Frankfurt/Main - Eintracht Frankfurt erteilt RB Leipzig im Topspiel der Fußball-Bundesliga eine Lehrstunde. Die Champions-League-Qualifikation gerät für die Sachsen in Gefahr. Es droht sogar der komplette Absturz.
Leipzigs Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer blickte anerkennend und fast schon etwas neidisch auf Eintracht Frankfurt. Die Hessen sind das, was RB Leipzig gerne wäre - und in der Fußball-Bundesliga dort, wo RB gerne wäre. Sowohl spielerisch als auch tabellarisch. «Wir spielen von links nach rechts und von rechts nach links und vielleicht mal wieder zurück und dann von links wieder nach rechts. Frankfurt - die waren sehr, sehr zielstrebig, sind in die Tiefe angelaufen», sagte Schäfer nach dem desolaten 0:4 bei der Eintracht. «Das, was Frankfurt heute gezeigt hat, ist eigentlich RB-Fußball. Das, was Frankfurt heute gezeigt hat, sollte uns eigentlich stark machen, sollte unsere Spielweise sein.»
Während die Träume der Eintracht von magischen Champions-League-Abenden gegen Real Madrid oder den FC Liverpool immer realer werden, droht den Leipzigern bei einem knackigen Restprogramm sogar noch der Absturz aus den Europapokal-Startplätzen. Für die Sachsen wäre das angesichts der eigenen Ansprüche eine Vollkatastrophe.
«Das ist ein sehr bitterer Abend für uns. Abermals in der Saison sind wir weder, was die Art und Weise angeht, noch, was das Ergebnis angeht, unseren Ansprüchen gerecht geworden. Und so wird es dann auch schwer», sagte Schäfer mit Blick auf das internationale Geschäft.nTabellarisch ist die Eintracht den Leipzigern sechs Punkte voraus, spielerisch waren es im Topduell des 31. Spieltages Welten. Auf Topniveau spielte nämlich nur die Eintracht. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase machte die Eintracht mit ihrem offensiven Spielstil mal wieder richtig Lust und Laune. RB spielte dagegen uninspiriert, unbeholfen - und vor allem erfolglos. Hinzu kam die Rote Karte für Abwehrspieler El Chadaille Bitshiabu wegen einer Notbremse in der 50. Minute beim Stand von 1:0 für Frankfurt. Anschließend war RB chancenlos. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Eintracht schon zuvor mehrere Großchancen vergab.
Auch der Trainerwechsel vor wenigen Wochen brachte nicht den gewünschten Effekt, als sich die Leipziger von Marco Rose trennten und Zsolt Löw als Nachfolger bis zum Saisonende präsentierten. Noch immer steht nicht fest, wer im Sommer übernehmen wird. Cesc Fàbregas, Thierry Henry, Sandro Wagner, Roger Schmidt? Es werden einige Namen heiß gehandelt, um die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen.
«Wir haben heute im Kollektiv versagt», räumte Löw nach der Pleite bei der Eintracht ein. Der 45-Jährige sparte nach dem Rückschlag im Rennen um die Champions-League-Qualifikation nicht mit Selbstkritik. «Wenn was nicht funktioniert - taktisch oder wenn die Mannschaft mental nicht gut vorbereitet ist -, dann bin natürlich in erster Linie ich dafür verantwortlich.»
Weil der SC Freiburg beim VfL Wolfsburg 1:0 gewann, ist RB auf den fünften Platz abgerutscht. Die Sachsen wären aktuell somit nicht für die Königsklasse qualifiziert. Eine erneute Europapokal-Teilnahme ist sogar komplett in Gefahr. Zwar beträgt der Rückstand auf Rang vier nur zwei Punkte, der Vorsprung auf Rang sieben ist jedoch geschmolzen.
«Dass der eine oder andere natürlich jetzt den Glauben an uns verloren hat, das kann ich ihnen nicht mehr übelnehmen nach dem Auftritt heute, aber man sollte uns niemals abschreiben», so Schäfer.
Am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) ist in Leipzig zudem der FC Bayern München zu Gast, der sich bei RB die Meisterschaft sichern will. «Wir haben noch drei Spiele übrig, wo wir noch Punkte holen können. Natürlich ist es nicht die einfachste Aufgabe, gegen Bayern München zu bestehen», sagte Löw. Man werde aber alles versuchen, um etwas Zählbares mitzunehmen.
(dpa)