Do, 22.06.2017 , 15:25 Uhr

Streit um Storchennest

Chemnitz – Im Chemnitzer Ortsteil Wittgensdorf ist ein Streit um ein Storchennest entbrannt.

Reiner Rost aus Wittgensdorf sitzt jeden Tag in seinem Garten, „bewaffnet“ mit Fernglas und Notizblock. Der Blick des ehrenamtlichen Storchenbeauftragten geht immer wieder hinauf zum ungenutzten Fabrikschornstein auf der anderen Straßenseite. Dort macht es sich seit 15 Jahren Meister Adebar gemütlich.

Das Nest haben Naturschützer damals mit einem Kran auf den alten Fabrikschlot gehoben. Seitdem sorgt das Storchenpaar jedes Jahr fleißig für Nachwuchs. In diesem Jahr waren die gefiederten Freunde besonders zeitig dran: Der erste Storch kam bereits Ende Februar, der zweite etwa 14 Tage später. Und jetzt liegen schon zwei Jungstörche im Nest. Flügge sind sie aber noch nicht.

Die meisten Wittgensdorfer freuen sich über die Störche im Ort, für Reiner Rost sind sie sogar „Das einzig Schöne im ganzen Dorf“. Weniger Freude hingegen hat Firmen-Geschäftsführer Dr. Dieter Lehnhardt. Er will den Schornstein am liebsten loswerden. Denn Störche bereiten nicht nur Freude, sie machen auch ganz schön viel Dreck.

Bisher wurden diese Kosten aus der Miete für den Schornstein als Mobilfunkmast gedeckt. Nun hat aber der Mobilfunkbetreiber den Vertrag gekündigt. Dr. Lehnhardt kam auf die Idee, den Schornstein der Stadt Chemnitz als „großzügige Spende“ zu übereignen. Dies lehnte die Stadt allerdings ab.

Außerdem verweist die Verwaltung auf das Naturschutzgesetz, nach dem Brutplätze für die geschützten Störche nicht beseitigt oder verändert werden dürfen. Ob sich der Geschäftsführer damit abfindet oder möglicherweise nach Gründen für einen Schornsteinabriss sucht, bleibt die Frage.

Die Storchenfreunde indes hoffen, dass künftig niemand ihren geliebten Störchen das Stroh unter dem Hintern wegzieht.

 

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