Mi, 05.05.2021 , 15:59 Uhr

Coronakrise in allen Handwerksbranchen angekommen

Dresden - Die Coronakrise ist in allen Branchen des Handwerks angekommen. Das hat die Konjunkturanalyse der Handwerkskammer Dresden im ostsächsischen Handwerk ergeben.

 

Wenig überraschend hat sich die Konjunktur im ostsächsischen Handwerk in diesem Frühjahr in Folge der Corona-Krise weiter abgekühlt. Betriebsschließungen, Auftrags- und Umsatzrückgänge sowie Materialengpässe haben branchenübergreifend zur Eintrübung des Geschäftsklimas geführt. Mit 115 Punkten liegt das Mittel aus derzeitiger und zukünftiger Geschäftslage unter dem Niveau der Vorjahre.

„Der sonst zur Jahreszeit übliche konjunkturelle Aufschwung bleibt im zweiten Corona-Frühjahr in Folge aus“, schätzt Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, die aktuelle Wirtschaftslage im ost-sächsischen Handwerk ein. Zudem zeige sich neben der wirtschaftlichen Betroffenheit des Gesamthandwerks zunehmend eine Spaltung zwischen den einzelnen Branchen: „Besonders stark betroffen sind mit 89 Punkten das Kfz-Handwerk und mit 95 Punkten das Handwerk für den persönlichen Bedarf, zu dem u. a. Friseure, Kosmetiker und Kunsthandwerker zählen“, so Brzezinski.

Im Vergleich befinden sich Bau- und Ausbauhandwerk mit je 123 und 127 Punkten auf einem verhältnismäßig hohen Niveau. Aber auch hier gäbe es keine Entwarnung, betont der Hauptgeschäftsführer: „93 Prozent der Inhaber berichten von gestiegenen Einkaufspreisen für benötigtes Baumaterial, wie etwa Hölzer, Metalle oder vorgefertigte Bauteile. Der Staat ist hier in der Pflicht, die Zulieferwege zu sichern. Sonst besteht die Gefahr, dass sich die Preisspirale immer weiter nach oben dreht und Betriebe ihre kalkulierten An-gebotspreise nicht mehr halten können“, so Brzezinski.

Corona-Sonderumfrage: Krise trifft Handwerk in allen Branchen

Alarmierend auch die Ergebnisse der zweiten Corona-Sonderumfrage, die die Handwerkskammer Dresden Anfang April im Kammerbezirk durchführte: Mit 84 Prozent gab die deutliche Mehrheit der befragten Unternehmen an, mit wirtschaftlichen Krisenfolgen zu kämpfen. Besonders einschneidend: 53 Prozent aller Betriebe berichten von Umsatzausfällen in Folge der Pandemie. Das sind mehr als doppelt so viele Unternehmen wie noch Anfang Januar in der ersten Sonderumfrage zur Corona-Pandemie. Erstmals melden jetzt auch zahlreiche Betriebe aus den Bereichen Elektro und Metall (58 %), Holz (45 %) sowie Bau und Ausbau (34 %) Umsatzrückgänge.

Handwerkskammer-Präsident Jörg Dittrich schätzt die Umsatzeinbrüche als große Gefahr für die betroffenen Handwerksbetriebe ein: „Anhaltende Umsatzrückgänge wirken sich in erster Linie bedrohlich auf die Liquidität der Betriebe aus. Daher ist es umso wichtiger, dass die vollständige Auszahlung der versprochenen Finanzhilfen durch die Sächsische Aufbaubank an Fahrt aufnimmt, um die Liquidität im laufenden Geschäft zu sichern“, fordert Dittrich.

