Zwickau – Die Justizvollzugsanstalt Zwickau-Marienthal, ein gemeinsames Großprojekt der Freistaaten Sachsen und Thüringen, soll nun bis 2029 fertiggestellt und ab 2030 in Betrieb genommen werden. Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich auf rund 476 Millionen Euro, zuzüglich einer Risikovorsorge von 24 Millionen Euro für mögliche Preissteigerungen.
Nach gravierenden Verzögerungen, einer Vertragskündigung mit dem bisherigen Generalplaner und umfangreichen Mängelfeststellungen, haben sich die beiden Bundesländer nun auf eine strategische Neuausrichtung geeinigt. Künftig soll ein sogenannter Totalunternehmer das Bauvorhaben umsetzen – also sowohl Planung als auch Bau aus einer Hand übernehmen. Ziel ist ein wirtschaftlich effizienter Bauablauf ohne weitere Unterbrechungen.
Der Neubau der JVA ist dringend notwendig. Die bestehenden Haftanstalten in beiden Ländern entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen an einen sicheren und menschenwürdigen Strafvollzug. Geplant sind insgesamt 820 Haftplätze – 370 für Thüringen, 450 für Sachsen. Das etwa 25 Hektar große Gelände in Zwickau-Marienthal umfasst sechs Hafthäuser, eine Sporthalle, Arbeitsbetriebe sowie ein Besucherzentrum.
Der Bauverlauf war bisher von zahlreichen Problemen geprägt:
Erst mit dem neuen Generalplaner „Sahlmann und Partner“ wurde ein Konzept zur Fertigstellung erstellt. Dieses wurde jedoch nicht umgesetzt, da es den komplexen Anforderungen nicht gerecht wurde. Stattdessen wird nun auf das Totalunternehmer-Modell gesetzt.
Sachsens Staatssekretär Sebastian Hecht betont: „Wir stehen weiter zu diesem Bauvorhaben – auch wenn es kompliziert ist. Die JVA ist notwendig, um moderne Haftbedingungen zu schaffen.“
Sein thüringischer Amtskollege Dr. Tobias Knoblich ergänzte: „Für uns war es wichtig, das Projekt auf Augenhöhe mitzugestalten und verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen.“
Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen beider Bundesländer zeigen, dass der Weiterbau trotz gestiegener Kosten langfristig günstiger ist als ein Neubau oder die Sanierung älterer Haftanstalten.
Die Bauarbeiten sollen 2027 wiederaufgenommen werden – mit dem Ziel, die JVA bis Ende 2029 baulich abzuschließen.