So, 12.11.2023 , 14:15 Uhr

Vielfältige Interpretationen des Steigerlieds zeigen die kulturelle und musikalische Bandbreite Sachsens

Tradition trifft Moderne: Neue Musikclips von So geht sächsisch würdigen das Steigerlied als UNESCO-Kulturerbe

'So geht sächsisch' bringt frischen Wind in das traditionelle Steigerlied. In einer Reihe von Musikclips wird der Bergmannsmarsch in verschiedenen Stilrichtungen interpretiert und auf moderne Art ins Rampenlicht gerückt. Die Clips werden ab dem 19. August online veröffentlicht und verbreitet.

Sachsen - Seit März 2023 ist der traditionelle Steigermarsch als immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt. Dieses kulturelle Erbe wird nun von der Standortkampagne "So geht sächsisch" in einer Reihe von Musikclips gewürdigt, die in Zusammenarbeit mit Musikern und Sängern unterschiedlichster Genres entstanden sind. Die Clips zeigen, wie vielfältig, modern und innovativ das traditionelle Steigerlied interpretiert werden kann.

Ministerpräsident Michael Kretschmer betonte die Bedeutung des Steigerlieds für die sächsische Identität und Heimat:

"Das Steigerlied ist ein großes Stück sächsischer Identität und Heimat. Es kommt ursprünglich aus dem Erzgebirge, bis heute kann diese besondere Hymne hier fast jedes Kind auswendig singen. Die Ernennung zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe hat nicht nur im Erzgebirge große Begeisterung hervorgerufen, sondern den gesamten Freistaat stolz gemacht."

Die ersten Clips wurden bereits produziert und werden ab dem 19. August auf den Kanälen von "So geht sächsisch" veröffentlicht und viral verbreitet. Sie reichen von klassischen Orchesterinterpretationen über Jazz-, Orgel-, Volksmusik- und Chorvariationen bis hin zu humorvollen und überraschenden Versionen. Insgesamt sind bis zum Jahresende weitere Clips geplant.

Die Video-Premiere zeigt die Junge Philharmonie Augustusburg unter der Leitung von Dirigent Pascal Kaufmann, die in der St. Petri-Kirche Augustusburg eine symphonische "Fantasie über die Melodie des Steigerliedes" eingespielt hat. Pascal Kaufmann, der als jüngster Absolvent der Dresdner "Hochschule für Kirchenmusik" sein Diplom erhalten hat, erklärt:

"Das Licht spielte für die Kumpel unter Tage eine immense Rolle. Das auch über die Musik zu transportieren, war eine ziemliche Herausforderung."

Welch verbindende Kraft das Steigerlied entfalten kann, zeigt sich an einem ganz besonderen Projekt in Freiberg. Anlässlich des „Welterbe-Entdecker-Tages“ hat am 23. Juni ein Chor von rund 400 Freiberger Vorschulkindern auf dem Obermarkt bei schönstem Sonnenschein das Steigerlied zum Besten gegeben. Im Rahmen des so genannten „Welterbe-Projektes“ haben Kinder und Pädagogen fast ein Jahr lang darauf hingearbeitet – der gemeinsame Auftritt mit dem Steigerlied markierte den letzten Meilenstein des Welterbe-Entdecker-Projektes, in dessen Rahmen Kinder das Welterbe in der Silberstadt entdecken, erfahren und erleben konnten.

Für Emotion pur sorgen die Fans des FC Erzgebirge Aue regelmäßig – dann nämlich, wenn sie vor dem Anpfiff zu Heimwärts- oder Auswärtsspielen ihre heimliche Hymne, das Steigerlied, singen. Am 5. September 2020 erhielten sie im Erzgebirgsstadion in Aue-Bad Schlema prominente Unterstützung, denn an diesem Tag wurde der 30. Jahrestag des Freistaats Sachsen gefeiert. Und so hieß es Gänsehaut pur, als Tenor Klaus Florian Voigt, begleitet vom Musikkorps der Bergstadt Schneeberg und der Staatskapelle Dresden, unter der Leitung von Maestro Christian Thielemann „Glück auf, der Steiger kommt“ zum Besten gab.

