Mi, 01.05.2019 , 09:53 Uhr

Hohe Nachfrage nach Fachkräften: Gute Berufsperspektiven für qualifizierte Arbeitnehmer in Sachsen

Dresden- Dass die Arbeitslosigkeit in manchen Teilen Sachsens selbst nach verbesserten Zahlen noch hoch ist, bildet nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite zeichnet sich als anhaltender Trend ein ganz anderes Bild ab: Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen suchen dringend nach qualifizierten Mitarbeitern. Handwerkliche und technische Berufe sind dabei der Hauptschauplatz – drei Porträts.

Der Arbeitsmarkt in Sachsen

Als Gründe für den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften gilt zum einen der verstärkte Wegzug vor allem junger Menschen. Zum anderen werden in den nächsten Jahren viele ältere Arbeitnehmer das Rentenalter erreichen, allein in Dresden rund 45.000. Eine Grafik des Fachkräftemonitors Sachsen, herausgegeben von der Industrie- und Handelskammer Leipzig, verdeutlicht, welch große Lücke auf dem Arbeitsmarkt zwischen Angebot und Nachfrage klafft: In den technischen Ausbildungsberufen beispielsweise stehen derzeit rund 495.000 Arbeitsuchenden etwa 543.000 offenen Stellen gegenüber. Das bedeutet, dass Unternehmen insgesamt circa 48.000 Stellen nicht adäquat besetzen können; allein in Dresden fehlen aktuell mehr als 10.000 Fachkräfte.

Gerade sehr kleine Unternehmen berichten von erheblichen Problemen oder zumindest Verzögerungen bei der Besetzung offener Stellen. Zu den besonders gefragten Berufen zählen in Sachsen unter anderem Busfahrer und Hebammen. Die folgenden drei Porträts zeigen, welche Branchen und Unternehmen außerdem stark betroffen sind, und wie die Politik Abhilfe zu schaffen gedenkt.

Der Automotive Aftermarket

Sachsen ist stark von ländlichen Regionen geprägt, wo der Individualverkehr für die Mobilität einen ganz anderen Stellenwert hat, als in Stadtgebieten mit ihrem Alternativangebot an öffentlichem Nahverkehr. Dem gesamten Automotive Aftermarket, also allen Aspekten rund um die Reparatur und Wartung von Pkw kommt daher eine hohe Bedeutung zu, sodass Fachkräfte mit einschlägigem Spezialkenntnissen vielerorts in Sachsen überdurchschnittlich gute Chancen haben. Alleine in und um Dresden gibt es eine Vielzahl an Werkstätten, die durch die Kundschaft aus Stadt und Umland mehr als ausgelastet sind. In den hiesigen Niederlassungen der Online-Werkstatt caroobi, die unter anderem auf Instandsetzungen defekter Motoren spezialisiert ist, wird Verstärkung für das bestehende Personal immer gerne gesehen. Entsprechend gut stehen dort die Chancen für Kfz-Experten. Die Kundschaft schätzt und erwartet deren Fachkenntnisse – schließlich liegt der Preis für eine Motorreparatur im vierstelligen Bereich. Für Auszubildende und Gesellen lohnt es sich daher, sich fortwährend weiterzubilden, denn Fachbetriebe suchen teils händeringend nach Mitarbeitern mit Zusatzqualifikationen.

Das Bauwesen

Auch die Baubranche meldet erheblichen Bedarf an, die Nachfrage nach Fachkräften reicht von Bauingenieuren bis Polieren. Der Mangel an geeigneten Bewerbern drückt sogar die Unternehmensbilanzen. Die auf Stahl- und Brückenbau spezialisierte Niesky GmbH beispielsweise hatte keinen Mangel an Aufträgen – im Gegenteil. „Unsere Bücher sind voll“, „zehn Facharbeiter und drei Ingenieure würde ich sofort einstellen“, konstatierte Geschäftsführer Wolfgang Gräßlin bereits im Jahr 2008. Von solchen Zuständen wissen Unternehmer auch zehn Jahre später ein Lied zu singen.

  

Bildrechte: Flickr Leipzig, winter 2006 Bon Adrien CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten

Kampagnen für Rückkehrer

Doch die Politik hat dazugelernt – und in der Zwischenzeit einige Maßnahmenpakete auf den Weg gebracht bzw. in Planung. Darunter sind die „Fachkräfteallianz“, die regionale Projekte fördert, oder die Initiative „sachsekommzurueck.de“ der Industrie- und Handelskammer Dresden, die gezielt qualifizierte Arbeitnehmer aus der Region anspricht mit dem Ziel, Wegzüglern eine Rückkehr nach Sachsen attraktiv zu machen. Und die wünschen sich unter anderem günstigen Wohnraum sowie eine gute Infrastruktur, etwa was die Ausstattung der Schulen und die Anzahl an Kita-Plätzen betrifft.

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