Do., 12.06.2025 , 15:58 Uhr

Den drohenden Wegfall der Schulassistenzen will man in Chemnitz nicht einfach hinnehmen

Assistenzen vor dem Aus? - Sparzwang bedroht Schulhelfer in Sachsen

Chemnitz- In Sachsens Schulen wächst die Sorge: Die sogenannten Schulassistenzen könnten Sparmaßnahmen zum Opfer fallen. Dabei entlasten sie Lehrkräfte und stärken Schüler – gerade dort, wo Unterstützung am dringendsten gebraucht wird. In der Chemnitzer Kooperationsschule will man das nicht so einfach hinnehmen und kämpft um den Erhalt der Stellen. Ob das gelingen kann, scheint allerdings ungewiss.

Die zähen Haushaltsverhandlungen im Freistaat sorgen für Unmut. Vor allem die geplanten Kürzungen im sozialen Bereich führen zu Verunsicherung bei den Betroffenen. Zumal noch nicht final festzustehen scheint, wo genau der Rotstift angesetzt wird – klar ist nur: Es muss gespart werden. Und das womöglich auch an Sachsens Schulen. Genauer gesagt: bei den Schulassistenzen. Diese wurden 2018 eingeführt und unterstützen seitdem die Lehrkräfte – im Unterricht, bei Engpässen im Stundenplan, bei der Inklusion sowie bei Problemen außerhalb des Lehrstoffs. Doch genau diese Hilfe steht nun zur Debatte. Nicole Klug und Sebastian Behr arbeiten als Schulassistenzen an der Kooperationsschule Chemnitz. Aus Sicht der gelernten Erzieher würde ein Wegfall ihrer Stellen vor allem die individuelle Betreuung gefährden. Die verbleibenden Lehrkräfte könnten kaum noch auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingehen. Und wer nicht mitkomme, bleibe auf der Strecke. Aus der aktuellen Situation ergibt sich noch ein weiteres Problem: Falls die Schulassistenzen doch noch im künftigen Haushalt berücksichtigt werden, könnte die Zusage zu spät kommen. Die Kündigungen wären bereits wirksam, und man müsste neues Personal finden – das sich erst eine Vertrauensbasis zu den Schülerinnen und Schülern erarbeiten müsste. Katrin Jeschorek, Schulleiterin der Kooperationsschule Chemnitz, berichtet, man habe alles getan, um die Stellen zu retten. Auf einen Brief habe sie zwar eine Antwort erhalten, konkrete Zusagen blieben jedoch aus. Allerdings sei dem Ministerium bewusst, in welchem sensiblen Bereich Einschnitte drohen.

Den drohenden Wegfall der Schulassistenzen will man in Chemnitz nicht einfach hinnehmen. Im Eingangsbereich der Bildungseinrichtung stapeln sich inzwischen Bilder und Plakate, die den Erhalt der Stellen fordern. Ohne „die beiden“ – darin waren sich Schülerinnen und Schüler im Gespräch mit Sachsen Fernsehen einig – wäre der Schulalltag deutlich schwieriger zu bewältigen. Es gehe dabei nicht nur um Unterstützung bei den Hausaufgaben, sondern auch um persönliche Bindung. Das bestätigt auch Rebecca Wienhold. Aus Sicht der Lehrerin einer zweiten Klasse an der Schule sorgen die Schulassistenzen für ein angenehmes Lernklima. Im oft hektischen Schulalltag seien sie ein wichtiger Teil des Teams. Ohne diese Unterstützung sei eine individuelle Förderung kaum möglich.
Auch unter den Eltern der betroffenen Kinder wird die Situation diskutiert. Boris Kaiser, Vater eines Schulkindes der Kooperationsschule, sieht ein grundsätzliches Missverständnis: Es mangele an der Bereitschaft, Schulden aufzunehmen. Doch ein Euro, der im Bildungsbereich investiert wird, sei keine bloße Ausgabe, sondern eine Investition – deren Wirkung sich allerdings erst später zeige.
Noch scheint das letzte Wort nicht gesprochen. Bis zum 26. Juni soll der sächsische Haushalt beschlossen werden. Ob das gelingt, ist ebenso ungewiss wie der Erhalt der Schulassistenzen im Freistaat. Entscheidend wird sein, ob sich Oppositionsparteien wie BSW, Linke und Grüne mit ihrer Forderung durchsetzen können, den Haushalt durch neue Schulden etwas zu entlasten. Gelingt das nicht, zahlen im Fall der Schulassistenzen vermutlich die Schwächsten auf die Zeche. Denn von der  Unterstützung der Schulhelfer profitieren zwar alle – am meisten jedoch jene, die es ohnehin schwerer haben als der Durchschnitt.