Mo, 06.02.2017 , 17:42 Uhr

Denkmal baut Brücken von Dresden nach Aleppo

Dresden - Drei Buswracks sollen zu einem Symbol des Friedens, der Freiheit und der Menschlichkeit werden. Das Kunstwerk „Monument“ soll 2 Monate vor der Frauenkirche zu sehen sein. Der deutsch-syrische Künstler Manaf Halbouni will damit das Leid der Menschen in Syrien näherbringen.

Stimmen zu "Monument"

Die Stiftung Frauenkirche Dresden begrüßt die Installation MONUMENT des syrisch-deutschen Künstlers Manaf Halbouni als Zeichen der Mahnung an das Leid der von Krieg und Zerstörung betroffenen Menschen in Syrien und aller Welt und auch als Impuls zum festen Glauben an einen Neubeginn.

„Indem Manaf Halbouni sein Kunstwerk MONUMENT auf dem Dresdner Neumarkt unweit der Frauenkirche platziert, rücken scheinbar getrennte Welten näher aneinander: Aleppo und Dresden, Syrien und Deutschland, Krieg und Frieden. Mit ihrer kraftvollen Stille mahnt uns die Installation in der Sprache der Kunst eindringlich, über das Leid der Menschen, deren Leben und Existenz bedroht sind, nicht hinwegzusehen", erklärt Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt. „Doch das Kunstwerk sendet von diesem Platz, den es zunächst provokant zu stören scheint, noch eine weitere wichtige Botschaft. So wie die Frauenkirche im Geist des Friedens und der Versöhnung als Völker verbindende Initiative wieder errichtet werden konnte, kann auch in Syrien und an anderen von Krieg gezeichneten Orten der Welt Neues entstehen: wenn einstige Gegner sich die Hände reichen und den Weg der Versöhnung gehen. Danken wir Manaf Halbouni für den Impuls, darüber nachzudenken."

Die aus drei aufrecht stehenden Bussen geschaffene Skulptur MONUMENT wird im Rahmen des Kulturfestes „Am Fluss/At The River – Kunst, Theater, Performances, Konzerte, Gespräche, Workshops zu Kulturen des Ankommens entlang der Elbe" auf dem Dresdner Neumarkt gezeigt. Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative des Kunsthauses Dresden und des Societaetstheaters Dresden.

Quelle: Stiftung Frauenkirche Dresden

Lauter gegen Krieg!

Vor der wieder aufgebauten Frauenkirche steht seit heute ein Kunstwerk, das unabweisbar Zerstörung zeigt. Nicht erst seit seinem Diplom an der HfBK Dresden vor zwei Jahren befasst sich der syrische Künstler Manaf Halbouni mit der Situation in seinem Heimatland und meint damit auch die anderen grausamen Kriege in dieser Welt.

Er hat internationale Aufmerksamkeit gefunden und Diskussionen über die Möglichkeiten und die Notwendigkeit der Kunst ausgelöst. So nun auch in Dresden, wo sich einige Bürger angesichts der symbolischen Vernichtung vor der ebenso symbolischen Heilungsgeste erheblich provoziert fühlen und das Werk zudem als Angriff auf die Trauer um die Toten des Dresdner Feuersturms vom Februar 45 missdeuten.

Ja! Diese Kunst soll provozieren, soll uns aus der Lethargie reißen, die tägliche Medienberichte oft erzeugen. Nein! Tod und Trauer um die Opfer von Kriegen dürfen nicht instrumentalisiert und gegeneinander ausgespielt werden. Seit mehr als 70 Jahren leben die Deutschen im Frieden, während nicht nur in der arabischen Welt die kriegerischen Auseinandersetzungen immer weiter eskalierten.

Halbouni weist uns darauf hin, dass aus diesem historischen Privileg eines friedlichen Menschenalters und seiner Wurzeln in der Einigung Europas für die ganze Gesellschaft eine unleugbare Verantwortlichkeit resultiert. Und er tut das durch ein Kunstwerk, das nicht schreit, das keine Schmähreden führt, das keine Ausgrenzung fordert, das niemanden abwertet, keinen verurteilt und sich nicht durch vorschnelle Schuldzuweisung hervortut. Die große Geste des „rekonstruierten“ Neumarktes erfordert die beunruhigende Monumentalität, mit der Manaf Halbouni deutlich macht, dass Krieg kein Medienereignis ist, sondern für Millionen Menschen furchtbare, tägliche Realität. Für Menschen, die lieber in Ihrer Heimat blieben, statt sich todesmutig über das Meer zu wagen.

Was, wenn wir alle gemeinsam unsere Stimme endlich sehr viel lauter gegen den Krieg und nicht gegen die Opfer erheben? Gerade Dresden hätte dazu allen Grund.

Quelle: Matthias Flügge, Rektor Hochschule für bildende Künste Dresden

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