Ein ausgewiesenes musikalisches Genie hat im vierten Steigerlied-Video an der größten und berühmtesten Silbermannorgel im Freiberger Dom Platz genommen – der renommierte niederländische Jazz-Pianist, Komponist und Musikproduzent Bert van den Brink. Im Vorfeld eines Konzertes improvisierte der von Geburt an blinde Pianist, der schon mit vielen namhaften Künstlern konzertierte, darunter Gino Vannelli, Richard Bina, Chet Baker und Maria Markesin, virtuos eine Jazz-Variante des Steigerliedes.

Gitarrist und Rocksänger Martin Fankhänel steuert die wohl rockigste Steigerlied-Version bei. In der Meisterwerkstatt für Gitarrenbau Roy Fankhänel im Erzgebirgischen Oelsnitz griff er beherzt in die Saiten seiner E-Gitarre. Fankhänel bezeichnet sich selbst als „Multi-Instrumentalist“, macht seit mittlerweile über 20 Jahren aktiv Musik und ist in seiner Heimat nach wie vor tief verwurzelt.
Die Idee, das Steigerlied auf der E-Gitarre einzuspielen, hat ihn daher sofort begeistert, zumal die junge, frische Interpretation von Nachwuchs-Sängerin Lucy-Marie Rockstroh sehr gut mit seiner Akustik-Version harmonierte.
Steigerlied ist Schulhymne: Der Name ist Programm am „Glückauf"-Gymnasium Dippoldiswalde/Altenberg, denn hier werden die neuen Gymnasiasten alljährlich zu Schuljahresbeginn feierlich mit „Glück auf!“ und dem Steigerlied begrüßt. Es zu lernen ist sozusagen die erste Amtshandlung und steht in der ersten Schulwoche explizit auf dem Stundenplan der Fünftklässler.
Eine schöne und wichtige Tradition, die noch viele künftige Schülergenerationen an das bergmännische Erbe ihrer Heimat heranführen möge.
Singen macht glücklich und verbindet Menschen über alle Sprachbarrieren hinweg. Wer könnte das glaubhafter vermitteln als der Chorverein Singasylum Dresden, der Sängerinnen und Sänger aus vielen Teilen der Welt vereint.
Der „Chor für alle“, wie sich „Singasylum“ selbst bezeichnet, wurde 2015 von Studierenden der Evangelischen Hochschule Dresden gegründet und gibt Asylsuchenden aus aller Welt eine Stimme. Vor allem aber ist er offen für alle Menschen, die für Demokratie, Inklusion, Toleranz, Partizipation, Gerechtigkeit und kulturelle Vielfalt eintreten. Mitmachen kann jeder – unabhängig von Herkunft, Alters oder musikalischer Erfahrung. Allein die Freude am gemeinsamen Singen steht im Mittelpunkt, und die ist dem Ensemble in ihrer Steigerlied-Interpretation auf Persisch von Anbeginn anzusehen - „Glück auf, Salam!“

Bereits Clara Schumann spielte an diesem besonderen Instrument, nun hat Markus Ludwig in die Tasten „gehauen“ – oder besser gesagt: „getreten“. Wie das geht? Wenn man an Schumanns Original-Pedalflügel spielt, der heute im Robert-Schumann-Haus in Zwickau seine Heimat gefunden hat. Das Besondere daran: Ein Pedalflügel wird mit den Händen und den Füßen gleichzeitig gespielt, und das vermag Markus Ludwig in Perfektion.

