Do, 08.02.2018 , 16:41 Uhr

"Wir sind bei 1990 stehen geblieben" - Diese Schule ist eine Zumutung

Leipzig – Der Bauzustand dieser Schule ist eine Zumutung für Schüler und Lehrer. Die 84. Mittelschule in Leipzig-Grünau bedarf einer Grundsanierung und das schon seit vielen Jahren.

„Wir sind mit der Ausstattung bei 1990 stehen geblieben. Um jeden Cent muss gebettelt werden oder es wird versucht, über den Förderverein was zu kriegen. Es ist wirklich schlimm. Wenn man mal in die Klassenräume reinguckt, sieht man, dass die Farbe abblättert. Es wurde nichts gemacht, man sitzt teilweise noch auf den Stühlen von 1990. Da möchte ich nicht an die Tafeln gucken, wie die aussehen. Und da sollen die Schüler wirklich lernen? Einen guten Abschluss erbringen? Es ist kein Wunder, dass wir so viele Schulabbrecher und -verweigerer haben. Es ist schlimm, wenn die Stadt das nicht mitbekommt, obwohl viele schon gesagt haben: Hier stimmt was nicht, hakt doch mal nach. Wir laden euch ein, guckts euch einfach mal an. Die sind der Einladung nicht nachgekommen. Haben es sich nicht angeguckt. Haben nicht den Arsch in der Hose gehabt“, beklagt Simone Haertel, Elternratsvorsitzende der 84. Mittelschule.

Marode Fenster und alte Fußböden. Gerade jetzt zu dieser Jahreszeit ein Problem: Einige Klassenzimmer können wegen der Kälte nicht genutzt werden. Schon seit Jahren kritisiert der Stadtelternrat nicht nur diese Probleme.

„Der Stadtelternrat arbeitet sehr eng mit der Stadt zusammen. Wir sind ja mitregierend. Einmal im Vierteljahr sind wir dann auch persönlich bei Herr. Prof. Fabian vor Ort. Eine der Sachen, die wir dort regelmäßig ansprechen ist: 84. Oberschule – wie ist es? Was passiert dort? Und außer einem“, Stadtelternratsvorsitzende Petra Elias zuckt mit den Schulter, „… bekomme ich keine Antwort dazu. Was ich als „Es tut uns leid, es sind uns andere Sachen wichtiger“ interpretiere. Aber wenn ich sehe, was für schöne Gymnasien gerade an den Schulnetzplan gegangen sind, wie vorne an der Ratzelstraße, wie dort eine komplett neue Oberschule entsteht, ist es einfach unfair, dass gerade Schüler, die aus einem schwierigen Umfeld kommen, mit ganz vielen Schwierigkeiten auch im Alltag zu kämpfen haben, dann haben die es auch verdient, in eine schöne Schule zu gehen. Genauso die Lehrer: Auch die haben es verdient, dass die Heizung funktioniert, dass die Fenster dicht sind, dass ich an der Tafel was mit Kreide schreiben kann und nicht jedesmal gucken muss, ob das überhaupt funktioniert, dass ich Arbeitsmittel habe, auf die ich zugreifen kann. Das haben die Lehrer genauso verdient wie die Schüler ein Recht auf eine schöne Schule haben“, führt Elias aus.

Für den Neubau von Schulen ist Leipzig also nichts zu teuer. Bei der Sanierung alter Schulen fehlt das Geld. Doch nach erneuter Alarmierung scheint etwas zu passieren.

„Wir haben in der Stadt ein großes Problem. Das Amt reagiert häufig dort, wo einfach ein großer Druck von Lehrern, Eltern, Schülern entsprechend gemacht wird. Wo wir eine ganz aktive Elternvertretung haben, wo die Schulleitung auf Zack ist, wo also jede Woche jemand auf der Matte beim Amt steht, und da passiert eben schneller was. Das ist aber nicht der Weg, wie wir an die Sache rangehen sollten. Wir müssen wirklich schauen, wo der Bedarf am höchsten ist und wo wir die Probleme beheben müssen. Ich bin deshalb sehr froh, dass in der Stadt Leipzig vor längerer Zeit entschieden wurde, dass jetzt hier die energetische Sanierung kommt. Aber eben nicht nur die Außenhülle, sondern auch innen die Räume gemalert werden. Es ist jetzt keine Komplettsanierung, aber zumindest so, dass hier im Sommer die Sanierung losgeht. So steht es in den Umbauplänen drinnen, die wir als Stadtrat beschlossen haben. Wir hatten diese Woche noch mal ein Gespräch mit dem Amtsleiter für Familie, Jugend und Bildung, der uns das noch mal bestätigt hat, dass sie im diesen Sommer kommt“, erklärte Heiko Bär, Leipziger Stadtrat für die SPD-Fraktion.

Also doch wieder keine Grundsanierung. Vielleicht doch nur eine Aktion, um die wütenden Eltern zu beschwichtigen? Wenigstens müssen die Schüler und Lehrer im nächsten Winter nicht mehr frieren.

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