Fr, 05.05.2017 , 17:20 Uhr

Wohnungsbauboom sorgt für gute Stimmung beim Handwerk im Frühjahr

Dresden – Die Entwicklung der deutschen Wirtschaft macht sich weiter positiv bei ostsächsischen Handwerkern bemerkbar. Die Stimmung bleibt gut. Der Klimaindex im Frühjahr verzeichnet zum Vorjahr sogar nochmal einen Zuwachs von 12 Punkten. Und das trotz erwartungsgemäßem leichten Dämpfer nach dem kalten Winter und zunehmender internationale Spannungen. Auf dieser soliden Ausgangslage sollte man sich allerdings nicht ausruhen. Gerade in Hinblick auf den Nachwuchs in der Branche, so die Handwerkskammer Dresden. 

Mit 54 Punkten hat der Geschäftsklimaindex in der aktuellen Frühjahrskonjunkturanalyse der Handwerkskammer Dresden einen neuen Höchstwert erreicht. Dies bedeutet ein Plus von vier Punkten gegenüber dem bisherigen Höchstwert aus dem Herbst 2016. Im Vergleich zum vergangenen Frühjahr ist ein Zuwachs von zwölf Punkten zu verzeichnen. Und das trotz zunehmender Krisen und einem kalten Winter als saisonalen Umsatzdämpfer. „Ganz deutlich müssen wir an dieser Stelle noch einmal betonen, dass es sich hierbei nur um Stimmungen handelt. Dennoch ist es natürlich erfreulich, dass die Situation im ostsächsischen Handwerk mit der insgesamt überdurchschnittlich guten wirtschaftlichen Entwicklung im Freistaat Sachsen korrespondiert“, so Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden. So profitiert das ostsächsische Handwerk u. a. vom weiter anhaltenden Bauboom. Größter Treiber ist dabei nach wie vor der Wohnungsbau, aber auch bei den neu genehmigten Nichtwohngebäuden ist ein Anstieg zu verzeichnen. Dies betrifft sowohl den Bau von Firmengebäuden, aber auch öffentliche Bauvorhaben. Mit Blick auf steigende Baupreise greift es aber für Brzezinski zu kurz, dafür allein das Handwerk verantwortlich zu machen. Eine Ursache sind steigende Lohnkosten. Das Handwerk als personalintensive Branche ist davon besonders betroffen. „Es ist inkonsequent, wenn die Regierung richtigerweise auf der einen Seite ‚Gute Arbeit für Sachsen‘ – also attraktive Arbeitsbedingungen und gute Löhne – fordert und andererseits sich Land und Kommunen über steigende Baupreise beklagen“, erklärt Brzezinski. Auch das Wiedereinsetzen der Inflation und damit verbundene gestiegene Einkaufspreise für das Handwerk sowie immer neue Auflagen, die es bei Bauvorhaben einzuhalten gilt und die von den Handwerksbetrieben umgesetzt werden müssen, sorgen für Preissteigerungen bei den Baukosten.

Nachwuchsgewinnung klar im Fokus
Die aktuell gute konjunkturelle Lage und die damit verbundene hohe Auslastung des Handwerks zeigen aber auch, wie wichtig es ist, schon heute das Fundament für die Gewinnung der Fachkräfte von morgen zu legen. „Trotz steigender Zahlen bei den Lehrverträgen im ostsächsischen Handwerk in den vergangenen Jahren, sind es noch immer zu wenig junge Leute, die es ins Handwerk zieht. Zudem muss man ehrlicherweise sagen, dass auch nicht alle die entsprechenden Voraussetzungen bzw. den Willen dafür haben, um erfolgreich eine Ausbildung im Handwerk zu absolvieren“, betont Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden. Mit Blick auf die sächsische Bildungslandschaft ist es dem ostsächsischen Handwerk daher wichtig, sich weiter aktiv in den Dialog einzubringen. Mit der Novellierung des Schulgesetzes ist der gesetzliche Rahmen festgelegt. Nun geht es darum, immer wieder zu hinterfragen, wie Schule zukunftsweisend ausgestaltet werden kann. Besonders im Fokus stehen dabei für das Handwerk die Oberschulen. Gerade die Stärkung der Unterrichtsqualität in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern und die Ausbildung, Gewinnung und Bindung qualifizierter Lehrkräfte ist wichtig. Entscheidend ist aber auch die Ausgestaltung der zentralen Schulnetzplanung und der damit verbundenen Rahmenbedingungen. Dittrich richtet daher den klaren Appell an die Landesregierung das geplante und im Haushalt auch finanziell hinterlegte Vorhaben eines kostengünstigen Schülertickets, das auch Azubis nutzen können, schnellstmöglich umzusetzen. Das ostsächsische Handwerk erwartet zudem ein klares Bekenntnis der Politik zur beruflichen Bildung. So wünscht es sich die entsprechenden Mittel, um das in Sachsen bereits erreichte Niveau bei der Ausstattung der Bildungszentren den wirtschaftlichen Anforderungen entsprechend ständig weiterzuentwickeln. Dies tangiert zum Beispiel das weite Feld der Digitalisierung, das zahlreiche Gewerke betrifft. Vorbild für das geforderte Programm ist die Exzellenzinitiative für die Hochschullandschaft. „Außerdem müssen noch stärker Anreize gesetzt werden, um auch leistungsstarke Jugendliche für das Handwerk zu begeistern. Dabei denken wir beispielsweise an die Möglichkeit einer Doppelqualifizierung – also eine Kombination aus Abitur und dualer Berufsausbildung“, so Dittrich. „Es liegt eine Menge Arbeit vor uns, um den Handwerksnachwuchs von morgen – und damit auch die Handwerker, die Ihre Brötchen backen, Ihr Dach decken, Ihr Auto reparieren oder Ihre Heizung zum Laufen bringen – zu sichern. Das ist eine Aufgabe, die das Handwerk nicht allein bewältigen kann. Hier brauchen wir die Unterstützung durch die passenden Rahmenbedingungen seitens der Politik.“

