Di, 05.04.2022 , 18:29 Uhr

Ukraine-Helfer in Sachsen bitten selbst um Hilfe

Sachsen- Gut fünf Wochen nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine wünschen sich viele Ehrenamtliche in Sachsen inzwischen selbst Unterstützung.

Man sehe, dass die Hilfsbereitschaft sinke, sagte Boris Parasochka von der Initiative «Leipzig Helps Ukraine» am Montag in einer Runde mit Ministerpräsident Michael Kretschmer. Dieser hatte Vertreter der Ukraine-Hilfe zu einer Runde in die sächsische Staatskanzlei eingeladen, an der auch weitere Mitglieder der Landesregierung teilnahmen.

Parasochka sagte, dass die Initiative aus 70 Freiwilligen im Team bestehe. «Wir sind alle ehrenamtlich und das ist schön und gut.» Auf lange Sicht könne es so nicht weiter geben, sagte Parasochka. Es brauche Aufwandsentschädigungen.

Auch eine Freiwillige vom ukrainischen Koordinationszentrum in Dresden sagte, dass es allmählich Familien gebe, die Geflüchtete seit Wochen bei sich zu Hause aufgenommen hätten. Sie wünschten sich wenigstens eine Entschädigung für die Betriebskosten.

Laut der Präsidentin der Sächsischen Landesdirektion, Regina Kraushaar, gehen inzwischen auch in anderen Städten und Landkreisen Menschen auf die Städte zu und wünschten sich Entlastung bei ihrer Wohnsituation. Aus Dresden habe sie gehört, dass es dort Pauschalen gebe für die Aufnahme von Ukrainerinnen und Ukrainern in der eigenen Wohnung. Sie glaube, dass andere Städte und Landkreise dem Beispiel folgen würden.

Sozialministerin Petra Köpping bat die Freiwilligen, auch die öffentlichen Hilfen in Anspruch zu nehmen. Wichtig sei, dass sich die Ehrenamtlichen nicht überforderten.

Weitere Probleme sind aus Sicht vieler Ehrenamtlicher zurzeit die fehlende Kommunikation zwischen den verschiedenen politischen Ebenen in Sachsen. Diese zu benennen, sei kein Meckern, sagte Kretschmer. Es gehe in der Runde darum, Probleme zu erkennen und gemeinsam an einer Verbesserung zu arbeiten.

Kretschmer zeigte sich zu Beginn der Runde schockiert über die Gräueltaten an Bewohnern der ukrainischen Stadt Butscha. «Die Menschen, die dafür Verantwortung tragen, müssen vor das Kriegsverbrechertribunal.» Das Gericht habe sich bereits in der Vergangenheit als stark genug erwiesen, um Kriegsverbrechen aufzuklären. Nach dem Rückzug russischer Truppen aus dem Nordwesten der ukrainischen Hauptstadt hatten Aufnahmen von Leichen auf den Straßen von Butscha international für Entsetzen gesorgt. (dpa)

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