Mo., 10.11.2025 , 13:36 Uhr

Lehrergewerkschaften fordern Kurswechsel und Rücknahme des Maßnahmenpakets

Lehrermangel: Kritik an SMK-Maßnahmen wächst

Drei Monate nach dem Start der SMK-Maßnahmen wächst die Kritik. SLV und GEW Sachsen sehen Schulen stärker belastet und fordern eine neue Personalstrategie für den Bildungsbereich.

Lehrermangel spitzt sich zu – Gewerkschaften ziehen kritische Zwischenbilanz
Drei Monate nach Beginn des Schuljahres 2025/2026 üben Lehrkräfteverbände scharfe Kritik an den Maßnahmen des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus (SMK). Sowohl der Sächsische Lehrerverband (SLV) als auch die Bildungsgewerkschaft GEW Sachsen sehen in den jüngsten Entscheidungen keine Entlastung, sondern eine deutliche Verschärfung der ohnehin angespannten Situation an Sachsens Schulen.

SLV: Maßnahmen destabilisieren Schulen
Der Sächsische Lehrerverband wirft dem Kultusministerium „Aktionismus statt Strategie“ vor. Laut SLV-Landesvorsitzendem Michael Jung hätten die kurzfristigen Abordnungen und Umverteilungen von Lehrkräften funktionierende Schulstrukturen zerstört und die Unterrichtsversorgung vielerorts weiter verschlechtert. Besonders betroffen seien Grund- und Förderschulen, an denen es vermehrt zu fachfremdem Unterricht und fehlender Vorbereitung komme.

Lehrkräfte berichten dem Verband zufolge von kurzfristigen Versetzungen ohne ausreichende Einarbeitung. Sozialkriterien seien oft unberücksichtigt geblieben, was zu großer Verunsicherung geführt habe. „Die Leidtragenden sind Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern“, so Jung.

Integration und Unterrichtsqualität unter Druck
Auch die schulische Integration habe unter den neuen Regelungen gelitten. Durch den Wegfall von Vorbereitungsklassen und der Kürzung spezialisierter Sprachförderstunden (DaZ) seien die Belastungen für Klassenlehrkräfte erheblich gestiegen. Sie müssten nun ohne zusätzliche Unterstützung Sprachförderung und Differenzierung leisten – vielfach ohne entsprechende Qualifikation.

Parallel wurden Anrechnungsstunden für Fachberater und Ausbildungsleiter reduziert. Das erschwere Beratung und Qualitätssicherung zusätzlich.

GEW Sachsen: „Kurzfristige Lösungen greifen nicht“
Auch die GEW Sachsen zieht eine ernüchternde Bilanz. Vorsitzender Burkhard Naumann kritisiert, das Maßnahmenpaket habe „die Situation an den meisten Schulen verschärft, anstatt sie zu verbessern“. Kürzungen bei Abminderungsstunden führten zu noch weniger Zeit für Unterrichtsvorbereitung und individuelle Schülerbetreuung.

Zudem hätten Abordnungen von Lehrkräften an andere Schularten keine Entlastung gebracht, sondern lediglich Probleme verschoben. Seit Inkrafttreten der SMK-Maßnahmen häuften sich Überlastungsanzeigen und steigende Krankenstände – besonders bei abgeordneten Lehrkräften.

Die GEW fordert daher die Rücknahme der Maßnahmen und die Aushandlung eines neuen Bildungspakets. Dieses solle unter anderem mehr Schulassistenz, eine verlässliche Arbeitszeiterfassung und Schutz vor Abordnungen für ältere Lehrkräfte enthalten.

Ursachen liegen tiefer
Beide Verbände sehen die Probleme in einer langfristig verfehlten Personalpolitik. Fehlende Ausbildungskapazitäten, zu späte Verbeamtung und unzureichende Planung hätten zu einem massiven Lehrkräftemangel geführt. Kurzfristige Eingriffe ohne klare Strategie könnten diesen strukturellen Mangel nicht beheben.

Der SLV fordert eine nachhaltige Personalplanung, schulscharfe Ausschreibungen und verbindliche Fortbildungen bei Abordnungen. Außerdem müsse die Schulaufsicht wieder stärker vor Ort präsent sein.

Petition für politischen Kurswechsel
Der SLV hat die Petition „Stoppt das Maßnahmenpaket des SMK!“ gestartet. Ziel ist es, den Sächsischen Landtag zu einer erneuten Prüfung und zu einem Kurswechsel in der Bildungspolitik zu bewegen.

Beide Verbände betonen: Nur durch Dialog, langfristige Planung und gezielte Förderung könne das Bildungssystem in Sachsen stabilisiert werden.