Fr, 28.01.2022 , 12:55 Uhr

VSWG schaut besorgt auf das Jahr 2022

Sachsen- Wie hat sich die Coronapandemie auf den sächsischen Wohnungsmarkt ausgewirkt? Der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) hat diese Frage in einer digitalen Pressekonferenz zum Jahresauftakt beantwortet. Dabei konnte für das Jahr 2021 ein durchaus positives Resümee gezogen werden. Jedoch warnte der VSWG auch vor neuen Hürden, die in der Zukunft auf Mieter in Sachsen zukommen könnten.

Der VSWG hat in einer digitalen Pressekonferenz zum Auftakt des Jahres 2022 eine positive Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr gezogen. Die weiter anhaltende Coronapandemie hätte die Investitionsbereitschaft der 208 Wohnungsgenossenschaften, die im VSWG gemeinsam organisiert sind, demnach nicht gemindert. Vorläufige Schätzungen ergaben, dass im Jahr 2021 insgesamt 550 bis 650 Millionen Euro investiert wurden, was einer täglichen Investition von 1,5 Millionen Euro entspricht. Des Weiteren wurden rund 400 Wohnungen durch Neubau auf dem Markt gebracht, welchen 500 Wohnungen durch Rückbau gegenüber stehen. Auch die Miete ist bei den sächsischen Wohnungsgenossenschaften nur geringfügig auf 5,20 Euro bis

5,30 Euro gestiegen und die Betriebskosten stiegen leicht auf 2,25 bis 2,35 Euro pro Monat. Laut Mirjam Luserke, Vorstand des VSWG, seien die sächsischen Wohnungsgenossenschaften damit nach wie vor Garant für sicheres und bezahlbares Wohnen im Freistaat.

In einer Schnellumfrage auf die Auswirkungen der Coronapandemie gaben die sächsischen Wohnungsgenossenschaften weiterhin an, dass sie bis jetzt finanziell sehr gut durch die Pandemie gekommen seien. Konkret kam es nur bei 0,4 Prozent der Wohneinheiten und 2,83 Prozent der Gewerbeeinheiten zu Zahlungsschwierigkeiten. In absoluten Zahlen sind das 1.260 Wohn- und 40 Gewerbeeinheiten. Zum Stand 31. Dezember 2021 waren nur noch Zahlungsforderungen von insgesamt 60.000 Euro bei 270 Wohn- und 15 Gewerbeeinheiten offen, was rund 20 Prozent der betroffenen Einheiten entspricht. Die massivsten Auswirkungen waren durch Lieferengpässe und extreme Baukostensteigerungen zu spüren. Von den Wohnungsgenossenschaften wird befürchtet, dass diese Probleme auch nach Corona noch bestehen bleiben.

Auch unabhängig von der Pandemie schaut der VSWG besorgt in die Zukunft. Luserke zufolge würden explodierende Energie- und Sanierungskosten, verschärfte Regelungen zu Nebenkosten, Mietpreisbremse und viele weitere Faktoren den sächsischen Wohnungsmarkt massiv bedrohen. Nicht zuletzt seien auch die politischen Rahmenbedingungen unzuverlässig. Vor allem der plötzliche Wegfall der KFW-Förderung für energieeffizientes Bauen sei, laut dem VSWG-Vorstand, stark zu spüren. Der VSWG teilte mit, dass man die Entscheidung eines eigenständigen Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen mit einer eigenen Ostministerin, begrüße und, dass die Inhalte des Koalitionsvertrages grundsätzlich in die richtige Richtung gehen würden. Zusätzlich forderte der Verband jedoch eindrücklich, dass die wirtschaftlichen
Belastungen durch den hohen Anspruch der Klimaneutralität nicht auf Kosten der Bezahlbarkeit des guten Wohnens umgesetzt werden dürfen. Sven Winkler, Referent Betriebswirtschaft beim VSWG, betonte des Weiteren, dass bei Wohnkostensteigerungen nicht die Kaltmieten das Problem seien, sondern die Nebenkosten. Kostenintensive Regularien wie CO2-Preise, Rauchwarnmelder und vor allem die rasant steigenden Energiepreise würden sich schnell summieren, sodass Mehrkosten von einer ganzen Monatsmiete oder mehr entständen.

Die 208 im Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V. organisierten Wohnungsgenossenschaften sind ein bedeutender Faktor im sächsischen Wohnungsmarkt. Insgesamt bewirtschaften sie mit  297.724 Wohneinheiten 20,5 Prozent des gesamten Mietwohnungsbestandes im Freistaat Sachsen und bieten damit rund einer halben Million Menschen ein Zuhause. Als Unternehmen erwirtschaften sie mit den jährlichen Umsatzerlösen in Höhe von rund 1,36 Milliarden Euro einen Anteil von ca. 1,1 Prozent am sächsischen Bruttoinlandsprodukt. Der VSWG hat seinen Sitz im Verbandshaus in Dresden und ist gesetzlicher Prüfungsverband sowie Fach- und Interessenverband für die im Bundesland Sachsen ansässigen Wohnungsgenossenschaften. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem Information, Beratung sowie Aus- und Weiterbildung der Mitglieder. Zudem übernimmt der Verband die gemeinschaftliche Interessenvertretung der Mitglieder in der Öffentlichkeit.

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