Im Geburtshaus von Robert Schumann am Zwickauer Obermarkt hat er nun seinen „Steigerlied-Swing“ zum Besten gegeben und schlägt damit die musikalische Brücke zwischen Volkslied, Robert Schumanns Träumerei und der Swing-Tradition des 20. Jahrhunderts.

Auch wenn sie keine Bergleute sind, fühlen sich Cordula Zwischenfisch und Ines Fleiwa inniglich dem Erzgebirge verbunden. Familie, Freunde, Verflossene… Und ganz besonders liebt die bekannte Band „Zärtlichkeiten mit Freunden“ das Steigerlied. Da bubbern die aus Frohnauer Lindenholz geschnitzten Engelsherzen der beiden Grobmusiker. Und genau deshalb haben sie beschlossen, der Nachwelt eine aufs Wesentliche reduzierte Steigerliedvariation mit Horn und Marschtrommel zu kredenzen und sich dabei von einem Argrarflugzeug filmen zu lassen. Weula!

Wenn sich die besten BBoys und BGirls Sachsens, "The Saxonz", zusammentun mit den wilden Berliner Folks der "The Trouble Notes“, und sie dann gemeinsam auch noch quasi ein Erzgebirgisches Nationalheiligtum zelebrieren, dann kann dabei nur eine absolut geniale Mischung herauskommen. Gestatten: das Steigerlied, erstmals in rhythmischen und hochdynamischen Moves getanzt. In der ehrwürdigen Kulisse der Sächsischen Staatskanzlei entstand der neueste Clip der Steigerlied-Serie. Die Breakdance-Profis rund um Felix Rossberg und Joanna Mintcheva geben dem traditionellen Bergmannslied ihre ganz eigene Note, wild, waghalsig, voller Power und Lebensfreude – und das Ganze begleitet vom mindestens ebenso wilden und kraftvollen Geigenspiel von „The Trouble Notes“-Frontmann Bennet Cerven.

Salsa, Merengue, Vallenato, Cumbia - Kolumbien begeistert mit großem kulturellen Reichtum, unglaublichen Landschaften und… einer beeindruckenden musikalischen Vielfalt. Mit mehr als tausend folkloristischen Rhythmen zählt die kolumbianische Musik zu einer der reichsten und bekanntesten der Welt. Vielfalt prägt die kolumbianische Musik, und Vielfalt lautet das Credo der Steigerlied-Serie von „So geht sächsisch.“ – was lag da näher, als kolumbianische Musiker und den Steigerlied-Spirit zusammenzuführen? Und so kam es anlässlich des 30. Blasmusikfestivals in Aue-Bad Schlema Mitte September zu einem ganz besonderen Intermezzo, als die Banda Sinfónica La Estrella unter der musikalischen Leitung von Daniel Ocampo Ayala das weltberühmte Steigerlied vortrug – mit lateinamerikanischer Lebensfreude und Rhythmusgefühl.

Der Bandonionverein Carlsfeld e.V. versteht sich nicht nur exzellent aufs Musizieren mit dem Bandoneon, auch das Steigerlied zählt zum Repertoire der Truppe rund um Bandoneon-Bauer Robert Wallschläger. In seinem Betrieb Handzugsinstrumente Carlsfeld führt der junge Handwerker eine Tradition fort, die ihren Ursprung im Dreiländereck Sachsen, Bayern und Böhmen im beginnenden 19. Jahrhundert hat. Dort entwickelte sich mit dem Niedergang des erzgebirgischen Silberbergbaus die Herstellung von Musikinstrumenten zu einem neuen Industriezweig. Den typischen Klang des Bandoneons, ursprünglich Bandonion, hört man heute noch in vielen Teilen der Welt, insbesondere natürlich in Südamerika, wo der Tango zu Hause ist. Dass viele der Instrumente einst aus Carlsfeld stammten und hier in großer Stückzahl hergestellt wurden, ist weniger bekannt. Umso schöner, dass die Bandoneonmusik in Robert Wallschläger nicht nur einen engagierten Bewahrer gefunden hat, sondern im Steigerlied-Clip der Carlsfelder eine ganz besondere Interpretation findet.

