Fr, 20.09.2019 , 15:34 Uhr

Frauenkirche Dresden präsentiert Musikjahr 2020

Dresden - Voller Erwartung blickt die Frauenkirche Dresden auf das Musikjahr 2020. Es setzt im 15. Jahr nach der Weihe des Gotteshauses besondere Akzente bei Werkauswahl und Ausführenden, pflegt die Internationalität und Breite und bindet die nächste Generation an Musikern und Publikum ein.

»Die Frauenkirche kann man nicht ohne Musik denken. Sie ist ein Gotteshaus, in dem geistliches Leben und musikalisches Erleben zusammenfinden«, betont Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt. Gemeinsam mit Artistic Director Daniel Hope, Frauenkirchenkantor Matthias Grünert und Frauenkirchenorganist Samuel Kummer blickt er voller Vorfreude auf das Musikjahr 2020. »Wir sind begeistert, mit welcher Intensität und Leidenschaft sich so viele und vielfältig künstlerisch Wirkende mit höchstem Anspruch dem musikalischen Leben hier verschreiben. Sie alle geben der Friedens- und Versöhnungsbotschaft dieser Kirche einen unverwechselbaren Klang.«

ENTDECKUNGEN

»Musik schafft einzigartige Begegnungsräume. Ihre Sprache ist universell und emotional. Sie konfrontiert und verbindet gleichermaßen. Das wollen wir im Musikjahr 2020 in vielfältiger Form nutzen«, erklärt Artistic Director Daniel Hope. Die Bandbreite der 36 von ihm kuratierten Konzerte ist immens. So gibt es Programme mit ungewöhnlichen Konzertformaten und Interpretationen, thematischen Schwerpunktsetzungen und interkulturellen Perspektiven.

Wenn Vivica Genaux und das Concerto Köln Werke von Vivaldi und Geminiani präsentieren, wird man Barockmusik ganz neu wahrnehmen. Die britischen King‘s Singers, der Cape Town Opera Chorus aus Südafrika und das Leipziger Vokalquintett Ensemble Nobiles zeigen mit ganz unterschiedlichen Ansätzen auf, wie sich Menschen über die Jahrhunderte und auf verschiedenen Kontinenten hinter Liedern vereinten: zur Überwindung von Not und Konflikt, auf der Suche nach Harmonie, getragen von Hoffnung und Spiritualität.

Andere Programme stellen besondere Verbindungen und spannende Themenbezüge her. Von Daniel Hope selbst mitgestaltet ist dabei beispielsweise der Abend mit dem Schauspieler Sebastian Koch, an dem beide Künstler lyrisch-klanglich dem »Paradies« nachspüren, sowie das tiefschürfende Programm »Fin de siècle«. Bei dem Projekt, das in Kooperation mit den Dresdner Musikfestspielen stattfindet, geht Daniel Hope mit dem Zürcher Kammerorchester auf die Suche nach der verlorenen Zeit. Nachdenklich und berührend richtet er bei einem Gedenkkonzert in der Unterkirche gemeinsam mit Ib Hausmann und dem Amatis Trio die Aufmerksamkeit auf die dunklen Kapitel deutscher Geschichte.

Weitere Konzerte schaffen neue Zugänge durch das Aufbrechen vertrauter Konstellationen. Das zeigt sich unter anderem an Besetzungen wie beim Konzert des Alma Mahler Chamber Orchestras, bei dem Mahlers 6. Sinfonie mit nur einem Instrument pro Stimmgruppe aufgeführt wird oder auch bei mutigen Programmkonstellationen. Das Stuttgarter Kammerorchester stellt Haydn Gubaidulina gegenüber, das Signum Saxophon-Quartett verbindet französischen Impressionismus mit lateinamerikanischen Klängen und Denys Proshayev führt von Bach zu Schostakowitsch. Beim Oratorium »Israel in Egypt – from Slavery to Freedom« mit dem Al Ol Ensemble und lʼarte del mondo trifft Händels großes Oratorium über den Exodus aus Ägypten auf Musik aus Israel und Palästina. Es entspinnt sich ein spannungsvoller Trialog der monotheistischen Weltreligionen.