Weitere Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturanalyse
Mit 57 Prozent schätzten erstmals im Frühjahr mehr als die Hälfte der Befragten ihre gegenwärtige Geschäftslage mit gut ein. Selbst bei den Kleinstbetrieben mit bis zu neun Beschäftigten ist dieser Anteil erstmals auf 54 Prozent gestiegen. Überschwänglich fällt damit auch der Blick bis zur Jahresmitte aus – fast zwei Drittel haben positive Erwartungen an die künftigen Geschäftslagen. Tragende Säulen dieser optimistischen Einschätzung sind der Ausbau – als zahlenmäßig stärkstes Gewerk –, das Lebensmittel- und das Zuliefer-Handwerk. Begründet liegt die positive Stimmung u. a. in der Auslastung der befragten Betriebe. Mit 82 Prozent erreichte die durchschnittliche Auslastung einen neuen Höchstwert im Frühjahr. Die Hälfte der Betriebe vermeldete vollständige oder fast vollständige Auslastung. Mit Blick auf die einzelnen Branchen liegen Ausbau und Zuliefer-Handwerk mit durchschnittlich 89 Prozent Auslastung an erster Stelle. Die Auftragsreichweiten betrugen durchschnittlich neun Wochen – über eine Woche mehr als im Vorjahr. 25 Prozent der Befragten verzeichneten steigende Auftragseingänge. Für 53 Prozent waren sie gleich bleibend, nur bei 21 Prozent fielen sie. Damit fiel die Auftragsbilanz insgesamt – mit Ausnahme der Konsumbranchen – erstmals in diesem Zeitraum positiv aus. Das machte sich auch bei den Umsätzen bemerkbar. 19 Prozent der Befragten meldeten Steigerungen zum Vorquartal. 45 Prozent gaben unveränderte Umsätze an. Damit setzt sich der seit einem über einem Jahr zu verzeichnenden Stabilisierungstrend bei den Beschäftigtenzahlen fort. Bei über zwei Drittel der befragten Betriebe blieb die Anzahl der Mitarbeiter konstant. 15 Prozent vergrößerten, 16 Prozent verkleinerten den Personalstamm. 81 Prozent planen zudem auch für die kommenden Monate mit stabilen Beschäftigtenzahlen. 15 Prozent wollen sie erhöhen. Die Investitionsbereitschaft stieg auf schon hohem Niveau weiter. 36 Prozent der Befragten investierten höher als im Vorjahr (durchschnittlich 34.000 Euro pro Betrieb). Besonders viele und große Investitionen wurden im Nahrungsmittelhandwerk getätigt. Seit dem Wiedereinsetzen der Inflation in Deutschland verspürt auch das Handwerk die Änderungen der Preissituation. Waren vor einem Jahr 48 Prozent der Befragten von Preiserhöhungen im Einkauf betroffen, sind es diesmal fast zwei Drittel. 35 Prozent reagierten darauf mit eigenen Preissteigerungen im Verkauf. Besonders von den steigenden Kosten betroffen waren das Kfz-Gewerbe (74 Prozent) und die Baubranche (69 Prozent). Insgesamt glauben die Betriebe an keinerlei Ende dieser Preisspirale.

Hintergrund:
Für ihre Konjunkturanalyse befragt die Handwerkskammer Dresden jeweils im Frühjahr und im Herbst ihre Mitgliedsbetriebe im Kammerbezirk Dresden. Dieser umfasst die Landeshauptstadt Dresden sowie die Landkreise Bautzen, Görlitz, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Für die aktuelle Befragung wurden von den insgesamt 22.286 Betrieben 4.396 befragt. Die Rücklaufquote beträgt elf Prozent.

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