So., 29.06.2025 , 17:15 Uhr

Haushaltssperren, Kürzungen, Kooperationen: Kommunen im Freistaat ringen mit Finanzengpässen

Jonsdorf spart – wie viele sächsische Kommunen

Der Luftkurort Jonsdorf im Landkreis Görlitz steht beispielhaft für viele sächsische Kommunen: zahlreiche Freizeitangebote, aber kaum finanzielle Mittel, um diese auch langfristig zu erhalten. Die Folgen sind für die Bürgerinnen und Bürger spürbar und zunehmend alltäglich.

So bleibt das örtliche Gebirgsbad im Sommer 2025 nur an sechs Tagen pro Woche geöffnet, jeweils von 10 bis 19 Uhr. Bürgermeisterin Kati Wenzel (Freie Wähler) zeigt sich dennoch erleichtert. Trotz Haushaltssperre konnte die Gemeinde mit Unterstützung benachbarter Orte einen Minimalbetrieb realisieren. „Ohne die interkommunale Zusammenarbeit mit Olbersdorf und ehrenamtliche Helfer wäre das nicht möglich gewesen“, so Wenzel.

Finanzieller Druck wächst

Die Finanzlage vieler sächsischer Kommunen ist angespannt. Der Sächsische Städte- und Gemeindetag spricht von einer „dramatischen Zuspitzung“. Für das Jahr 2024 wird das kommunale Defizit im Freistaat auf rund 680 Millionen Euro geschätzt. Gleichzeitig prognostizieren aktuelle Steuerschätzungen sinkende Einnahmen. 2025 erwartet das sächsische Finanzministerium nur 5,0 Milliarden Euro an kommunalen Steuern, dass sind 116 Millionen Euro weniger als noch im Herbst 2024 angenommen.

Der Freistaat will somit den Rückgang durch Mittel aus dem Finanzausgleich kompensieren. Ob das ausreicht, bleibt ungewiss. So hat etwa der Landkreis Görlitz noch keinen beschlossenen Haushalt für die Jahre 2025/26, ein Fehlbetrag im dreistelligen Millionenbereich steht im Raum.

Ehrenamt wird zur tragenden Säule

Für kleine Gemeinden wie Jonsdorf, mit rund 1.400 Einwohnern, ist das Ehrenamt inzwischen unverzichtbar. Die Eisarena im Ort konnte im vergangenen Winter nur mithilfe von Freiwilligen im Notbetrieb laufen. Die Besucherresonanz war groß: rund 25.000 Menschen kamen von Ende November bis März zum Eislaufen. Doch eine Wiederholung ist fraglich. „Die Personalsituation, aber auch die veraltete Kühltechnik machen einen weiteren Notbetrieb derzeit unrealistisch“, erklärt Bürgermeisterin Wenzel.

Auch die Waldbühne Jonsdorf, bislang Spielstätte des Gerhart-Hauptmann-Theaters, konnte nur durch ein neues Modell erhalten werden: Anfang 2025 übernahm der Landkreis Görlitz das Gelände in Erbbaupacht. Damit ist die Gemeinde zumindest an dieser Stelle finanziell entlastet. Hintergrund: Die Jonsdorfer Kur- und Tourismus GmbH, die bisher Bad, Eishalle und Bühne verwaltete, wurde im Frühjahr 2024 aufgelöst.

Zwischen Kürzung und Kooperation

„Wir sind pleite“, sagt Wenzel offen. Der Satz trifft den Kern einer Entwicklung, die viele Städte und Gemeinden in Sachsen betrifft. Die Spielräume schrumpfen, das Angebot wird kleiner, oft helfen nur neue Allianzen. In Jonsdorf existiert seit dem Jahr 2000 eine Verwaltungsgemeinschaft mit Nachbarkommunen. Solche Modelle helfen, Ressourcen zu bündeln und Kosten zu senken.

Wie sich die Zukunft der Eisarena gestalten lässt, bleibt offen. Bürgermeisterin Wenzel wünscht sich eine Lösung für den Breitensport doch Planungssicherheit fehlt. So steht Jonsdorf stellvertretend für ein wachsendes Dilemma in Sachsen: Wo sparen notwendig wird, geraten ausgerechnet jene Angebote in Bedrängnis, die Lebensqualität und Gemeinschaft fördern.