BEDEUTENDE KOMPONISTENJUBILÄEN

Im Musikjahr 2020 gilt es, gleich mehrere Jubiläen großer Komponisten zu begehen. Ludwig van Beethoven, der vor 250 Jahren geboren wurde, steht als erster im Fokus. Daniel Hopes Auftaktkonzert im Januar mit Lynn HarrellMaxim Lando und dem Zürcher Kammerorchester präsentiert Beethovens selten gespieltes Tripelkonzert. Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn erweist dem Komponisten im Konzert mit dem französischen Pianisten Jean-Yves Thibaudet ebenso Reverenz.

Aus Anlass des 15. Kirchweihfestes erklingt im Oktober Beethovens Oratorium »Christus am Ölberge«. Da das Werk unmittelbar mit der Altarszene der Frauenkirche korrespondiert, die den betenden Jesus im Garten Gethsemane zeigt, sieht Frauenkirchenkantor Matthias Grünert an dieser Stelle einen zentralen Anspruch an die Musik der Frauenkirche verwirklicht. »Neben seiner eigentlichen bildkünstlerischen Aussage erkennen wir das Altarbildnis heute auch als mahnendes Kunstwerk, vor dessen Hintergrund wir dem Publikum unsere Werkinterpretationen offerieren. An welch anderem Ort verschmelzen Musik und Architektur, Raum und Zeit in dieser Weise? Neben der emotionalen Tiefe der Kirchenmusik erhält hier in der Frauenkirche die inhaltliche Aussage der Musik eine ganz eigene, intensive Dimension.«

Da sich 2020 der Geburtstag des französischen Komponisten Louis Vierne zum 150. Mal jährt, sind mehrere Orgelabende dem Schaffen des ehemaligen Organisten der Pariser Notre-Dame de Paris gewidmet. Im Rahmen des Dresdner Orgelzyklus bzw. der Internationalen Dresdner Orgelwochen erklingen über das ganze Jahr hinweg Vierne-Werke, die von Frauenkirchenorganist Samuel Kummer und seinen Dresdner Organistenkollegen ebenso interpretiert werden wie von internationalen Vierne-Experten wie Ben van OostenIsabelle Demers und Christophe Mantoux.

Einen kleinen Vorausgriff gestatten sich die Kirchenmusiker der Frauenkirche zudem mit Blick auf den im Jahr 2021 anstehenden 450. Geburtstag des Dresdner Hofkapellmeisters, Musikgelehrten und Organisten Michael Praetorius. Dessen reiches Vermächtnis wird im Konzertzyklus PRAETORIUS 2021–22 gebührend gewürdigt werden; bereits 2020 aber erklingen in einem Präludium ausgewählte Instrumentalwerke und Motetten in drei Geistlichen Sonntagsmusiken.

MUSICA SACRA

In der Frauenkirche werden im neuen Musikjahr die vier großen Vokalwerke Bachs – die Passionen nach Matthäus und Johannes, die h-Moll Messe und das Weihnachtsoratorium – zu hören sein. Sie sind wichtigen Punkten im Jahreslauf zugeordnet: dem Gedenken an die Zerstörung Dresdens, dem Karfreitag, dem Tag der Deutschen Einheit und der Vorweihnachtszeit. Sie werden jeweils vom Kammerchor der Frauenkirche und dem ensemble frauenkirche dresden unter der Leitung von Frauenkirchenkantor Matthias Grünert aufgeführt. Gemeinsam bringen sie zudem Händels »Messias« zu Gehör.

Der Chor der Frauenkirche widmet sich verschiedenen Messvertonungen. Seit vielen Jahren arbeitet er hierfür erfolgreich mit künstlerischen Partnern aus Sachsen und Thüringen zusammen. So erklingen Haydns Schöpfungs- bzw. Heiligmesse mit der Chursächsischen Philharmonie Bad Elster und dem Reußischen Kammerorchester Gera, Motetten von Praetorius mit dem Barockensemble Instrumenta Musica und Beethovens Oratorium dem Philharmonischen Orchester Altenburg-Gera. Mit Letztgenanntem tritt der Chor als Gastspielensemble auch zwei Mal im Jugendstiltheater Gera auf.

