Di, 29.05.2018 , 10:03 Uhr

Wirtschaft verliert etwas an Schwung

Dresden - Die sächsische Konjunktur hat im Frühjahr 2018 saisonbedingt etwas an Schwung verloren. Während die Einschätzungen der Unternehmen zur Geschäftslage zurückhaltender ausfallen, bleiben die Erwartungen für die kommenden 12 Monate auf Spitzenniveau.

Trotz zunehmender handelspolitischer Unsicherheiten weicht die sächsische Wirtschaft somit nicht vom Wachstumskurs ab. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern, an der sich 1.776 Unternehmen mit mehr als 85.000 Beschäftigten beteiligten. 
Mit 63 Prozent beurteilt eine deutliche Mehrheit der Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut. Zur Vorumfrage zum Jahresbeginn waren dies noch 67 Prozent. Gegenüber dem Frühjahr 2017 haben sich jedoch die Lagebeurteilungen in allen Wirtschaftsbereichen verbessert und unterstreichen damit die gute Konjunkturentwicklung der vergangenen 12 Monate.

Die Branchen

In der sächsischen Industrie kühlt sich die Stimmung etwas ab. Sowohl die Zufriedenheit der sächsischen Industriebetriebe mit ihren laufenden Geschäften, als auch die Prognosen der Unternehmen für die kommenden Monate gehen zurück. Ursächlich dafür ist eine rückläufige Dynamik bei der Auftragsorder aus dem Ausland in Kombination mit gedämpften Exporterwartungen.

Die Nachfrage nach Bauleistungen hält an. Die Kapazitätsauslastung steigt weiter. Die aktuell wachsenden Auftragseingänge im Wirtschafts- und öffentlichen Bau lassen 2018 für das sächsische Baugewerbe erneut ein Rekordjahr erwarten.

Das sächsische Dienstleistungsgewerbe befindet sich auch im Frühjahr 2018 im Stimmungshoch. Sowohl die konsumorientierten als auch die unternehmensnahen Dienstleister können von der starken Binnennachfrage profitieren. So gehört das Dienstleistungsgewerbe auch 2018 zu den Wachstumstreibern der sächsischen Wirtschaft.

Der sächsische Einzelhandel verzeichnet nach dem Lagehoch zum Jahresbeginn den zweitbesten jemals gemessenen Wert. Mehr als die Hälfte der Einzelhändler bewerten ihre aktuellen Geschäfte mit gut, nur 5 Prozent sind unzufrieden. Die Branche profitiert weiterhin von der steigenden Kaufkraft und den günstigen Konsumentenkrediten. Sowohl der stationäre als auch der Online-Handel verzeichnen per saldo wachsende Umsätze.

Der sächsische Großhandel bestätigt die positiven Lageurteile der Vorumfrage. Der entsprechende Saldo bleibt mit +48 Prozentpunkten dank wachsender Umsätze auf dem hohen Niveau der Vorumfrage. Insbesondere die Händler von Maschinen und Anlagen sowie Baustoffen sind mit ihren aktuellen Geschäften zufrieden.

Das sächsische Verkehrsgewerbe schaltet einen Gang zurück. Im ersten Quartal verzeichnet die Branche auftrags- und witterungsbedingt Rückgänge bei der aktuellen Lagebeurteilung. Mit einem Lagesaldo von +45 Prozentpunkten liegt das Ergebnis dennoch um 5 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Die Nachfrage nach Transportkapazitäten und logistischen Dienstleistungen bleibt weiterhin hoch.

Investition und Beschäftigung

Die Investitionsplanungen der Unternehmen sind im Zuge der hohen Auslastung weiterhin expansiv. Mit 26 Prozent wollen deutlich mehr Unternehmen ihre Investitionen erhöhen als verringern (10 Prozent). In den meisten Unternehmen sind Ausgaben für notwendige Ersatzbeschaffungen vorgesehen. Darüber hinaus nehmen Investitionen für Kapazitätserweiterungen und Innovationen spürbar zu.

Aufgrund der hohen Auslastung benötigen die Unternehmen weiterhin zusätzliches Personal. 23 Prozent wollen ihre Mitarbeiterzahl in diesem Jahr erhöhen, nur knapp jeder zehnte Betrieb plant, diese zu verringern. Mit dem weiteren Beschäftigungszuwachs werden sich jedoch die bereits vorhandenen Probleme bei Stellenbesetzungen nochmals verstärken.

Das Risikoradar

Meistgenanntes Geschäftsrisiko ist mit aktuell 61 Prozent der „Fachkräftemangel“, was vor allem auf die zunehmenden Probleme bei der Besetzung offener Stellen zurückzuführen ist. Es folgen die „Arbeitskosten“ mit 49 Prozent und die „wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen“ mit 33 Prozent. Insbesondere die steigende Bürokratie und Belastungen, bspw. durch die Datenschutzgrundverordnung oder die LKW-Mautausweitung auf Bundesstraßen, sowie drohende Dieselfahrverbote benennen Unternehmen dabei konkret als Risiken. International tätige Unternehmen befürchten vermehrt negative Folgen durch die zunehmend protektionistische weltweite Handelspolitik, insbesondere durch die der USA.

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