Leipzig- Hauptbahnhöfe, Imbissbuden, Plattenbauten. Für die meisten Menschen sind das Orte, die sie eher schnell wieder verlassen wollen.
Nicht so für Clemens Meyer. In seinen Geschichten verharrt der Leipziger Schriftsteller an solchen Schauplätzen und folgt den Menschen, die sie bevölkern - Außenseitern am Rande der Gesellschaft. So auch in seinem Erzählband «Die stillen Trabanten», der jetzt als Verfilmung in die Kinos kommt.
Ein tolles Ensemble hat sich dafür zusammengefunden. Martina Gedeck, Nastassja Kinski, Albrecht Schuch und Peter Kurth gehören dazu. «Die stillen Trabanten» folgt den Leben mehrerer Menschen in Leipzig, die zum Teil lose miteinander verbunden sind. Sie alle sind einsam, schlagen sich durch, und genießen die kurzen Momente zwischenmenschlichen Glücks, die ihnen im Laufe der Zeit geschenkt werden.
Man beobachtet die Menschen in diesem Film gerne, was zum einen an den grandiosen Schauspielerinnen und Schauspielern liegt. Und zum anderen an Meyers Erzählkunst, die es schafft, das Zärtliche mit dem Brutalen zu verbinden - und das immer ganz beiläufig und subtil. Meyer hat das Drehbuch gemeinsam mit Regisseur Thomas Stuber verfasst, wie schon bei «In den Gängen».
Er erzählt zum Beispiel vom Leben des Imbissbuden-Betreibers Jens (Schuch). Der steht mit einer Schürze zwischen seinen brutzelnden Fleischbatzen, sächselt mit seinen Kunden und wirkt dabei, man weiß nicht warum, zart und liebevoll. Er verliebt sich in seine Nachbarin Aischa (Lilith Stangenberg), die zum Islam konvertiert ist und heimlich mit Jens in einem Außenbereich des Plattenbaus raucht, in dem sie leben.
In «Die stillen Trabanten» gibt es viele solcher Szenen, die von der Suche nach Geborgenheit erzählen. Im Zentrum steht die Intimität, die die Figuren in den einzelnen Episoden zaghaft miteinander verhandeln.
Trabanten-Städte sind Großwohnsiedlungen - in der Astrologie aber beschreiben Trabanten Himmelskörper, die einen Planeten umkreisen. Ganz nahe kommen sie ihrem Anziehungsobjekt nie. Jens und den anderen Figuren ist in «Die stillen Trabanten» ein ähnliches Schicksal beschieden.
Quelle: dpa