Do, 16.05.2019 , 19:15 Uhr

Suizidgefährdet? Anonyme Hilfe im Internet

Dresden - Jeden fünften Tag nimmt sich in Dresden ein Mensch das Leben. Um Gründen von Depression und Todeswünschen nachzugehen, hat jetzt im Deutschen Hygienemuseum eine Diskussion stattgefunden. Rund 200 Besucher kamen zu dieser Veranstaltung, die im Rahmen der „Woche für das Leben“ von der Evangelischen und Katholischen Kirche veranstaltet wurde. Wege für eine bessere Prävention und Versorgung suizidgefährdeter Menschen wurden aufzeigt.

Wenn Jugendliche u25-dresden.de in ihren Browser eingeben, dann sind sie meistens auf der Suche nach Hilfe in Lebenskrisen und bei Suizidgedanken. Per HELPMAIL gibt es die Möglichkeit, mit Gleichaltrigen, so genannten Peers, anonym in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. Fachlich ausgebildet sind sie von Diana Kotte. Sie leitet das Online-Angebot des Caritasverbandes Dresden hauptamtlich und hat es bei der Veranstaltung "Macht und Ohnmacht bei Suizid" im Rahmen der "Woche für das Leben" im Deutschen Hygienemuseum den 200 Besuchern vorgestellt.

Was sind die Gründe für Depression oder Todeswünsche? Für Angehörige ist die Situation oft schwer zu verstehen. Katja Bormann verlor vor 8 Jahren völlig überraschend ihren Mann. Das erste Mal sprach sie jetzt öffentlich über ihr Schicksal. Eine Selbsttötung versetzt Familie und Freunde in einen Schockzustand. Wie hätten wir das verhindern können, fragen sich die meisten und müssen damit leben lernen. Katja Bormann weiß inzwischen, was als erstes zu tun ist.

Viele Menschen, die sich das Leben nehmen, haben eine psychische Erkrankung, scheuen sich aber davor, darüber zu reden oder professionelle Hilfe zu suchen. Dabei sind die Aussichten auf Heilung gut, bestätigt Dr. Ute Lewitzka, Leiterin der AG Suizidforschung Uniklinikum Dresden. Das Thema "psychische Erkrankung oder Todeswunsch" ist nach wie vor tabuisiert, vorurteilsbelastet und wird oft als peinlich empfunden. Daran muss sich in den Köpfen etwas änderen.

Die Woche für das Leben ist eine Aktionswoche der evangelischen und katholischen Kirchen in Deutschland mit jährlich wechselnden Themenschwerpunkten. In diesem Jahr wurden Wege für eine bessere Prävention und Versorgung suizidgefährdeter Menschen aufzeigt. Professionelle Beratung können alle Erwachsen, die in einer Lebenskrise stecken, zum Beispiel auch beim Psychosozialen Krisendienst der Landeshaupstadt Dresden bekommen. Dies ist kostenfrei, kurzfristig, unkompliziert und auf Wunsch anonym möglich.

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