„Grundsätzlich beobachten wir eine zurückgehende Aktivität der Borkenkäfer“, erklärte Marco Horn von Sachsenforst gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Das zeige sich auch im Borkenkäfer-Monitoring, bei dem die Tiere mithilfe von Fallen erfasst werden. Erstmals habe man beim sogenannten Schadholz wieder ein Niveau erreicht, das dem Stand vor der letzten Massenvermehrung entspricht. Bereits seit 2020 sei ein rückläufiger Trend zu erkennen.
Besonders heftig traf es Sachsens Wälder in den Jahren vor 2020. In dieser Zeit kam es zu einer regelrechten Invasion der Borkenkäfer. Während sich der Schädling in durchschnittlichen Jahren in zwei Generationen vermehrt, waren es damals drei. Die Folgen sind dramatisch: Aus einem einzigen Weibchen können so bis zu 100.000 Käfer entstehen. Experten zufolge vervielfachen sich die Schäden mit jeder Generation.
Natürliche Fressfeinde allein reichen nicht aus, um eine solche Massenvermehrung einzudämmen. Der wirksamste Schutz besteht darin, befallenes oder beschädigtes Holz schnell aus dem Wald zu entfernen, bevor sich die Käfer weiter ausbreiten können.
Eine eindeutige Ursache für den aktuellen Rückgang gibt es laut Sachsenforst bislang nicht. Vermutet wird eine Kombination mehrerer Faktoren, die für den Käfer ungünstig sind. Diese Einflüsse seien jedoch regional unterschiedlich ausgeprägt und nicht vollständig identifizierbar.
Wahrscheinlich ist zudem ein allgemeiner Vitalitätsrückgang der Population des Buchdruckers, der wichtigsten Borkenkäferart. Gleichzeitig habe sich die Forstpraxis verbessert: Die Suche nach befallenen Bäumen und die Entnahme von Schadholz seien in vielen Teilen Sachsens effizienter geworden.
Ein weiterer Grund für die Entspannung: Viele der früher stark betroffenen Regionen sind inzwischen weitgehend frei von Fichten. Da diese Baumart dem Borkenkäfer als bevorzugter Brutraum dient, fehlen ihm dort nun die Lebensgrundlagen. Auch biologische Gegenspieler wie andere Käferarten, Wespen, Vögel – darunter Spechte, Meisen und Kleiber – sowie Pilze und Milben spielen zumindest eine begrenzte Rolle bei der Eindämmung.
Schäden durch Borkenkäfer sind kein neues Phänomen. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts wurden sie unter dem Begriff „Wurmtrocknis“ beschrieben. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu großflächigen Waldschäden. Besonders drastisch war das Jahr 2019, als in Sachsen rund 2,1 Millionen Kubikmeter Schadholz anfielen. 2018 waren es 825.000 Kubikmeter.
Borkenkäfer nisten sich zwischen Stamm und Rinde ein und fressen den Bast, wodurch die Nährstoffversorgung des Baumes unterbrochen wird – der Baum stirbt ab. Geschwächte oder kränkelnde Bäume sind besonders gefährdet, da die Käfer diese offenbar „riechen“ können. Extreme Kälte überstehen sie problemlos: Temperaturen bis minus 25 Grad sind dank eines körpereigenen Frostschutzmittels kein Problem. Empfindlich reagieren sie jedoch auf frühe Fröste im September oder späte Kälteeinbrüche im April.
Für Sachsens Wälder bringt 2025 damit vorsichtigen Optimismus – auch wenn Fachleute weiterhin zur Wachsamkeit raten.