Di., 19.12.2023 , 23:30 Uhr

Oberbürgermeister Dirk Hilbert bei PEGIDA-Gegendemo unerwünscht

(VIDEO) Dynamischer Demo-Montag in Dresden - PEGIDA läuft durch die Altstadt und Gegenprotest stellt sich quer

Dresden - PEGIDA-Anhänger feiern mit AfD-Fraktionschef Jörg Urban den ersten AfD-Oberbürgermeister Deutschlands in Pirna. Doch Gegendemonstranten blockieren den Aufmarsch - die Stimmung kocht hoch.

Aufgeheizte Stimmung an der Synagoge in Dresden: Hier blockierten Montagabend dutzende Gegendemonstranten einen Aufmarsch der rechtsextremen PEGIDA-Bewegung. Nur eine Polizeikette trennt die beiden Lager, die kaum zwei Meter voneinander entfernt stehen. Einzelne Demonstranten versuchen die Kette zu durchbrechen - die Polizei hindert sie daran.

Nach zwei Lautsprecherdurchsagen entscheidet sich die Polizei die linke Sitzblockade zu räumen, doch einige weigern sich freiwillig aufzustehen - Schmerzschreie sind zu hören. PEGIDA applaudiert und kann schließlich Richtung Schloßplatz weiterziehen.

Dort fand bereits um halb sieben der Auftakt zum Dresdner Demo-Abend statt. Das Bündnis "Herz statt Hetze" versammelte sich auf der Treppe der Brühlschen Terrasse, die "Banda Communale" sorgte hier für musikalische Begleitung. Auch Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) demonstrierte unauffällig in der Menge mit. Sein kommen hatte im Voraus für Wirbel gesorgt:

Die Gruppe "HOPE - fight racism", Anmelder einer weiteren Gegendemo mit hunderten Anhängern, wollte den OB nicht. "Dirk Hilbert, Sie sind nicht willkommen", hieß es in einem Statement. Ein Grund: das Treppensturzverfahren gegen Hilbert nach einem Streit mit seiner Frau das jedoch eingestellt wurde. Aber auch auf der politischen Ebene hagelt es Kritik gegen den OB seitens HOPE:

Durch nun fast schon ein Jahrzehnt des wegsehen, ignorieren und verharmlosen, hat er mit seiner Legislatur den Rechtsruck in Dresden maßgeblich vorangetragen und hat aus unserer Sicht eine Mitverantwortung für das rechtsextreme Problem in Dresden!

Oberbürgermeister Dirk Hilbert (graue Mütze) mischt sich unter die Demonstranten
Wollten den OB nicht - Gegendemo von "HOPE - fight racism"

Unterhalb der Treppe, auf dem Schloßplatz, kamen rund 1000 Anhänger der PEGIDA-Bewegung zusammen. Für die Polizei bedeutete die dynamische Gemengelage - Großeinsatz! Über 500 Einsatzkräfte hatten allerhand zu tun und trennten mit hunderten Metern an Absperrgittern die Aufzugsstrecke ab.

Während der Demonstration ließen die Gegendemonstranten PEGIDA nicht ungestört laufen. Zahlreiche Gegenproteste führten zum Spießroutenlauf für die Rechten durch die Innenstadt.

Abschließend sprach der AfD-Fraktionsvorsitzende Jörg Urban, feierte den Sieg von Tim Lochner in Pirna (wir berichteten hier) und schwärmte schon von Regierungsbeteiligungen seiner Partei nach den Landtagswahlen 2024.

Der antisemischen und rassistischen Verschwörungstheorie vom angeblichen "Bevölkerungsaustausch" in Deutschland sprach der Landtagsabgeordnete ebenso, wie von der "politisch motivierten" Einstufung des Verfassungsschutz seiner Partei als "rechtsextrem". Doch den Applaus seiner Anhänger und von PEGIDA-Chef Lutz Bachmann konnte sich Jörg Urban sicher sein. Bachmann bezeichnete Urban bereits als den "nächsten sächsischen Landesvater".