Chemnitz - Die Fachkräfteausschüsse der Industrie- und Handelskammern Chemnitz, Dresden und Leipzig haben sich am 16. Dezember in Chemnitz zu einer gemeinsamen Beratung getroffen. Im Mittelpunkt standen bildungspolitische Fragestellungen an der Schnittstelle von Schule, beruflicher Ausbildung und Wirtschaft. Als Gast nahm Sachsens Kultusminister Conrad Clemens an der Sitzung teil.
Thematische Schwerpunkte waren unter anderem der Übergang von der Schule in die Ausbildung, die Sicherung der Ausbildungsreife junger Menschen sowie die zukünftige Ausgestaltung des Berufsschulnetzes in Sachsen. Zudem wurden der Bedarf an Berufsschullehrkräften und die stärkere Verankerung wirtschaftlicher Inhalte und unternehmerischen Denkens im Schulunterricht erörtert.
Als konkrete Ansatzpunkte nannten die Fachausschüsse die Verstetigung einer verbindlichen Berufsorientierung an weiterführenden Schulen, zusätzliche Praktikumsmöglichkeiten auch an Gymnasien sowie eine bessere Abstimmung zwischen schulischen Berufsorientierungsangeboten und den Arbeitsagenturen. Kritisch thematisiert wurde der Unterrichtsausfall, insbesondere in den MINT-Fächern. Dieser trage nach Einschätzung der Ausschüsse dazu bei, dass viele Schulabgänger nicht ausreichend auf eine Ausbildung vorbereitet seien, was es Unternehmen zunehmend erschwere, geeigneten Nachwuchs zu finden. Vorgeschlagen wurde, ausgefallene Unterrichtsstunden durch Lernangebote an außerbetrieblichen Lernorten zu kompensieren.
Vor dem Hintergrund der laufenden Überprüfung des sogenannten Berufsschulnetzplanes durch die Sächsische Staatsregierung machten die Teilnehmenden deutlich, dass Schulstandorte künftig stärker an Ausbildungs- und Beschäftigungsschwerpunkten ausgerichtet werden müssten. Dabei spielten eine gute verkehrstechnische Erreichbarkeit sowie ausreichende Unterbringungsmöglichkeiten für Auszubildende eine zentrale Rolle. Ergänzend wurden flexiblere Lösungen zwischen Standort- und Wohnortprinzip, digitale Unterrichtsformate sowie modulare Ausbildungsbausteine diskutiert, um dem Lehrkräftemangel zu begegnen und die Wirtschaftlichkeit der Standorte zu sichern.
In einem Positionspapier, das im Anschluss an die Beratung an den Kultusminister übergeben wurde, fordern die IHKs, Faktoren wie Demografie, Lehrerversorgung, Schulausstattung, Erreichbarkeit und Unterbringung stärker in den Fokus zu rücken. Angeregt wird eine vorausschauende Konzentration von Schulstandorten, um die duale Ausbildung in Sachsen langfristig attraktiv und tragfähig zu gestalten.
Christoph Neuberg, Hauptgeschäftsführer der IHK Chemnitz, verwies auf die demografische Entwicklung und die daraus resultierenden Herausforderungen. Investitionsentscheidungen müssten bereits heute vorausschauend getroffen werden. Andernfalls drohten in wenigen Jahren kurzfristige und kostenintensive Notlösungen.
Die Gesprächsrunde machte deutlich, dass die anstehenden Herausforderungen nur durch ein gemeinsames Vorgehen von Politik, Verwaltung, Schulen und Wirtschaft bewältigt werden können. Die gemeinsame Sitzung unterstrich die Bedeutung eines kontinuierlichen Dialogs für eine nachhaltige Fachkräftesicherung in Sachsen.