Fr, 04.10.2019 , 17:09 Uhr

Wendepunkt Fernsehturm Dresden

Dresden - Hohe Türme sind ein tolles Ausflugsziel. Doch was nützt ein Turm, wenn er nicht öffentlich zugänglich ist? Um einen neuen Betreiber für den Dresdner Fernsehturm zu finden ist  die Stadt Dresden zusammen mit dem Förderverein Fernsehturm Dresden e.V. auf der Immobilienausstellung Expo Real München. Diese findet derzeit vom 7. bis zum 9. Oktober 2019 in München statt.

Nach dem im November 2018 das Bundesamt für Denkmalschutz bereits über 12 Millionen € für die Renovierung und Wiedereröffnung des Dresdner Fernsehturmes freigegeben hatte, zogen im Mai diesen Jahres auch die Stadt Dresden und das Land Sachsen nach und beteiligten sich mit der gleichen Summe. Damit steht die Finanzierung. 

Der Turm steht auf den Dresdner Elbhängen in Dresden-Wachwitz und dient seit 1969 als Sendeturm für Fernsehen, Rundfunk und Mobilfunk. Mit einer Gesamthöhe von 252 Metern steht er auf dem neunten Platz aller Fernseh- und Fernmeldetürme in Deutschland. Dank seiner Sichtbarkeit über große Entfernungen und seiner markanten Form, ist er das Wahrzeichen von Dresden und des Elbtalkessels geworden. Der Elbtalkessel war wegen seiner schlechten funkteschnischen Erreichbarkeit in der DDR auch als Tal der Ahnungslosen bekannt. Der Grundstein wurde im Sommer 1964 durch die Deutsche Post gelegt. Im Dezember 1964 hatte der Bau des Turmes bereits eine Höhe von 85 Meter erreicht. Nach Erreichen des 100. Baumeters, sollte mit einer experimentellen, ballonartigen Traglufthalle an der Spitze des Schaftes die Bauarbeiten kontinuierlich aufrecht erhalten werden. Dieses Schutzdach aus Dederon wurde aber am 28. Februar 1965 durch einen Sturm mit Windstärke 12 zerstört, als der Innendruck gegen Mittag nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Ein zweites Schutzdach wurde später ebenfalls durch einen Sturm zerstört. Am 15. Dezember 1965 feierte der Turm Richtfest. Die Eröffnung für den Publikumsverkehr erfolgte zum 20. Jahrestag der Republik am 7. Oktober 1969. Eigentlich hätte der Turm bereits im Juli bzw. August 1969 eröffnet werden können. Doch aus Gründen der Prestige lies die DDR Führung dem Berliner Fernsehturm den Vorrang. Am Fuß des Fernsehturms sollte ein Lokal für 250 Gäste erbaut werden. Die Grundmauern sind heute als Ruine erhalten. Zu einer günstigeren Verkehrsanbindung sollte auch eine Seilbahn beitragen, die vom Elbufer aus zum Turm geführt hätte. Dieser Plan wurde wieder verworfen. 

Von 1969 bis 1991 wurde der Turm touristisch genutzt. Mit zwei Personenaufzügen konnte der ein zweistöckiges Turmrestaurant mit 132 Plätzen in 145 Metern Höhe, von der darüber in 148 Metern Höhe liegenden offenen Aussichtsplattform mit einer Kapazität von 40 bis 50 Besuchern erreicht werden. Jährlich besuchten etwa 200.000 Gäste das Turmcafé, um von dort die Aussicht über das Elbtal zu genießen, bis zur Renovierung im Jahr 1991 durch die Deutsche Telekom und der Pleite des letzten Pächters des Turmcafés (HO-Gaststätte).

Am 30. Juni 1991 wurde das Café, Ende 1991 der Turm ganz für die Öffentlichkeit geschlossen. Nach der Renovierung durch die Deutsche Telekom wurde er aber nicht mehr für die Öffentlichkeit zugängig gemacht. Der vormalige Eingangsbereich wurde vermauert und das Gelände sicher umzäunt.

Im Juni 2000 gab es zum 10. Elbhangfest „Wachwitz zeigt die Zehne – 650 Jahre Wachwitz“ ein Licht-Ton-Event, bei dem der Fernsehturm nachts verschiedenfarbig erleuchtet wurde und mittels Lautsprecher weithin übers Tal schallte. Im Februar 2008 tagte der Stadtrat über eine eventuelle Wiedereröffnung. Da eine Sanierung der Aufzugsanlage und des Restaurants etwa drei bis vier Millionen Euro kosten sollte, konnte zu diesem Punkt kein Investor mit einem finanzierbaren Konzept gefunden werden. 

Am 4. August 2010 berichtete die Sächsische Zeitung über das Interesse eines potenziellen Investors, der der Stadt bis Mitte August ein Finanzierungskonzept vorlegen sollte. Die erforderlichen Investitionskosten für den Turm wurden mit zehn Millionen Euro beziffert.

Vom 13. August 2013 bis 14. Februar 2014 lief eine Online-Petition „Wir wollen den Dresdner Fernsehturm wieder als touristisches Ausflugsziel!“.

2017 wurde eine Machbarkeitsstudie zur Wiedereröffnung veröffentlicht. Die einfache Sanierung mit Cafè und Besucherplattform würde 15,5 Millionen Euro kosten.

Am 8. November 2018 entschied der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages, finanzielle Mittel in Höhe von 12,8 Millionen € im Rahmen der Denkmalförderung bereitzustellen und sich so an den Kosten der notwendigen Baumaßnahmen für die Wiedereröffnung des Dresdner Fernsehturms zu beteiligen.

Auch der Freistaat Sachsen und die Stadt Dresden haben ihre Unterstützung des Projektes und die damit einhergehenden finanziellen Mittel von ebenfalls 12,8 Millionen € (zu je gleichen Teilen) am 12. Mai 2019 zugesagt. Damit ist die Finanzierung von 25,6 Millionen Euro gesichert. Das Projekt wird nun auf der Immobilienmesse Expo Real in München im Oktober 2019 vorgestellt.

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