Mi., 29.01.2025 , 11:12 Uhr

Der ungewöhnliche Ansatz könnte dazu beitragen, den Fachkräftemangel abzumildern.

Alternatives Schulmodell: Flexibilität und Praxisnähe für die Zukunft

Chemnitz- Während viele Schulen in Sachsen mit Lehrermangel und Unterrichtsausfall zu kämpfen haben, zeigt eine Chemnitzer Bildungseinrichtung, dass es auch anders geht. Mit einem innovativen Konzept setzt sie auf mehr Flexibilität für Lehrkräfte und eine frühzeitige Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler.

Überlastete Lehrkräfte, Unterrichtsausfall, Lehrkräftemangel: Die Stichpunkte, die im Zusammenhang mit den staatlichen Schulen Sachsens immer wieder auftauchen, sorgen regelmäßig für Unmut. Diesen Unmut tragen auch Unternehmer in Sachsen vor sich her – insbesondere dann, wenn sie Auszubildende suchen. Stand November 2024 blieben bis zu 2.300 Ausbildungsstellen unbesetzt.
Probleme, die man in einem Chemnitzer Hinterhof ganz offensiv angeht. Die Friedrich-August-III.-Oberschule, auf dem Chemnitzer Kaßberg gelegen, befindet sich in freier Trägerschaft. Die Bildungseinrichtung hat kaum Probleme, Lehrkräfte zu akquirieren. Hohe Löhne sollen dabei kaum eine Rolle spielen. Vielmehr gehe es um ein gewisses Maß an Flexibilität, das der Schulträger voraussetze, aber auch an die Lehrkräfte zurückgebe. Außerdem seien die Lehrer auf eigenen Wunsch an dieser Schule tätig – Dinge, die im staatlichen Schulsystem so nicht angelegt sind. Torsten Herbst ist Bundestagsabgeordneter für die FDP. Im Interview mit Sachsen Fernsehen verwies der Politiker auf die staatliche Zuteilung der Lehrkräfte und darauf, dass die Abläufe im Schulbetrieb in ein enges Korsett gebunden und somit wenig flexibel seien.

Das alternative Modell hat  noch einen weiteren Vorteil. Von Schulstart an wird in der Bildungseinrichtung berufsorientiert unterrichtet. Während an staatlichen Schulen maximal zwei berufsvorbereitende Praktika die Regel sind, schauen die Unternehmer der Region auf dem Kaßberg schon ab Klasse 5 im Schulhaus vorbei.

Die Herangehensweise der Schule kommt nicht nur bei Unternehmern der Region gut an. Die von uns befragten Schülerinnen und Schüler zeigten sich vom Schulmodell ebenfalls angetan.

Trotz der Berufsbegleitung soll der schulische Anteil in der Einrichtung nicht zu kurz kommen. Das darf er auch nicht, denn es handelt sich um eine staatlich anerkannte Schule. Dementsprechend muss das gleiche Wissen wie an staatlichen Schulen vermittelt werden. Dies geschieht vor allem in geraffter Form und mit einer flexiblen Umsetzung des Lehrplans. Das scheint recht gut zu funktionieren: 2025 stehen die ersten Oberschulabschlüsse an, und es läuft gut – vor allem auch, was die Lehrstellen angeht. 20 Schülerinnen und Schüler hätten schon jetzt ihren Ausbildungsplatz im Wunschbetrieb sicher, während der Rest den höheren Bildungsweg einschlage.

Das scheinen auch die Eltern der Schülerinnen und Schüler so zu sehen, denn die Warteliste für Plätze in der Einrichtung ist trotz der anfallenden Gebühren lang. Der ungewöhnliche Ansatz könnte zudem dazu beitragen, den Fachkräftemangel abzumildern und damit der gesamten Region langfristig zugutekommen.