Chemnitz/Leipzig- Die Probleme auf der Bahnstrecke Chemnitz–Leipzig spitzen sich weiter zu: Verspätungen, überfüllte Züge, fehlende Sitzplätze und gesperrte Doppelstockwagen sorgen seit Monaten für Frust bei den Fahrgästen. Jetzt zieht der Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS) die Notbremse – und fordert von der Betreiberin Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) die sofortige Einrichtung eines stabilen Expressbusverkehrs im 30-Minuten-Takt.
„Seit Ende März fährt Transdev mit reduzierter Kapazität. Statt der vertraglich geforderten 300 Sitzplätze stehen oft nur 223 zur Verfügung“, erklärt ZVMS-Geschäftsführer Mathias Korda. Grund dafür sei ein Bescheid des Eisenbahnbundesamtes (EBA), wonach aufgrund von Dieselabgasen die ersten Waggons jedes Zuges gesperrt werden müssen.
ZVMS droht mit Eigeninitiative
Trotz mehrfacher Aufforderungen, Fristsetzungen und Strafzahlungen habe die MRB laut ZVMS die Missstände nicht abgestellt. „Wir können den Fahrgästen diese Zustände nicht länger zumuten“, so Korda weiter. Daher habe man die MRB ultimativ aufgefordert, ab Mittwoch einen ergänzenden Expressbusverkehr zwischen Chemnitz und Leipzig bereitzustellen – sonst werde der ZVMS den Busbetrieb kurzfristig selbst organisieren.
Langjährige Baustelle ohne Lösung
Die Strecke Chemnitz–Leipzig gilt seit Jahren als Problemfall: eingleisig, nicht elektrifiziert und störanfällig. Moderne Akkuzüge, die seit Dezember 2023 rollen sollten, wurden vom Hersteller Alstom bislang nicht geliefert. Übergangsweise wurden gebrauchte Doppelstock- und Dieselzüge eingesetzt – doch auch diese Lösung funktioniert offensichtlich nur unzureichend. Bereits im Januar hatte der ZVMS zu einem Krisengespräch geladen, ohne nachhaltige Verbesserungen.
Rechtlich klare Vorgaben – Buslösung zulässig
Laut Verkehrsvertrag ist die MRB verpflichtet, pro Fahrt 300 Sitzplätze bereitzustellen. Kommt es zu Lieferverzögerungen bei neuen Zügen, ist ein mit den Aufgabenträgern abgestimmtes Ersatzkonzept umzusetzen – auch mit Bussen. Die Geduld der Aufgabenträger scheint erschöpft: Sollte die MRB nicht reagieren, könnte es schon bald statt überfüllter Waggons zuverlässige Busverbindungen auf der Strecke geben – organisiert vom ZVMS selbst.