Auch mit Blick auf zusätzliche Kosten für Hygienemaßnahmen, fehlendes Personal oder Material sowie Auftragsstornierungen und Betriebsschließungen spitzt sich die Lage im ostsächsischen Handwerk immer weiter zu. Die Umsetzung der strengen betrieblichen Hygienekonzepte im Handwerk führt bei 64 Prozent der Betriebe zu zusätzlichen Kosten. Zeitgleich fehlt einem Viertel aller Unternehmen Personal. Grund dafür: Kinderbetreuung, angesetzte Quarantäne oder Grenzschließungen. 39 Prozent der Inhaber klagen über fehlendes Material und Vorprodukte, wohingegen ein Viertel Auftragsstornierungen im Zuge der Pandemie registriert. Zum Vergleich: Im Januar zeigten sich davon nur 13 bzw. 14 Prozent betroffen.

„Um diesem Abwärtstrend entgegenzuhalten, brauchen wir eine langfristige Krisenstrategie seitens der Politik“, sagt Jörg Dittrich zu den Ergebnissen der Folgeumfrage. „Die Betriebe brauchen Planungs- und Rechtssicherheit. Ein ständiger Wechsel zwischen Öffnung und Schließung und extrem kurzfristig angekündigte neue Auflagen sind eine unnötige Belastungsprobe für alle Beteiligten“, so der Kammerpräsident. Zudem dürfe Corona mit Blick auf die Bundestagswahl nicht zum Wahlkampf-Spielball werden: „Es braucht valide Lösungen und Maßnahmen, die dem Wirtschaftsaufbau dienen und nicht dem Image einer Partei“, so Dittrich.

Die erfolgreiche Impfstrategie gilt im Handwerk zunehmend als Hoffnungsträger, um zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Normalität zurückzukehren. Im Vergleich zum Januar hat sich die Impfbereitschaft der Handwerker versechsfacht: 57 Prozent geben an, eine eher bis sehr hohe Bereitschaft zur Impfung mit einem frei wählbaren Impfstoff zu haben.

„Es ist an der Zeit, die Bevölkerungsgruppen zu impfen, die das Wirtschaftsleben aufrechterhalten“, fordert Dittrich mit Blick auf die angekündigte Aufhebung der Impfpriorisierung. „Das Impftempo muss beschleunigt werden, um der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen.“

Weitere Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturanalyse

 Mit einem Anteil von 46 Prozent bewertet beinah jeder zweite Inhaber seine Geschäftslage trotz der pandemischen Situation als gut. Mehr als ein Drittel der Betriebe schätzt die Lage als befriedigend ein. Mit Blick in die Zukunft erwarten 64 Prozent der Betriebe für das kommende Quartal eine gleichbleibende Geschäftslage. Ferner erwarten 20 Prozent eine Verbesserung und 16 Prozent eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage.

Auch die Umsatzentwicklung zeigt, dass sich die wirtschaftliche Lage im ostsächsischen Handwerk vorerst nicht stabilisiert hat. Nach Umsatzsteigerungen im vierten Quartal 2020, verzeichnen 40 Prozent der Betriebe im Gesamthandwerk im ersten Quartal 2021 Umsatzrückgänge. Verunsicherung auch beim Blick in die Zukunft: Im kommenden Quartal werden weitere Rückgänge erwartet.

Ein Drittel der Unternehmer berichtet von einer rückläufigen Auftragsentwicklung. In Folge sinkt der Anteil der Betriebe mit fast vollständiger Auslastung im Vergleich zum Vorjahreswert um 10 Prozentpunkte auf 53 Prozent.

Die Zahl der Beschäftigten im Handwerk hat sich lediglich leicht rückläufig entwickelt, da viele Inhaber ihr Personal halten wollen. In der Folge berichtet mit 76 Prozent die deutliche Mehrheit von einem gleichbleibenden Beschäftigungsniveau.

In den vergangenen Monaten kam es auf zahlreichen, den Handwerksbetrieben vorgelagerten, Märkten zu Preissteigerungen. Als Konsequenz melden im Gesamthandwerk 80 Prozent der Betriebe Einkaufspreissteigerungen. Ebenso viele rechnen mit weiteren Preissteigerungen im kommenden Quartal. Gleichzeitig plant lediglich jeder zweite Betrieb die Preissteigerungen an seine Kunden weiterzugeben.

