Sachsen- Zum Wochenstart standen die Bänder bei Volkswagen in Sachsen erneut still. Mit einem Warnstreik wollten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gehör bei der Konzernspitze verschaffen. Diese traf sich am Montag mit Vertretern der IG Metall zur vierten Tarifrunde, um über die Zukunft der Beschäftigten zu verhandeln. Doch die Fronten scheinen verhärtet: Während der Konzern auf Lohnkürzungen pocht, fordert die IG Metall höhere Löhne und den Erhalt der Werke.
Das Wetter zum Wochenstart lud eigentlich nicht zum Aufenthalt im Freien ein. Das tat es auch letzten Montag nicht, und trotzdem kamen mehrere tausend Mitarbeitende von VW Sachsen vor den Werkstoren zusammen. Und auch sieben Tage später scheint der Kampfgeist ungebrochen, denn erneut fand sich eine Vielzahl von Arbeiterinnen und Arbeitern zum Wochenstart auf der Straße wieder. Verständlich, denn das, was da gerade hinter verschlossenen Türen in Wolfsburg verhandelt wird, hat das Zeug, die Automobillandschaft im Freistaat nachhaltig zu verändern. Der Autobauer VW steckt tief in der Krise. Hohe Kosten am Standort Deutschland treffen auf ein Überangebot an Elektroautos aus Fernost. Um den Karren wieder in die Spur zu bringen, sollen nun Werke geschlossen und Löhne gekürzt werden. Die Führungsetage zeigte sich in der Vergangenheit wenig kompromissbereit. Dementsprechend skeptisch schauen die tonangebenden Gewerkschafter auf die laufenden Verhandlungen.
Auch in Chemnitz stand der Wochenbeginn im Zeichen des Warnstreikes. Das dortige Motorenwerk schaut in eine ungewisse Zukunft. Denn die Fertigung von Verbrennermotoren neigt sich dem Ende zu. Man habe alternative Konzepte vorgelegt, erklärte Eddie Kruppa, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Chemnitz. Gehör hätte man sich damit allerdings nicht verschafft, und so müsse eben der Arbeitskampf verschärft werden. Für die Arbeitnehmervertreter kommt der Autobauer mit den relativ kurzen Streiks recht billig davon. Deshalb müsse über eine Ausweitung des Arbeitskampfes nachgedacht werden. Es drohen 24-Stunden-Streiks – und womöglich noch längere Ausstände. Detlef Müller ist Chemnitzer Bundestagsabgeordneter der SPD. Aus seiner Sicht habe die Konzernspitze eigentlich immer recht gut mit den Arbeitnehmervertretern zusammengearbeitet. Das scheine im aktuellen Fall allerdings nicht zu gelingen. Verständlich, denn wenn der Absatz dramatisch schwächelt, muss eben jeder Euro zweimal umgedreht oder verhandelt werden. Aus Sicht des Politikers habe der VW-Konzern jedoch seine Hausaufgaben nicht gemacht und müsse nun vor allem bei der Modellvielfalt und den hohen Preisen nachlegen. Ein weiteres Problem seien die hohen Energiekosten, denen politisch Rechnung getragen werden müsse.
Aus Sicht der Gewerkschafter könne man sich durchaus noch bis Ende des Monats einigen – ein wenig Kompromissbereitschaft vorausgesetzt. Mit Blick auf die Situation im Konzern dürfte sich ein Weihnachtswunder allerdings nicht anbahnen. Ein Wunder wäre auch die Fortbeschäftigung aller rund 11.000 Beschäftigten in Sachsen. An diesem Ziel sollten die Beteiligten trotz aller Widrigkeiten arbeiten. Denn ein weiterer Niedergang der Autoindustrie hätte auch unabsehbare Folgen für die Zulieferindustrie, die gerade in den strukturschwachen Gegenden des Freistaates viele Arbeitsplätze vorhält.