Das ensemble frauenkirche dresden ist weiterhin wichtigster Partner beider Chöre und in 20 Angebote eingebunden, präsentiert sich darüber hinaus aber auch mit zwei eigenen Programmen, die sich speziell Bach und Mozart widmen.

14 Sonntagsmusiken offerieren Schätze der Kirchenmusik, darunter kunstvolle Kantaten, Motetten, Messvertonungen und geistreiche Instrumentalwerke. Die Reihe, die von den Ensembles der Frauenkirche getragen und von ausgewählten Gastensembles bereichert wird, präsentiert einen abwechslungsreichen Querschnitt.

An der Kern-Orgel der Frauenkirche werden im Musikjahr 2020 viele neue Programme zu hören sein. Neben dem bereits erwähnten Vierne-Zyklus hat Frauenkirchenorganist Samuel Kummer thematische Bach-Abende konzipiert, die den Thomaskantor unter anderem im Spiegel seiner Zeit darstellen oder in Beziehung zu Werken aus Italien und Frankreich setzen. Die wunderbar festliche Kombination von Orgel und Bläsern ist mehrfach im Jahr zu hören, so beim sommerlichen Programm des Blechbläserensembles Ludwig Güttler und dem Organisten Friedrich Kircheis, einer Sonntagsmusik mit dem Leipziger Posaunenquartett OPUS 4 und bei der Weihnachtlichen Bläsermusik mit Harmonic Brass. Die beliebten »Orgelnächte bei Kerzenschein« finden ebenso ihre Fortsetzung wie die »Kirchenführungen und Orgelklang«.

FOKUS NÄCHSTE GENERATION

Ein besonderes Anliegen der Frauenkirche ist es, sowohl die junge Musikergeneration zu fördern, als auch junges Publikum an den Musikort Frauenkiche heranzuführen. Die Reihe »Young Artists« präsentiert an sieben Terminen Preisträger nationaler Nachwuchswettbewerbe sowie aufstrebende Musikerinnen und Musiker, die bereits auf internationalen Podien gestanden haben. Zu erleben sind die Pianisten Marcel Tienhao MokCathy Krier und Amadeus Wiesensee, die Violinistin Liv Migdal, der Posaunist Michael Buchanan und das Trio Marvin. Anknüpfend an den Erfolg im laufenden Musikjahr freut sich Daniel Hope zudem, 2020 erneut Stipendiaten der von seinem Mentor Yehudi Menuhin ins Leben gerufenen Stiftung »Live Music Now« in die Frauenkirche einzuladen.

Erweitert wird das Angebot für Kinder und Jugendliche. Zwei abendliche Entdeckungen laden unter der Überschrift »KlangRäume – RaumKlänge« zur aktiven Erkundung der unterschiedlichen Klangdimensionen von Unterkirche, Hauptraum und Hauptkuppelraum ein. Die Kirchenmusiker halten zwei neue Programme im Rahmen der »Junge Ohren«-Familienkonzerte bereit. Das musikalische Klassenzimmer öffnet acht Mal seine Türen.

Für alle Konzertangebote, bei denen die Stiftung Frauenkirche Dresden Veranstalter ist, gilt zudem ein für junge Leute äußerst attraktives Preisangebot: Bis zur Vollendung des 27. Lebensjahres kann eine 50-prozentige Ermäßigung in allen Preiskategorien in Anspruch genommen werden.

VORVERKAUF

Für die Mehrzahl der Veranstaltungen startet der Vorverkauf am 20. September 2019 um 9.00 Uhr. Detaillierte Informationen zu allen Angeboten sowie zu Platzgruppen und Ticketpreisen enthält die Jahresprogrammbroschüre »Musik 2020«, die ab sofort verfügbar ist.

 

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