde das Grundstück in fünf Teile aufgegliedert. Die anspruchsvolle Gartenanlage wurde weitestgehend zerstört. Auf einem Teil wurde ein strukturwidriges Einfamilienhaus errichtet (2018 abgerissen). In anderen Teilen wurden Garagen und eine wilde Ansammlung von Gemüsegärten und Lauben gebaut. Bei notdürftigen Instandsetzungsarbeiten in der Villa wurden die Turmhauben gekappt und flach abgedeckt. Die Brunnenanlage wurde zugeschüttet und die Brunnenfigur ein Putto auf Postament und ein Barometerhäuschen durch sowjetische Truppen abtransportiert. Das geschah in den Jahren zwischen 1964 und 1975, wie überliefert ist.

Der Zustand der Villa und der Gartenanlage war aus vorgenannten Gründen 1991 desaströs. Zur Goetheallee war das Grundstück nur noch mit einem Tor aus Gitterstäben abgegrenzt. Offensichtlich wurde das ursprüngliche kunstvoll geschmiedete Tor an einen anderen Ort verbracht. Das Tor zum Käthe-Kollwitz-Ufer gehörte durch die Grundstücksteilung nicht mehr zur Villa und war durch zahlreiche armstarke Bäume durchwachsen.

Mitte 1991 wurde die Rekonstruktion der Villa forciert. Es erfolgte mehrfach die Prüfung auf eventuell bestehende Restitutionsansprüche. Danach wurde eine denkmalpflegerische Zielstellung in Auftrag gegeben. Ein Ziel war die Rückgewinnung des Hauptportals zum Käthe-Kollwitz-Ufer und von Teilen der Gartenanlage. Es wurde ein Antrag auf „Zuwendung für investive Zweckzuweisung“ gestellt. Nachdem das damalige Regierungspräsidium den Antrag über 400 000 DM bewilligt hatte, begann die Rekonstruktion. Es wurden in den Folgejahren weitere Fördermittel bewilligt. Der Gesamtkostenvoranschlag belief sich auf 4,7 Millionen DM. Der Kostenrahmen wurde eingehalten.

Eckpunkte des Bauablaufs: Bekämpfung des Schwammes im Dachgebälk, Neudeckung des Daches, Freilegung des Hauses und Trockenlegung, Freilegung der übertünchten Wandmalereien an den Fassaden, Sicherung und Neuverputz der Villa, Erneuerung aller Medienleitungen sowie Gas, Wasser, Strom, Abwasser, Schaffung neuer Toilettenanlagen, Erneuerung der Heizungsanlage, Aus- und Umbau aller Räume, Holzsanierung, Neuanfertigung eines Kronleuchters im Foyer, 1994 Aufsetzung der Turmhauben, die neu geschaffen wurden, 1994 Fertigstellung des Südostteils der Gartenanlage.

Mit der Wiedereröffnung am 30. September 1994 war die Sanierung bei weitem noch nicht abgeschlossen. Auf der Nordseite stand noch ein Gerüst, die Fassadenbemalung musste noch fertiggestellt werden. Bis 1996 erfolgten die Sanierung des Zauns und die Neuschaffung des Gartentores zur Goetheallee. Alle Sandsteinsäulen und die Balustrade mussten repariert und ergänzt werden. Bis 1998 folgte die Freilegung und Erneuerung der Brunnenanlage. Eine Brunnenfigur aus dem Fundus wurde aufgesetzt. 2009 wurde die Villa barrierefrei. In die Terrasse wurde für den Zugang zur Eheschließung ein Aufzug eingebaut.

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