Im ersten Quartal 2021 haben 43 Prozent der Betriebe durchschnittlich 18.000 Euro investiert. Das sind 10.000 Euro weniger als im Vorjahresvergleich. Insbesondere die Auswirkungen der Pandemie sowie die wirtschaftliche Unsicherheit haben zu einer divergierenden Investitionsbereitschaft der Branchen geführt.

Mit Blick auf die einzelnen Branchen zeigt sich im Vergleich zu den Vorjahren eine zunehmend inhomogene Entwicklung. Bau (Maurer, Zimmerer, Dachdecker) und Ausbau (Maler, Klempner, Elektrotechniker), die mit einem Anteil von rund 60 Prozent die größte Gruppe der Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Dresden bilden, bleiben die Konjunkturmotoren. Dennoch ist die Stimmung im Vorjahresvergleich leicht eingetrübt. Beurteilen zwar 54 Prozent der Bau-Betriebe ihre derzeitige Geschäftslage als gut, hat sich der Anteil schlechter Lageeinschätzungen mit einem aktuellen Wert von 15 Prozent zum Vorjahreswert verdoppelt. In der Ausbaubranche meldet mit 62 Prozent war die Mehrheit der Betriebe eine aktuell gute Geschäftslage, im Vorjahr lag der Anteil allerdings zehn Prozentpunkte höher.

Die Stimmung in der Gruppe der unternehmensnahen Dienstleister hat sich im Vergleich zum Vorjahr mit aktuell 112 Punkten deutlich verbessert.  Dennoch berichten lediglich 41 Prozent der Betriebe von einer derzeit guten Geschäftslage. Grund hierfür ist mitunter die Auftragsreichweite, welche sich im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent reduziert hat.

Das Kfz-Handwerk weist im Branchenvergleich mit 89 Punkten das schlechteste Geschäftsklima auf. In Anbetracht der seit Pandemiebeginn gesunkenen Mobilität, sind sowohl die rückläufige Auftragsentwicklung bei knapp zwei Drittel der Betriebe als auch die Umsatzrückgänge, die 68 Prozent verzeichnen, nicht verwunderlich. Für das kommende Quartal erwartet zwar beinah ein Drittel eine sich verbessernde Geschäftslage, da aktuell allerdings nur 14 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut bewerten, ist vorerst keine wirtschaftliche Erholung in Sicht.

Über mehrere Monate hinweg staatlich angeordnete Schließungen sorgten dafür, dass das Geschäftsklima im Handwerk für den persönlichen Bedarf (Friseure, Kosmetiker, Kunsthandwerker) auf 95 Punkte gesunken ist. Lediglich 28 Prozent der Betriebe bewerten ihre derzeitige Geschäftslage als gut, während knapp die Hälfte diese als schlecht empfindet.

Trotz der weiterhin umfangreichen Einschränkungen hat sich das Geschäftsklima im Lebensmittelhandwerk mit aktuell 102 Punkten geringfügig gegenüber dem Vorjahr verbessert. Die Unterschiede zwischen Bäckereien und Fleischereien mit oder ohne Cafébetrieb führen zudem dazu, dass sich die Wirtschaftslage innerhalb der Branche teils erheblich unterscheidet. So berichten 41 Prozent der stark betroffenen Betriebe von einer für diese Jahreszeit unterdurchschnittlichen Auftragslage, 2020 waren es noch zehn Prozent.

Mit 100 Punkten liegt das Geschäftsklima im Gesundheitshandwerk geringfügig über dem Vorjahreswert. Allerdings berichten so viele Betriebe wie in keiner anderen Branche (58 %) von einer unterdurchschnittlichen Auftragslage. Grund dafür sind u. a. pandemiebedingt ausgefallene Arztbesuche oder der Eingeschränkte Zugang zu Pflegeeinrichtungen.

 

Quelle: Handwerkskammer Dresden

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