So., 23.02.2025 , 22:00 Uhr

Bundestagswahl 2025

Gauland gewinnt in Chemnitz

Ex-AfD-Chef Gauland gewinnt den Chemnitzer Wahlkreis deutlich. CDU und SPD sind abgeschlagen auf Platz zwei und drei.

Gegen neun Uhr abends hatte die Stadt Chemnitz als erster von sechszehn Wahlkreisen in Sachsen alle Stimmen ausgezählt. Das Ergebnis schockte viele. AfD-Kandidat Alexander Gauland, der sich erstmals in Sachsens drittgrößter Stadt aufstellen ließ, hatte einen regelrechten Erdrutschsieg eingefahren. Mit 32,2% der Stimmen sicherte er sich einen deutlichen Vorsprung vor der zweitplatzierten CDU-Kandidatin Nora Seitz (21,4%). Detlef Müller, der als letzter Chemnitzer Bundestagsabgeordneter das Direktmandat innehatte, kam nur auf 16,7%.

Bei den vergangenen beiden Bundestagswahlen hatte es in Europas Kulturhauptstadt des Jahres 2025 für die AfD-Kandidaten Nico Köhler (2017, 24,0%) und Michael Klonovsky (2021, 21,9%) jeweils nur für Platz zwei gereicht. Mit der Nominierung von Gauland setzte die in Sachsen gesichert rechtsextreme Partei offenbar auf einen prominenten Ex-Bundesvorsitzenden als Zugpferd. Anscheinend ging das Kalkül auf. Der Sieg in einem Wahlkreis berechtigt mit der Wahlrechtsreform der Regierung Scholz nicht mehr automatisch zu einem Sitz im Bundestag; das Direktmandat wurde abgeschafft. Zudem war Gaulands Sitz über über den sechsten Platz auf der Landesliste auch ohne den Erfolg bei den Erststimmen bereits gut abgesichert. Vom ersten Wahlkreissieg der AfD in einer der drei sächsischen Großstädte geht aber eine gewisse symbolische Wirkung aus.

Die Ergebnisse der vergangenen Bundes- und Landtagswahlen hatten in Chemnitz auf ein offenes Rennen hingedeutet. Auch die Modellrechnungen der Meinungsforschungsinstitute Yougov und Insa waren nicht von einem derartigen Erfolg der AfD ausgegangen. Ein Endergebnis für Sachsen liegt noch nicht vor; bisher sind nur etwas mehr als die Hälfte der Stimmen im Freistaat ausgezählt.