Mo, 08.08.2022 , 07:50 Uhr

Unkastrierte Katzen: Ein Problem für den Naturschutz

Heute ist Weltkatzentag!

Der BUND Sachsen appelliert heute an alle Hauskatzenbesitzer, ihre freilaufenden Tiere kastrieren zu lassen. Dies diene als Beitrag zum Katzen-, Arten- und Wildkatzenschutz.

16,7 Millionen Hauskatzen gibt es in Deutschland. Damit ist sie das beliebteste Haustier der Deutschen. Doch als Katzenhalter trägt man auch Verantwortung. Die Tiere machen Jagd auf Vögel, Eidechsen und andere Kleintiere. Und unkastrierte Freigänger tragen zur Vermehrung von verwilderten Streunerkatzen bei. Nach Schätzungen gibt es in Deutschland mehr als 2 Millionen Streuner. Sie sind meist krank und unterernährt und vermehren sich rasant. Nicht nur ihr verstärkter Jagdtrieb auf Vögel und andere Tiere stellt ein Problem da. Auch ihre Bedrohung auf die geschützte Europäische Wildkatze ist von hoher Bedeutung.

Wie Almut Gaisbauer, Wildkatzenexpertin vom BUND Sachsen erklärt, führe eine Paarung von verwilderten Hauskatzen mit Europäischen Wildkatzen zu sogenannten Hybriden. Diese gefährde die Wildkatzenbestände. Untersuchungen der Genetik zeigten, dass die Wildkatzen im Leipziger Auwald, in Waldgebieten wie in der Eifel oder im hessischen Bergland noch echte Wildkatzen seien. Doch in einigen Regionen Baden-Württembergs seien in den letzten Jahren besorgniserregend viele Hybridkatzen nachgewiesen worden. Schottland sei ein Extrembeispiel – hier gäbe es mittlerweile nur noch Hybride und keine echten Wildkatzen mehr.

In Deutschland sei es glücklicherweise noch nicht der Fall. Dennoch müsse auch hier wachsam darauf geachtet werden. Durch eine Kastration könne jeder Katzenfreund dazu beitragen, die Wildkatzen zu schützen.

In einigen Gemeinden gibt es bereits Katzenschutzverordnungen, worin die Kastration von Freigängern festgeschrieben ist. Wo dies nicht der Fall ist, sollten Katzenhalter dies freiwillig tun. Auch das Einfangen, Kastrieren und wieder Freilassen von verwilderten Hauskatzen sei eine wichtige Maßnahme. Der Freistaat Sachsen unterstützt seit diesem Jahr Tierschutzvereine auch finanziell mit 670.000 Euro im Jahr, um streunende Katzen zu kastrieren.

Hintergrund
Europäische Wildkatzen sind echte Wildtiere und streng geschützt. Hauskatzen stammen nicht von der Wildkatze ab, sondern von der Afrikanischen Falbkatze. Sie wurden erstmals von den Römern nach Mitteleuropa gebracht. Wildkatzen unterscheiden sich optisch von Hauskatzen vor allem durch den buschigen Schwanz mit dunkel abgesetzten Ringen und die verwaschene, cremefarbene Färbung. Sie sind nicht zähmbar, ausgesprochen scheu und meiden menschliche Siedlungen. Schätzungen gehen von rund 6.000-8.000 Wildkatzen in Deutschland aus. Vor hundert Jahren fast ausgerottet, kommen sie heute wieder in allen Flächenländern außer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern regional vor.

In Sachsen gab es Nachweise im Vogtland, der Dübener Heide, dem Leipziger Auwald und dem Werdauer Wald. Die Hauptbedrohung für Wildkatzen ist der Straßenverkehr und die Zerschneidung ihrer Lebensräume durch Agrargebiete, Siedlungen und Verkehr. Hybridisierung mit Hauskatzen kommt als Bedrohungsfaktor hinzu, hierzu gibt es weiteren Forschungsbedarf.

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