Zu einem besonderen Rekordversuch riefen die Organisatoren beim "Tag der Sachsen" das Publikum im Rahmen einer Stadtwette am 2. September um 18 Uhr auf das Steigerlied zu singen. An allen Ecken der Stadt und aus möglichst vielen Kehlen sollte die Hymne der Bergleute „Glück auf, der Steiger kommt!“ erklingen. Einen Chor aus mindestens 15.000 Stimmen brauchte es, um die Stadtwette zu gewinnen. Am Ende waren es über 21.000 - Wette gewonnen. Das Steigerlied-XXL war ein absoluter Höhepunkt und sorgte für Gänsehaut bei den Teilnehmern.

Die Freiberger „Cramer Band“ hat das bisher wohl inbrünstigste Steigerlied beigesteuert. Die selbst ernannte „Happy Metal“ Band mit „Manne“ (Matthias Reich) an der Gitarre, „Siggi“ (Klaus Borrmann) am Bass und „Hotte“ (Hannes Schmidt) an den Drums spielte ihren Steiger während einer Studentenfeier mit Unterstützung der Bigband der Freiberger Berguniversität. Dort im Übrigen, wo Matthias Reich hauptberuflich die deutschlandweit einzige Professur für Bohrtechnik innehat. „Wir waren von der Steigerlied-Serie von ‘So geht sächsisch.‘ sofort begeistert“, erklärt Matthias Reich. „Hier in Freiberg ist jeder textsicher, und Gänsehaut vorprogrammiert. Mit unserer Rock-Version wollen wir zeigen, dass sich Tradition und Moderne immer unter einen Hut bringen lassen – genau wie an unserer Universität.“

Von Meerane nach New York City: Fleißig haben die „Draufgänger Guggis“ das Steigerlied in ihrer Heimat Meerane geprobt, um unser geliebtes Steigerlied in einer Weltmetropole zu performen. Auf der weltberühmten „Steubenparade“ in New York City haben sie das Publikum mit ihrer Steigerlied-Version überrascht.  Über eine Städtepartnerschaft mit Lörrach in Südbaden kam die Guggenmusik 1990 nach Meerane und entwickelte hier über die Jahre eine bemerkenswerte Fangemeinde. Prominenteste Vertreter: die „Draufgänger Guggis“, die mittlerweile höchst professionell unterwegs sind und erstmals am weltgrößten Umzug deutscher und deutsch-amerikanischer Vereine und Spielmannszüge, der „Steubenparade“, teilnehmen durften. Was für eine Ehre!

Mit seinen Mathe-Songs rockt Johann Beurich – aka „DorFuchs“ – die deutschen Klassenzimmer. Nun hat er das Steigerlied auf seine einzigartige Weise interpretiert. Der Mathematiker aus Leidenschaft hat sich einen Namen gemacht, indem er durch mitreißende Mathe-Songs die Herzen der Schülerinnen und Schüler erobert.  Mit seinem unverwechselbaren Stil verbindet „DorFuchs“ nun das Steigerlied mit ein paar spannenden Fakten und auch das Kazoo kommt dabei zum Einsatz. Um mit einem Kazoo zu spielen, singt der Musiker in das offene Ende, während er gleichzeitig das dünnwandige Material am anderen Ende vibrieren lässt. Dadurch entstehen die charakteristischen, surrenden Töne des Kazoos. Das gibt dem Steigerlied einen ganz speziellen Charme.

Das Steigerlied-Projekt von "So geht sächsisch" zeigt, wie lebendig das musikalische und kulturelle Erbe Sachsens auch heute noch ist und wie vielfältig der traditionelle Bergmannsmarsch interpretiert werden kann. Mehr Informationen finden Sie unter www.so-geht-sächsisch.de.

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